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"Eklat" im EU-Parlament

Nein, warum auch? Er kann doch ehrlich sein und nicht Kommissar werden. Andere sind ehrlich und werden es, weil sie keine unakzeptable Einstellung haben. Wo ist da das Problem? :P
Frag mal den Papst ob die Ansicht so unakzeptabel ist :B
Was ich versuche zu sagen ist, dass es alles Ansichtssache ist. Sicher, für dich, mich und die meisten anderen hier ist es unakzeptabel. aber wir sind nicht die ultima ratio.
Solange er die Leute nicht vor dem gsetz diekriminiert kann es doch eigentlich wurscht sein, was er persönlich über sie denkt. Ein Richter muss das schließlich auch können. Es gibt bestimmt Situationen in denen Richter Leute persönlich nicht ausstehen können, oder sie für schuldig halten, aber sie dennoch frei sprechen müssen, aufgrund der gesetzeslage. Warum gibt man ihn nicht die Chance dies auch zu tun ??
Aber wie gesagt die ganze Aufregung ist sowieso völlig fehl am Platz. Er ist es nicht geworden und damit ist das jetzt gegessen......
 
BM_W am 27.10.2004 21:18 schrieb:
davidian2000 am 27.10.2004 20:46 schrieb:
weltliches recht oder unrecht ok, aber bitte keine mittelalterlichen sünde-phrasen aus dem hause vatikan... :$

Aber nach wie vor hat doch jeder Mensch das Recht auf freie Meinungsäußerung und darf wegen eben seiner Meinung nicht diskriminiert werden, oder?
Und wenn er nun Homosexualität nicht gutheißt, dann soll er doch so denken, solange er deswegen niemanden einsperrt...


Wird er ja auch nicht. Aber er soll ja nicht als Mensch agieren, sondern hätte mit dem Justizressort eben grade vor allem als Vertreter und Beauftragter eben der Minderheiten, die er aus seinem (privaten) Glauben heraus angreift, agieren sollen. Das er das mit der gebotenen Objektivität hätte tun können, ist aus seiner Geschichte heraus und seinen Äußerungen her schwer zu bezweifeln.

Ich kanns nicht besser verständlich machen, als indem ich die folgenden Artikel zitiere:

1: Rocco und seine Glaubensbrüder
Was dieser Mann über Sex denkt, ist nicht wichtig. Privat mag Rocco Buttiglione ja gerne glauben, dass Homosexualität eine Sünde ist und eine berufstätige Frau eine Rabenmutter. Das allein würde ihn noch nicht für den Posten eines EU-Kommissars disqualifizieren. Die Stärke des säkularen Europas beruht ja gerade darauf, Fragen der persönlichen Überzeugungen von denen praktischer Verantwortung zu trennen.

So gesehen könnte Buttiglione also den Job übernehmen, für den EU-Kommissionspräsident Barroso ihn vorgesehen hat - wenn seine Meinungsäußerungen tatsächlich nur individuelle Bekundungen wären. Tatsächlich aber hat sich Buttiglione politisch in solchen Fragen längst hinlänglich profiliert. Der Weggefährte Berlusconis hat in der Vergangenheit behauptet, nichtchristliche Zuwanderer seien krimineller als Christen, jedenfalls als Katholiken. Und im Grundrechtekonvent der EU hat er sich für die Streichung jenes Passus eingesetzt, in dem ein Verbot von Diskriminierungen aufgrund sexueller Orientierung formuliert war.

Das hätte EU-Kommissionspräsident José Barroso vielleicht nicht daran hindern müssen, den italienischen Kandidaten mit der Zuständigkeit für die Schwerindustrie zu beauftragen. Aber Buttiglione soll nun ausgerechnet jenes Ressort erhalten, das mit den wichtigsten Kulturkämpfen innerhalb der westlichen Welt verbunden ist. Für diesen Job aber ist Buttiglione untragbar: Die Abgeordneten des Europaparlaments haben allen Grund, die designierte EU-Kommission darum in ihrer morgigen Abstimmung durchfallen zu lassen.

Das ist keine Diskriminierung eines gläubigen Katholiken, wie konservative Stimmen meinen. Sondern lediglich die Ablehnung eines katholischen Fundamentalismus, der sich am Mittelalter orientiert. Und darum geht Gerhard Schröders Mahnung, Buttigliones Recht auf freie Meinungsäußerung zu tolerieren, auch fehl: Eine konträre Meinung auszuhalten, ist das eine. Etwas anderes ist es aber, einen vatikanischen Eiferer ertragen zu müssen, der für die europäische Vielfalt an Lebensformen eben nicht steht. "



und 2:

Es gibt keine antikatholische Verschwörung in Europa", sagt Gianni Vattimo

Nach Buttigliones Niederlage in Brüssel inszenieren sich die Katholiken als verfolgte Minderheit - zu Unrecht
taz: Herr Vattimo, Rocco Buttiglione ist spektakulär gescheitert. Hat also die von ihm beschworene antikatholische Verschwörung in Europa gesiegt?

Gianni Vattimo: Ich kann keine antikatholische Verschwörung sehen. Buttiglione ist ja nicht nur Katholik - er ist katholischer Integralist [orthodox-konservative Strömung, A. d. R.]. Schauen Sie: Auch ich bin gläubiger Katholik, aber ich bin kein Integralist.

Buttiglione und seine Parteigänger sehen aber eine frontale Attacke der Feinde des Christentums - eine antiliberale Attacke, die den Christen ihre Gewissensfreiheit bestreite.

Jene, die anderen ihre Wahrheiten aufoktroyieren wollen, sind doch die Katholiken à la Buttiglione. Wenn einer sagt, "Scheidung ist verboten", und der andere antwortet: "Wer will, soll sich scheiden lassen können" - wer von den beiden ist liberal? Keiner will doch Buttiglione zwingen, sich scheiden zu lassen. Er dagegen möchte andere Leute zwingen, sich nicht scheiden zu lassen, und er möchte auch die Homosexuellen schlecht behandeln. Gustavo Contadini, ein übrigens katholischer Professor, hat das vor Jahren auf den Punkt gebracht: "Wenn die Katholiken sich in der Minderheit fühlen, dann reden sie gern von Freiheit. Kaum aber wähnen sie sich in der Mehrheit, dann reden sie nur noch von der Wahrheit, die sie den anderen verordnen möchten."

Buttiglione behauptet das Gegenteil. Als guter Katholik sehe er Homosexualität als Sünde - aber er trenne zugleich zwischen Moral und Recht.

Das mag er sagen, und er mag sogar glauben, dass die Dinge so liegen. Praktiziert hat er aber immer das Gegenteil. Wann immer Buttiglione konnte, hat er katholische Glaubenssätze in bürgerliches Recht umgesetzt. Nehmen wir nur das letzte Beispiel aus der Schule. In unseren Staatsschulen gibt es nicht nur obligatorischen Religionsunterricht. Jetzt, unter dieser Regierung, in der Buttiglione Minister ist, werden auch gleich 13.000 Religionslehrer in den Staatsdienst übernommen, Religionslehrer, die von den Bischöfen bestellt sind und auf deren Auswahl der Staat keinerlei Einfluss hat. Und warum haben Buttiglione und seinesgleichen immer ihre Kampagnen gegen die Ehescheidung durchgezogen? Wenn sie könnten, würden sie die Scheidung verbieten, und das Gleiche gilt für die Abtreibung. Die Trennung von Moral und Recht fällt Buttiglione bloß dann ein, wenn er nicht stark genug ist, seine Vorstellungen durchzusetzen.

Aber auch viele liberale Kommentatoren haben in Zeitungen wie dem Corriere della Sera beklagt, dass die Christen, die Katholiken, in Europa in die Ecke gedrängt würden.

Ich frage mich, in welcher Realität die leben. Angefangen in Italien tragen die Katholiken doch ihre Prinzipien sehr offensiv vor. Das fängt in der Schule an, die bei uns immer mehr dem Vatikan unterworfen wird, gegen jedes Verfassungsprinzip. Wo steht denn geschrieben, dass die Katholiken ihre Rechte nicht wahrnehmen können? Gewiss, wenn sie es als ihr Recht betrachten, die künstliche Befruchtung zu verbieten, die Abtreibung zu verbieten und stattdessen schon Embryonen Persönlichkeitsrechte zuzusprechen, dann ist das in meinen Augen ein purer Exzess. Da ist nichts liberal dran. Trotzdem finden die Katholiken jetzt Zuspruch aus liberalkonservativer Ecke. Meiner Meinung nach sind das Liberalkonservative, die auf die Katholiken als Massenbasis vor allem der Konservation setzen und darüber ihre Liberalität hintanstellen.

Eben diese Liberalen werfen aber der Linken vor, sie verrate heute ihre Prinzipien. Sie sei nicht mehr Vertreterin der kleinen Leute, sondern Sprecherin eines individualistischen, hedonistischen Mittelstands.

Das mit dem Hedonismus-Vorwurf hat gerade in Italien eine lange Geschichte. Bei uns waren es die Kommunisten, die vor 30 Jahren den Bürgerrechtlern von der Radikalen Partei vorhielten, sie seien mit ihrem Kampf für Ehescheidung, für Abtreibung, für die Rechte der Homosexuellen bloß "bürgerliche Hedonisten". Vergessen wir nicht, dass Pier Paolo Pasolini aus der KPI geflogen war, weil er schwul war. Es entbehrt nicht der Ironie, dass jetzt Liberale oder Möchtegern-Liberale diesen alten antiliberalen Vorwurf aus der Kiste holen und gegen die Linke wenden.

Sie waren bis 2004 im Europäischen Parlament. Haben Sie dort je eine antikatholische Lobby am Werk gesehen?

Romano Prodi ist bekanntermaßen praktizierender Katholik; niemand hat ihm das je vorgeworfen. Mario Monti ist ebenfalls Katholik, und im EP hatten wir auch in der Gruppe der Linksdemokraten diverse praktizierende Katholiken. Bis 2004 wenigstens hat es eine solche "Lobby" gegen die Katholiken nie gegeben. Das ist eine Beschwerde, die mich an das Lamento Berlusconis erinnert. Der meint ja auch immer, er sei von den "Kommunisten" bedroht. Das sind einfach freche Lügen, an die sie selbst nicht glauben. INTERVIEW: MICHAEL BRAUN
 
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