Einerseits geht es um einen Verlag der seine Produkte verkaufen will. Das Einfachste wäre sich vollkommen unpolitisch zu verhalten, um nur ja keine Kunden zu verprellen. Andererseits wäre das aber auch enorm steril.
Und Computerspiele lassen sich nicht (mehr) so einfach in ihrem eigenen Kosmos vor dem Rest der Welt bewahren. Gerade weil sie, mehr denn je, ein Teil unserer Gesellschaft geworden sind; eben nicht mehr nur ein Nischenthema, sondern weiter in die Mitte von Gesellschaft und Kultur gerutscht sind. Manchmal entstehen sogar spielerische Kunstwerke, die gesellschaftliche Debatten geradezu fordern. Zum Beispiel "This War of Mine" oder "Papers, Please."
Öfter wird leider mit billiger Provokation Aufmerksamkeit gesucht; da fallen mir diverse, üble Missionen in bekannten Schootern und Strategiespielen ein. Trotzdem wird so etwas dann sogar in traditionellen Medien behandelt. Aber in einem Spielemagazin soll es fehlen?
Und nicht nur in Spielen selbst steckt Politik, auch in der Spielkultur und -gesellschaft drumherum tauchen immer wieder solche Themen auf. Aktuell beispielsweise "Sexismus in Computerspielen."
Da sehe ich die Aufgabe eines Redakteurs durchaus, so etwas sachlich anzugehen und die verschiedenen Aspekte möglichst umfassend zu beleuchten. Aber ich wünsche mir dabei keine apolitische Sachtextanalyse. Jegliche subjektive Meinung des Schreibenden aus Artikeln zu tilgen ist ohnehin kaum möglich. Es zu versuchen würde ein steriles, totes Textgebilde hinterlassen.
Ein klar gekennzeichneter Kommentar ist dann nochmal eine andere Sache. Der ganze Sinn darin ist, die persönliche Sicht des Schreibenden zu einem speziellen Thema auszudrücken. Das ist zum Beispiel bei Peter Bathges Kolumne oft herrlich unterhaltsam und unschuldig. Aber, siehe oben, es werden im Bereich Computerspiele immer auch politische Fragen auftauchen. Deswegen sollte es auch zu weniger lustigen Dingen Meinungsartikel geben.
Ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass eine Redaktion, der ihr Themengebiet am Herzen liegt, nicht auch einen Anteil an der Entwicklung der Spielkultur haben will.
Vielleicht würde sich bei besonders umstrittenen Geschichten sogar ein Pro und Contra anbieten. Aber natürlich ist ein Spieleheft kein Politmagazin, das ist auch klar.
Ich bin froh, sowas nicht als Redaktion oder Verlag entscheiden zu müssen. Wie soll man sich positionieren? Sich möglichst weichspülen und versuchen allen zu gefallen? Seine Meinungen nicht verstecken, auch wenn so ein schärferes Profil vielleicht den ein oder anderen verjagt? (andererseits...
will man einen Leser der mit "dümmlichen Gutmenschengesülze" herumwirft?
)
Meiner Meinung nach sind Computerspiele schon längst politisch, oder waren es schon immer. Auch in der frühester Urzeit gab es jede Menge gesellschaftskritisches. Ein Magazin sollte, meiner Meinung nach, auch solche Themen aufgreifen und bewerten.
TL;DR: politisches in regulären Artikeln so maßvoll wie möglich, lässt sich aber nicht immer vermeiden. Gekennzeichnete Meinungsartikel sollten auf jeden Fall möglich sein.