Da die Panorama-Redaktion bislang außer durch das ständige Verändern ihrer Stellungnahme in ihrem Forum nicht auf die zahlreichen Anträge und Anschriften reagiert hat, habe ich ihnen nun ebenfalls einen netten Brief zu Ihrem Beitrag "Killerspiele im Internet" geschickt. Darin habe ich versucht die vielfältigen Kritikpunkte an und Argumente gegen die von der Redaktion in der Sendung zum Ausdruck gebrachten Position für ein schärferes Vorgehen gegen "Killerspiele" zusammenzutragen. Im Besonderen geht es mir jedoch um eine Richtigstellung und die Veröffentlichung einer Gegendarstellung zu den zahlreichen falschen oder überzogen dargestellten Sachverhalten und angeblichen "Expertenmeinungen".
Da ich nicht damit rechne, dass allein ein weiteres Schreiben irgendeinen Einfluss haben wird, möchte ich den Brief hier und auch in anderen Spieleforen veröffentlichen, um ihm so vielleicht etwas mehr Gewicht zu verleihen...
... Fortsetzung folgt ...
Da ich nicht damit rechne, dass allein ein weiteres Schreiben irgendeinen Einfluss haben wird, möchte ich den Brief hier und auch in anderen Spieleforen veröffentlichen, um ihm so vielleicht etwas mehr Gewicht zu verleihen...
Brief an Panorama schrieb:Offener Brief zu
Panorama-Sendung vom 22.02.2007 Beitrag: "Morden und Foltern als Freizeitspaß - Killerspiele im Internet"
Sehr geehrte Panorama-Redaktion!
Trotz der offensichtlich zahlreichen Zuschriften, E-Mails und einer heftig geführten Debatte in Ihrem Online-Forum wende ich mich hiermit abermals mit Kritik zu oben genannter Sendung an Sie, insbesondere da Ihre bisherige Stellungnahme im Forum vollkommen unzureichend ist und Sie auf weitergehende Äußerungen oder gar die notwendigen Richtigstellungen in Ihrer Sendung bislang verzichtet haben.
Ich möchte an dieser Stelle nicht noch mal detailliert auf jeden einzelnen Fehler in Ihrem Beitrag oder Ihrer lächerlichen und unsinnigen, die Problematik vollkommen verkennenden oder zumindest ignorierenden Stellungnahme eingehen. Vielmehr möchte ich Sie an allgemeinere Grundsätze, die Sie in diesem Zusammenhang vermissen lassen, zu die Sie jedoch durch Ihre Arbeit als Journalisten und auch durch den Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet sind, erinnern.
In Ihrem Beitrag geht es vorgeblich - entsprechend Ihrer eigenen Stellungnahme - um die Diskussion eines Gesetzesentwurfes zum Verbot von gewalthaltigen Spielen, der durch das Land Bayern in einer Bundesrats-Initiative eingebracht wurde. Nur leider fehlt dem Beitrag vollkommen die kritische Auseinadersetzung mit diesem Entwurf, oder auch nur der bestehenden Gesetzeslage. Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Gesetz versucht etwas zu verbieten und dabei auf den so polemischen und vollkommen undefinierten Begriff "Killerspiele" zurückgreift und dabei sogar noch soweit geht, dass selbst eventuellen zukünftigen Entwicklungen vorgegriffen und diese ebenfalls pauschal verboten und unter Strafe gestellt werden? Dies kann von einem Organ der freien Presse nicht wirklich befürwortet werden, da es vollkommen offen für politisch-willkürliche Interpretation und somit Missbrauch ist. Aber selbst das wurde in Ihrem Beitrag nicht thematisiert, genauso wie sich Ihre Redaktion von der impliziten Interpretation einer Förderung der Gewaltbereitschaft unter den Spielern derartiger Spiele distanziert - und dabei ist es noch nicht einmal klar, um was für Spiele es sich nun eigentlich genau handelt. So fallen "reale Spiele" wie Gotcha, Paintball und Laserdome-Duelle nach Meinung des bayerischen Familienministeriums ebenfalls in diese Kategorie. Machen Sie sich diese Position auch zu Eigen? Das bleibt im Dunkeln, denn der gesamte eigentliche Kontext der Gesetzesinitiative, die Wirkung von Computerspielen und die Möglichkeit den Zugang zu vermeintlich schädlichen Inhalten zu unterbinden, wird von Ihnen gar nicht angesprochen oder zur Diskussion gestellt. Stattdessen versuchen Sie anhand polemischer und größtenteils falscher Behauptungen, unter Auslassung bedeutsamer Fakten sowie durch verkürzte und damit missverständliche Darstellungen ein Bedrohungsszenario, das von Computerspielen ausgeht, aufzubauen, und votieren damit klar für diese Gesetzesinitiative. Nun steht Ihnen das als freie Menschen in einer freien Gesellschaft durchaus zu, nicht jedoch in Ihrer Eigenschaft als Berichterstatter für ein politisches Magazin im staatlich-finanzierten Fernsehen. Neben den Verstößen gegen journalistische Grundsätze verstoßen Sie nämlich unter anderem auch gegen Paragraph 8 Absätze 1 und 2 ihres Rundfunkstaatsvertrages des NDR. Und schon allein deswegen, ist zwingend eine Korrektur der von Ihnen getroffenen Aussagen erforderlich.
Ich möchte Sie jedoch noch auf weitere Problemfelder Ihres Berichtes aufmerksam machen. So werden Sie sicherlich anmerken wollen, wie Sie es in Ihrer Internet-"Stellungnahme" bereits andeuteten, dass Sie ja vorgeblich beide Seiten der Debatte haben zu Wort kommen lassen. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass Sie genau das, "gekonnt" vermieden haben, wie allein die Gewichtung der jeweiligen Aussagen und die Redezeiten der Contra-Seite (insgesamt drei Sätze) während der gesamte Rest der Beitragszeit der Pro-Seite vorbehalten war und die Contra-Seite auch nie die Gelegenheit bekam, auf die Argumente der anderen etwas zu erwidern, erkennen lässt. Genau das ist es jedoch, was in Paragraph 8 Absatz 1 Satz 2 gefordert wird.
Dazu kommen zahlreiche handwerkliche und sachlich-inhaltliche Fehler bei der journalistischen Recherche und Aufbereitung. Die meisten davon können Sie in zahlreichen Postings in Ihrem Forum nachlesen - die falsche und verleumderische Behauptung bei den aus dem Spiel "GTA - San Andreas" gezeigten Sex-Szenen handele es sich um Vergewaltigungen und die von Ihnen gezeigte Internetseite mit verfassungsfeindlichen Symbolen würde Modifikationen für das Spiel "Call of Duty 2" anbieten, sind da nur die augenscheinlichsten zahlloser weiterer Fehler (oder bewusster Lügen?) dieser Art.
Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf Ihre sogenannten "Experten" richten, die allesamt äußerst unglaubwürdig sind. Allen voran Bert Weingarten, auf den Sie Ihren Bericht ja in der Hauptsache stützen. Es ist schon ein beeindruckendes Bravourstück, nach der "Marienhof-Affäre" und obwohl gerade der die Panorama-Sendung produzierende NDR erst kürzlich wieder durch den Deutschen Journalisten Verband (DJV) im Zusammenhang mit dem Sponsoring der Sendung "Boot gegen Boot" ermahnt wurde, einen Bericht in Zusammenarbeit mit oder sogar von einer Firma produzieren zu lassen, die zwar in der Sache keinerlei Kompetenzen besitzt, aber von der dargestellten Berichterstattung und der sich daraus ergebenden Befürwortung einer Gesetzesänderung wirtschaftlich profitiert. Wie Sie wissen stellt die PanAmp AG "IT-Sicherheitstechnik", namentlich Filter- und Schutzsysteme für Computer und Internet, mit dem Vorsitzenden Herrn Weingarten als bestem (einzigen?) Kunden, bereit. Jedoch fehlen bei diesem Herrn jegliche Verweise auf eine Ausbildung als Computertechniker oder Softwareentwickler, auch Studien als Sozial- oder Verhaltensforscher oder Reputationen als Kommunikations- und Medienwissenschaftler kann er offenbar nicht vorweisen oder führt sie zumindest nicht an. Nichtsdestotrotz "befragen" Sie ihn zu genau diesen Themenkomplexen auf Basis einer angeblich von ihm durchgeführten Studie, deren Veröffentlichung bereits seit Ende Januar diesen Jahres auf sich warten lässt und die er auch auf Anfrage anderer, tatsächlich in diesen Bereichen tätiger Wissenschaftler, nicht zur weiteren Bearbeitung und Auswertung herausgibt. Stattdessen gibt es als Antworten inhaltsleere Pressemitteilungen der PanAmp AG.
Der einzige Punkt zu dem Sie Herrn Weingarten, der wohl hauptsächlich ein Marketing- und Finanz-, statt eines Computerexperten ist, hätten befragen können, nämlich die Frage nach der technischen Durchführbarkeit einer Sperrung sämtlicher angeblich gefährlicher oder tatsächlich illegaler Inhalte im Internet bleibt unangesprochen. Warum auch nicht, die Antwort ist schließlich klar - der Aufwand wäre enorm und trotzdem keinesfalls ohne "Schlupflöcher" wie einige ideologisch motivierte, jedoch keinesfalls demokratische Regime, die genau das in ihren jeweiligen Ländern versuchen, immer wieder erfahren müssen. Was gleich einen weiteren "Knackpunkt" dieser absurden Forderung vor Augen führt, denn neben den technischen Unmöglichkeiten eines solchen Unterfangens, käme ein derartiger Versuch einer breiten Zensur des Internets und damit eines der in der heutigen Zeit wichtigsten Informationsmedien gleich, und ist somit zutiefst undemokratisch und widerspricht der freiheitlichen Grundausrichtung unseres Staates. - Da verwundert es dann kaum noch, dass Herr Weingarten den völkerrechtlich eher als "milden Polizeistaat" denn als freiheitlich-demokratisches Land angesehen Stadtstaat Singapur, als Vorbild für Deutschland in Sachen Terrorbekämpfung darstellt.
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