Naja, man bekommt sie in der Bar vorgestellt und in der nächsten Szene liefert sie Indy quasi dem Tod aus. Nicht gerade ein guter Einstieg eines neuen Charakters, den man sympathisch finden soll.
Mir wäre nie ein Gedanke gekommen, dass DAS ein Problem sein soll. Weiß eh nicht, auch nicht in Spielen, warum ein Charakter gleich immer "sympathisch" sein sein muss, aber nun gut.
Sie ist definitiv etwas "shady", aber genau so ist die Figur doch zu Anfang angelegt?
Waller-Bridges - oder besser ihr Charakter Helena Shaw - ist für mich die typische Mary Sue, die heute Filme unerträglich macht. Sie kann alles, weiß alles besser und ist auch in allen sonstigen Belangen ihren männlichen Gegenstücken absolut überlegen.
Ich fand sie bekam genug Gegenwind und liegt auch oft genug falsch. Ich meine, Indy hat doch genug Szenen wo er derjenige ist, der sagt, wie es weitergeht anhand seiner Erfahrung.
Das einzige, was ihr fehlt ist charakterlich Tiefgang oder irgendeine Entwicklung.
In einem Film wo sie das erste mal auftaucht und der dem üblichen Action Schema folgt erwarte ich jetzt auch nicht irgendwie charakterlichen Tiefgang bei einem neuen Charakter und schon gar nicht Platz für eine Entwicklung.. wobei sie die durchaus hat, sie ist am Ende ja nicht mehr die Person die sie zu Anfang war... ich dachte, das war offenkundig?
Sie war nicht viel mehr als eine Ganovin zu Anfang, und am Ende war sie schon etwas.. "edler".. natürlich noch immer in flachen Hollywood Action Maßstäben, aber da war doch definitiv eine Entwicklung, wenn auch die "übliche".
Insofern weiß ich nicht was sie jetzt negativ hervorhebt.
Ist jetzt auch nicht so als hätten die Charaktere in den Filmen der 80er und 90er jetzt sooo einen Tiefgang gehabt..
Das frag ich mich sowieso immer, wo die Leute das herholen, egal bei welchen Film. Ich habe manchmal den Eindruck da ist der Tiefgang nur entstanden weil sie den Film 100mal schauen konnten und 30 Jahre Zeit hatten über ihn nachzudenken.
Das wäre alles schon schlimm genug, wenn Kathleen Kennedy diese Nummer jetzt nicht schon zum x-ten Mal durchziehen würde. In jede IP, die sie anfasst, muss sie sich selbst einbringen - als junge, brünette Mary Sue mit britischem Akzent.
Dazu kann ich nix sagen.
Ganz nebenbei werden die männlichen Protagonisten mal eben kurz dekonstruiert, indem man sie als alte, vollkommen verkommene, oft desillusionierte Trottel darstellt.
Gegen Dekonstruktion ist doch nichts einzuwenden? Vor allem nicht bei recht klischeebeladenen 80er Jahre Helden, als hätten die nicht Angriffsfläche groß wie ein Scheunentor.. und ich fand nicht, dass er als "Trottel" dargestellt wurde, er ist alt ja, und Kudos an Harrison Ford, der sich nicht zu fein ist seinen gealterten Körper in Unterwäsche in die Kamera zu stellen, um einfach mal rüberzubringen dass er nun schlichtweg ein "alter Herr" ist.. "past his prime".. und dass halt im Leben nicht alles so gelaufen ist wie es im optimalsten Fall hätte laufen können. Die Helden sind nicht gefeit davor, am Ende ihres Lebens halt so zu Enden wie alle anderen.
Aber hey, mich hat auch Luke Skywalkers Entwicklung nicht gestört in den neueren Filmen.. da konnte ich auch hervorragend mit leben dass seine Vision einer Jedi Schule am Ende offensichtlich ganz übel ausging und er dass gleiche Problem wieder am Hals hat wie sein erster Lehrmeister überhaupt es hatte... welch üble Ironie, trotz besseren Wissens. Ich fand das sehr passend.
Zurück zu Indy: Und doch bekommt er seine Chanc(en), er glänzt doch noch ausgiebig genug im Verlauf des Filmes, so ist es doch nicht.. und für die Nostalgiker gibt es genug Szenen mit einem de-aged Harrison Ford gegen die Nazis, wo man ihn noch mal zu seiner "Hochzeit" sieht, das passt doch schön. Fand ich gut als Einführungssequenz.
Nebenbei: Schönes Detail in der Szene wo die 60er Jahre gerade beginnen in seiner Butze dort.. wie die zusammengelegte Fahne da liegt auf dem Regel? Die typisch ist in den USA wenn ein Militärangehöriger verstirbt und die Angehörigen bekommen die nach Hause? Aufmerksamen Beobachtern ist dann klar was einem gewissen Charakter widerfahren ist... erst deutlich später im Film wird das Indy noch mal verbal bestätigen.
Ne, passt schon. Bis auf einige komische Ecken und eine ganz besonders wo ich einen Charakter noch ganz hinausgeschrieben hätte (oder alternativ tragender gestaltet hätte) war der schon okay für mich.
Wenn ich ältere Filme sehe, haben die auch mehr als oft genug ihre seltsamen Ecken.
Ich falle vermutlich bei den neueren Filmen nicht so tief weil ich schon die alten nie so hoch gesehen habe, egal welche. Waren - für mich - gute, nicht umsonst definierende Filme ihrer Zeit, aber auch nicht the second coming of christ wie manche sie sehen.
Just my 2 cents.