checkbutton am 09.12.2005 11:15 schrieb:
Tom_Borovskis am 08.12.2005 22:37 schrieb:
checkbutton am 23.11.2005 16:30 schrieb:
An die PC Games: Ich hoffe auch von Seiten der Medien Unterstützung zu erhalten. Eine gemeinsam koordinierte Aktion ist genau das, was mir vorschwebt.
MfG, cb
Naja, dann fangen wir doch mal gemeinsam an, die Argumente gegen eine stärkere Einschränkung gewalthaltiger Actionspiele zusammenzutragen.
Wer beginnt?
Also ich mach mal den Anfang:
1. Ein Sonderweg Deutschlands ist nicht sinnvoll.
Ich habe schon ien paar mehr gute Gründe im FAQ auf der FRISCH UPGEDATETEN Seite.
Unbedingt reinschaun.
Ich schreibe hier jetzt mal sowohl die Argumente als auch einen Hinweis zur politischen Umsetzung. Ersterer brennt mir gerade mehr unter den Nägeln, also fange ich damit an.
Geschichte drumherum mit Politik
Ich habe in meiner Partei (man kann mal mit meinem Nick und Christian googeln, ganz so einfach mach' ich's nicht), von der ich eigentlich ausgegangen bin, dass Bevormundungszeug da generell kritisch betrachtet wird, versucht, über den Landesfachausschuss (LFA) Bildung, Familie und Jugend einen Antrag einzureichen und habe dafür die Vorsitzende dieses Ausschusses kontaktiert.
Nach einem längeren Cafégespräch, in der sie mir ihre Sorgen als Mutter dreier Söhne schilderte und ihre Sicht der Dinge, wonach an Splatteranimationen und dem Beschießen von Leichen zweifelsfrei Verbotspotentiale enthalten sind (Argumentation über Menschenwürde), einigten wir uns auf einen hybrid geschriebenen Antrag in der Form, als dass das Verbot zwar abgelehnt werden soll, aber die Gründe primär im Nichtwirken des Verbots wegen der anderen Bezugsquellen gesucht werden. Und ein bisschen wurde auf notwendige Alternativen eingegangen, also Jugendclubs etc... und Blizzard hat mir mit dem "parental control"-update echt einen Gefallen getan, weil wir den gut verwenden konnten, um tatsächliche Forderungen nach kooperativen Lösungen zu konkretisieren.
Den genauen Antragstext kann ich naheliegenderweise hier nicht einfach posten, aber meine Argumentation war, dass ein solches Verbot günstigstenfalls nichts bringt, schlechtestenfalls Werbung ist, um 13jährige an Q4 (US) zu kriegen. Habe ein paar medienwissenschaftliche Studien zitiert, die eindringlichst zeigen, wie Handlungen gerahmt werden und dass für eventuelle Handlungsimplikationen die Eltern-Kind-Bindung ganz entscheidend ist und keine Pauschalsierungen möglich sind, sondern bestenfalls kurzzeitig wirkende Imitationsansätze, welche sich aber sozial konditionieren müssen (auch dazu mehr später). Prohibition als Beispiel. Erfurt und der Schützenverein. Und immer wieder: Verantwortung der Eltern, mit der Synthese, die BpjM stärker zu promoten, im Sinne davon, dass Eltern halt mal lernen, wie man so ein controldingenszeugs bedient und so.
Der Gegenargumente bekam ich zuerst: die Hirnforschung hat mittlerweile aber gezeigt, dass über Vernetzung Handlungspotentiale erzeugt werden. Hm, das hatte ich zwar auch angedeutet, aber mit Neurologie kann man heute offensichtlich alles beweisen. Viel lieber war mir noch das Argument eines knapp 65jährigen: "Egal was sie mir sagen, solche Spiele sind kriminell." Resultat: Antrag verschoben auf Ende Januar
Hinterher im Gespräch mit der Vorsitzenden ist mir erneut klar geworden, wie weit unsere Positionen auseinanderliegen und ich habe mich schon länger gefragt, wie so etwas sein kann. Mit Kompetenz hat es m.E. zum Teil etwas zu tun, mit individueller Mediensozialisation schon deutlich mehr - Computerspiele kann man nur dann beurteilen, wenn man sie selber spielt (habe dazu auf einer Tagung mal einen Vortrag von einer USKlerin gehört), und genau da habe ich so meinen ernsthaften Zweifel - nur ist genau das ja das Problem und meine rhetorische Wende - wie kann man wirklich Computerehernichtsomöger überzeugen, dass Counter-Strike und Schach nicht so weit auseinanderliegen (und ich mir nicht wieder anhören muss, Counter-Strike sei brutal und blutig(!) ).
Sehr eindrucksvoll: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/439541/
Was also sind die zentralen Argumente?
Allein die Formulierung „Killerspiele“ (EDIT5: Was sind Killerspiele? Wo genau beginnt das? Wer darf darüber urteilen?) deutet darauf hin, dass die Verfasser wenig mit der Materie vertraut sind. Warum ein so hartes Durchgreifen? Die gängige Anschuldigung, gewaltintensive Spiele würden Aggressionen befördern, konnte in zahlreichen medienwissenschaftlichen Studien nicht belegt werden.
http://www.medienpaedagogik-online.de
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12443/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12440/1.html
Stattdessen ist das soziale Umfeld vor und nach dem Konsum wesentlich verantwortlich für potenzielle Auswirkungen. Dabei gibt es übrigens vier Thesen für die Handlung: Kartharsis (Selbstreinigung/Abreagieren, m.E. sehr zutreffend, hat Aristoteles für Schauspieler das erste Mal festgestellt und schauspielen und zocken haben ja zumindest ansatzweise Gemeinsamkeiten), Inhibition (Hemmungsaufbau), Habitualisierung (ui, noch ein Fremdwort, diesmal für Abstumpfung) und Imitation (duh). Ganz entscheidend dabei ist die individuelle Fähigkeit des Menschen, solche Handlungen zu rahmen, was durch den medialen Kontext allerdings stärker geschieht als man es von außen wahrnimmt: Quake 3 ist einfach zu übertrieben, um wirkliche Implikationen zu bewirken.
Vielmehr müsste sich die Frage gestellt werden, wieso Jugendliche überhaupt dazu kommen, sich stundenlang mit dem Computer zu beschäftigen – hier liegt die Verantwortung der Eltern und der Schule darin, in ihrer Erziehung einem Kind das Potenzial zu sinnvoller Freizeitgestaltung zu ermöglichen.
Da es zweifelsfrei nicht jugend- und kindgerechte Inhalte gibt, sollten die Eltern und Schulen hier unterstützt werden, ohne mündigen erwachsenen Bürgern staatlich ihre Freizeitgestaltung vorschrieben zu wollen. Die Idee ist es vielmehr, für kooperative Lösungen zu werben, etwa für den Eltern Spielzeitregulation erlaubende Maßnahmen wie so genannte „parental control“-updates.
Insbesondere im jüngeren Alter sollte mediale Gewalt im Elternhaus und in der Schule stärker thematisiert werden, um die moralischen Implikationen des individuellen Handelns, insbesondere aber die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion besser zu verdeutlichen.
Ein Wort an euch: Computerspielmagazine sollten sich nicht nur um eine Darstellung des Themas bemühen, sondern bei aller Betonung des ludischen Hintergrundes auch kritisch auf allzu unkritische Gewalt bzw. Hintergrundgeschichte hinweisen. Da meine ich jetzt keine separate "Moral"-Wertung, sondern vielleicht doch einen Hinweis auf allzu ahistorische Weltkriegsumsetzung. Ich verstehe ja, dass ihr keine Erziehungsaufgabe habt, aber eine gewisse Kontrollfunktion kommt der 4ten Gewalt doch immer zu, oder?
EDIT2: Eine Sache sollte man immer im Auge haben - der Koalitionsvertrag ist an dieser Stelle nicht hundertprozentig verbindlich, schließlich heißt es da lediglich:
Die Neuregelungen im Jugendschutz werden schnellstmöglich – und deutlich vor dem für März 2008 verabredeten Zeitpunkt – evaluiert, um notwendige Konsequenzen rechtzeitig ziehen zu können. Wir wollen hierzu unverzüglich in einen zielorientierten Dialog mit den Ländern eintreten. Folgende Eckpunkte sollen vorrangig erörtert werden:
...
- Verbot von "Killerspelen"
und nicht "lasst uns Killerspiele morgen verbieten". Andererseits weiß man bei BecksteinStoiber nie, wie die so ticken. Andererseits sind die beide nicht in der Regierung