ExoticWolf21k
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Netzzeitung schrieb:Experte fordert Sucht-Abgabe auf Computerspiele
Computerspiele-Hersteller wehren sich gegen neue Verbote von Gewaltspielen. Der Kriminologe Pfeiffer hält dagegen nicht nur strengere Regeln für nötig.
In der Diskussion um die Gefährlichkeit von PC- Spielen hat der Kriminologe Christian Pfeiffer eine Abgabe für diese Produkte vorgeschlagen. «Für jedes Spiel sollten 50 Cent in einen Fonds eingezahlt werden, aus dem dann zum Beispiel Therapien für Spielsüchtige oder eine stärkere Erforschung der Problematik bezahlt werden könnten», sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen am Mittwoch auf dem 9. Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Der Umsatz von PC-Spielen lag im vergangenen Jahr in Deutschland bei 473,4 Millionen Euro.
Pfeiffer warf zudem der Branchenorganisation Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) eine unzureichende Prüfung der Spiele vor. Bei 40 Prozent von 72 komplett durchgetesteten Spielen sei sein Institut zu anderen Auffassungen gekommen als die USK. Freigaben der USK für Spiele ab 16 oder 18 Jahren wirkten bei Jüngeren «wie ein Adelstitel» und machten solche Spiele erst populär, warnte Pfeiffer.
Der Staatskanzleichef Sachsen-Anhalts, Rainer Robra (CDU), forderte Microsoft und andere Hersteller auf, keine gewaltbasierten Spiele mehr zu entwickeln. Die von Bayern angeregte Verschärfung der Verbotsmöglichkeiten habe durchaus Chancen, zum Gesetz zu werden.
Der Software-Konzern und die USK sprachen sich gegen ein weiter reichendes gesetzliches Verbot von gewaltorientierten Computerspielen aus. Der bestehende Gesetzes- und Kontrollrahmen biete ausreichend Schutz, wenn er nur durchgesetzt werde, sagte Microsofts Politikchef Mike Cosse.
«Wir reden hier von der Schaffung von Gesetzen, bei denen am Ende sowieso nichts passiert», sagte Cosse mit Blick auf den von Bayern im Bundesrat eingebrachten Verbotsantrag. USK-Geschäftsführer Klaus Spieler nannte es wichtiger, sich über Werte zu verständigen und dadurch problematische Spiele mit einem gesellschaftlichen «Schleier der Peinlichkeit» oder einer Ächtung zu belegen, als neue Gesetze zu erarbeiten.
Obwohl der Staat Einstufungen der USK als Selbstkontrolleinrichtung der Spiele-Branche mit einem Veto beeinflussen könne, habe er bislang in keinem Fall von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, so Spieler.
In der Diskussionsrunde «Vom Ego-Shooter zum Amokläufer? Killerspiele zwischen Regulierungsbedarf und Selbstkontrolle» appellierten mehrere Experten an die Eltern, auf das Spielverhalten ihrer Kinder zu achten. Dies werde in der Zukunft, wenn Spiele zunehmend im Internet abgerufen werden können, noch bedeutender.
«In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Inhalte in allen Medien so verändert, dass ich bezweifle, dass die Kinder ihre Medienkompetenz anpassen konnten», sagte die Leiterin der Kommission für Jugendmedienschutz, Verena Weigand. «Es ist ganz wichtig, auf die Eltern zuzugehen.» Für diese sei es aber oft schwierig, sich in die Spielewelt hineinzudenken. (nz/dpa/epd)
Quelle: Netzzeitung