GarthEnnis
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Spannen kann durchaus Leben retten
Mein Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Film Fests in München und mit Sicherheit auch mein Top-Favorit, unter den 17 Filmen, die ich mir in knapp 3,5 Tagen am Festival zu Gemüte geführt habe, war am Sonntagabend (durchaus überraschend) der Thriller „Disturbia“.
„Disturbia“ (was grob übersetzt soviel bedeutet wie gestörte Vorstadt) ist eine lose Abwandlung von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ („Rear Window“), die Regisseur D.J. Caruso („Smallvile“, „Shield“, „Taking Lifes“) mit einer Prise Teenagerselbstfindungsproblemen, einer zarten Romanze und unzähligen Gags angereichert und ihr somit seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.
Hitchcocks Filme werden bekanntlich gerne und häufig zitiert, rezitiert, geremaket, thematisch ausgebeutet, bearbeitet und/oder (leicht verändert) wiederaufgelegt und vor allem seine All-time Klassiker wie „Psycho“ und eben „Das Fenster zum Hof“ erfreuen sich hierbei besonderer Beliebtheit.
Was „Disturbia“ von den üblichen, in den letzten 50 Jahren zu einer durchaus sehenswert großen Menge angewachsenen, „Rear Window“ Remakes bzw. Neuinterpretationen unterscheidet, ist die Verlegung des Settings in eine Vorstadtsiedlung, die Anreicherung der Handlung mit Teenagerproblemen und die damit Hand in Hand gehende Verjüngungskur der Hauptdarsteller.
Was im Normalfall ein Freibrief für idiotischen Fäkalhumor bzw. eine langweilige Aneinanderreihung von schon dutzendfach gesehenen Highschoolslasherstereotypen und damit unweigerlich eines schlechten Films geworden wäre, mutiert unter Carusos wachsamen Augen zu einem Wohlfühlthriller mit Hochspannungsgarantie.
Nachdem der Vater von Kale Brecht (Shia LaBeouf, „Holes“) bei einem Autounfall, bei dem Kale hinterm Steuer saß, ums Leben gekommen ist, geht es mit dem Teenager rapide bergab. Seine aufgestauten Aggressionen führen, ein Jahr nach dem folgenschweren Unfall dazu, dass er seinen Spanischlehrer verprügelt und zu einem dreimonatigen Hausarrest (mit dazugehörigem Sender am Bein) verurteilt wird.
Was sich für ihn zuerst wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag anhört, entwickelt sich nach dem Sperren seines X-Box Anschlusses und seines I-Tunes Kontos und der Durchtrennung seines Fernsehkabels zu einem Alptraum ohne Gleichen. Verzweifelt versucht er sich, um bei Verstand zu bleiben, mit so intelligenten Aktionen, wie dem Bau eines Twinkietowers irgendwie zu beschäftigen und entdeckt schließlich die Vorzüge eines Fernstechers und genügend Zeit, um die Nachbarn bis ins Detail auszuspionieren.
Besonderes Interesse erfahren dabei seine neue Nachbarin Ashley (Perfekter Blickfang: Sarah Roemer, „Grudge 2“ und „Asylum“), in die er sich Hals über Kopf verliebt und der verschrobene Nachbar Mr. Turner (David Morse, „16 Blocks“, „Proof of life“), den er des mehrfachen Mordes zu verdächtigen beginnt. Zusammen mit Ashley und seinem besten Freund Ronnie beginnt erlebensgefährliche Nachforschungen anzustellen und versucht zu beweisen, dass er sich nicht nur aus Langeweile Hirngespinste aus den Fingern saugt.
Mehr sei an dieser Stelle nicht über die Handlung verraten, obwohl man sich viele Punkte, der durchaus wendungsreichen Storyline schon nach einmaliger Betrachtung des (viel zu ergiebigen) Trailers zusammenreimen kann.
Trotz dieses (in letzter Zeit immer häufiger begangenen) Fehlers der Verleihfirma, zieht der Film die Aufmerksamkeit des Publikums von der ersten Minute an in seinen Bann und hält die Spannung bis zum fingernägelzerkauenden, rasanten und recht brutalen Finale konstant im oberen Drehzahl- (bzw. Puls-)Bereich.
Vor allem die tolle Idee, den Hauptcharakter lediglich mit einem Sender zu versehen, anstatt ihn (wie im Original) zu lähmen und an einen Rollstuhl und damit unweigerlich an einen fixen Ort zu fesseln ist sehr innovativ und reizvoll. Die damit verbundene Möglichkeit sich zwar bewegen zu können, aber trotzdem eingesperrt zu sein (es bleibt die Aussicht auf Freiheit und damit die Versuchung vorhanden) ist ein toller handlungsauflockernder Kniff.
Regisseur Caruso nimmt sich alle Zeit der Welt, um die Figur des Kale Brecht einzuführen und (zugegebenermaßen etwas klischeehaft) zu erklären, wie es überhaupt zu dem tiefen Fall des Teenagers und dem daraus resultierenden Hausarrests gekommen ist.
Obwohl er somit nicht wie üblich schon nach wenigen Minuten etliche Morde zu bieten hat, gehören der starke Auftakt und die darauffolgenden Auswüchse jugendlicher Langeweilebekämpfung zum Amüsantesten und vor allem Sympathischsten was ich seit längerer Zeit auf der Leinwand gesehen habe.
Product Placement findet in „Disturbia“ folglich, vor allem durch eben diese anfänglichen Versuche, die aufkommende Eintönigkeit mit aller Kraft zu bekämpfen, überaus reichlichen Einzug. Von Red Bull über X-Box und Apple bis hin zu PsP ist so ziemlich jede jugendliche respektive coole Marke vertreten, die man sich nur irgendwie vorstellen kann.
Aber 20 Millionen Dollar Budget zahlen sich sicher leichter mit Red Bull und Play-Station als Sponsoren im Hintergrund, als nur aus der Portokasse.
Shia LaBeouf hat sich durch den Überraschungserfolg von „Disturbia“, der allein in den USA ein Vierfaches seines Budgets eingespielt hat und somit zur erfolgreichsten (Horror-)Thrillerproduktion dieses Jahres geworden ist, und natürlich durch den Roboterstreifen „Transformers“, einen Starstatus aufgebaut, der seinen schauspielerischen Fähigkeiten sicher (noch) nicht entspricht. Ich muss jedoch zugeben, dass sein durchschnittlich süßes O.C. Aussehen und sein jugendliches Auftreten perfekt zu seinem Charakter gepasst haben und der Film gerade dadurch so angenehm unterhaltsam und flüssig, aber trotzdem spannend und intensiv ausgefallen ist.
Doch nicht nur der Hauptdarsteller, sondern vor allem auch der von David Morse überragend gespielte Nachbar unter Killerverdacht und die Neue in der Nachbarschaft aka das Love Object, dargestellt von der süßen Quasinewcommerin Sarah Roemer, tragen zum überaus positiven Gesamteindruck von „Disturbia“ bei.
Auch der herrlich passende Score, mit einer Mischung aus alltäglicher Radiobeschallung, Oldies und stimmungs-treibender (Horror-)musik sorgt dafür, dass „Disturbia“ in jeder Szene exakt die richtige Tonlage trifft.
Alles in Allem kann ich aber ehrlicherweise, gar nicht so genau erklären, warum mich der Streifen so über alle Maße begeistert hat.
* Vielleicht wegen Sarah Roemer.
* Vielleicht wegen den zahlreichen Anspielungen auf derzeitige Teenagerlebensumstände (I-Pod, PsP…).
* Vielleicht wegen der spannenden Inszenierung.
* Vielleicht weil ich ab und an einfach gerne einen gut gemachten Thriller mit Happyend im Kino sehe.
* Oder aber vielleicht wegen des guten Gefühls, dass ich nach dem Film noch mehrere Tage lang hatte.
Im Endeffekt erschien mir der Film somit wie eine spannungsgeladene Mischung aus „Ferris macht blau“ (im neuen Jahrtausend: mit X-Box, Handy, You Tube und allem was sonst noch dazugehört), „The girl next Door“, „Fenster zum Hof“ und „Scream“.
Fazit:
Was tun wenn man 3 Wochen Hausarrest und keinen Zugang zu I-Tunes, X Box und TV hat? Ist doch klar. Den Tower of Twinkie bauen, Red Bull trinken und die Nachbarn ausspionieren. Nur was ist, wenn man etwas sieht, das man gar nicht sehen wollte?
„Disturbia“ ist wirklich ein kleines aber feines Highlight.
Die Figuren sind super sympathisch und verschroben, die Geschichte ist spannungsgeladen inszeniert, an einigen Stellen sogar recht brutal und kann mit einem passenden Score auftrumpfen und die positive Stimmung des Films wirkt noch Stunden nach dem Filmgenuss angenehm nach.
Nachsatz:
Ich habe meine DVD bereits in den USA bestellt, da der Film bei uns so oder so erst im Oktober in den Kinos anläuft und der DVDverkauf somit nicht vor dem Weihnachtsgeschäft anlaufen wird.
Kritik + Wertung:
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=118511&rid=254913
Mein Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Film Fests in München und mit Sicherheit auch mein Top-Favorit, unter den 17 Filmen, die ich mir in knapp 3,5 Tagen am Festival zu Gemüte geführt habe, war am Sonntagabend (durchaus überraschend) der Thriller „Disturbia“.
„Disturbia“ (was grob übersetzt soviel bedeutet wie gestörte Vorstadt) ist eine lose Abwandlung von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ („Rear Window“), die Regisseur D.J. Caruso („Smallvile“, „Shield“, „Taking Lifes“) mit einer Prise Teenagerselbstfindungsproblemen, einer zarten Romanze und unzähligen Gags angereichert und ihr somit seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.
Hitchcocks Filme werden bekanntlich gerne und häufig zitiert, rezitiert, geremaket, thematisch ausgebeutet, bearbeitet und/oder (leicht verändert) wiederaufgelegt und vor allem seine All-time Klassiker wie „Psycho“ und eben „Das Fenster zum Hof“ erfreuen sich hierbei besonderer Beliebtheit.
Was „Disturbia“ von den üblichen, in den letzten 50 Jahren zu einer durchaus sehenswert großen Menge angewachsenen, „Rear Window“ Remakes bzw. Neuinterpretationen unterscheidet, ist die Verlegung des Settings in eine Vorstadtsiedlung, die Anreicherung der Handlung mit Teenagerproblemen und die damit Hand in Hand gehende Verjüngungskur der Hauptdarsteller.
Was im Normalfall ein Freibrief für idiotischen Fäkalhumor bzw. eine langweilige Aneinanderreihung von schon dutzendfach gesehenen Highschoolslasherstereotypen und damit unweigerlich eines schlechten Films geworden wäre, mutiert unter Carusos wachsamen Augen zu einem Wohlfühlthriller mit Hochspannungsgarantie.
Nachdem der Vater von Kale Brecht (Shia LaBeouf, „Holes“) bei einem Autounfall, bei dem Kale hinterm Steuer saß, ums Leben gekommen ist, geht es mit dem Teenager rapide bergab. Seine aufgestauten Aggressionen führen, ein Jahr nach dem folgenschweren Unfall dazu, dass er seinen Spanischlehrer verprügelt und zu einem dreimonatigen Hausarrest (mit dazugehörigem Sender am Bein) verurteilt wird.
Was sich für ihn zuerst wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag anhört, entwickelt sich nach dem Sperren seines X-Box Anschlusses und seines I-Tunes Kontos und der Durchtrennung seines Fernsehkabels zu einem Alptraum ohne Gleichen. Verzweifelt versucht er sich, um bei Verstand zu bleiben, mit so intelligenten Aktionen, wie dem Bau eines Twinkietowers irgendwie zu beschäftigen und entdeckt schließlich die Vorzüge eines Fernstechers und genügend Zeit, um die Nachbarn bis ins Detail auszuspionieren.
Besonderes Interesse erfahren dabei seine neue Nachbarin Ashley (Perfekter Blickfang: Sarah Roemer, „Grudge 2“ und „Asylum“), in die er sich Hals über Kopf verliebt und der verschrobene Nachbar Mr. Turner (David Morse, „16 Blocks“, „Proof of life“), den er des mehrfachen Mordes zu verdächtigen beginnt. Zusammen mit Ashley und seinem besten Freund Ronnie beginnt erlebensgefährliche Nachforschungen anzustellen und versucht zu beweisen, dass er sich nicht nur aus Langeweile Hirngespinste aus den Fingern saugt.
Mehr sei an dieser Stelle nicht über die Handlung verraten, obwohl man sich viele Punkte, der durchaus wendungsreichen Storyline schon nach einmaliger Betrachtung des (viel zu ergiebigen) Trailers zusammenreimen kann.
Trotz dieses (in letzter Zeit immer häufiger begangenen) Fehlers der Verleihfirma, zieht der Film die Aufmerksamkeit des Publikums von der ersten Minute an in seinen Bann und hält die Spannung bis zum fingernägelzerkauenden, rasanten und recht brutalen Finale konstant im oberen Drehzahl- (bzw. Puls-)Bereich.
Vor allem die tolle Idee, den Hauptcharakter lediglich mit einem Sender zu versehen, anstatt ihn (wie im Original) zu lähmen und an einen Rollstuhl und damit unweigerlich an einen fixen Ort zu fesseln ist sehr innovativ und reizvoll. Die damit verbundene Möglichkeit sich zwar bewegen zu können, aber trotzdem eingesperrt zu sein (es bleibt die Aussicht auf Freiheit und damit die Versuchung vorhanden) ist ein toller handlungsauflockernder Kniff.
Regisseur Caruso nimmt sich alle Zeit der Welt, um die Figur des Kale Brecht einzuführen und (zugegebenermaßen etwas klischeehaft) zu erklären, wie es überhaupt zu dem tiefen Fall des Teenagers und dem daraus resultierenden Hausarrests gekommen ist.
Obwohl er somit nicht wie üblich schon nach wenigen Minuten etliche Morde zu bieten hat, gehören der starke Auftakt und die darauffolgenden Auswüchse jugendlicher Langeweilebekämpfung zum Amüsantesten und vor allem Sympathischsten was ich seit längerer Zeit auf der Leinwand gesehen habe.
Product Placement findet in „Disturbia“ folglich, vor allem durch eben diese anfänglichen Versuche, die aufkommende Eintönigkeit mit aller Kraft zu bekämpfen, überaus reichlichen Einzug. Von Red Bull über X-Box und Apple bis hin zu PsP ist so ziemlich jede jugendliche respektive coole Marke vertreten, die man sich nur irgendwie vorstellen kann.
Aber 20 Millionen Dollar Budget zahlen sich sicher leichter mit Red Bull und Play-Station als Sponsoren im Hintergrund, als nur aus der Portokasse.
Shia LaBeouf hat sich durch den Überraschungserfolg von „Disturbia“, der allein in den USA ein Vierfaches seines Budgets eingespielt hat und somit zur erfolgreichsten (Horror-)Thrillerproduktion dieses Jahres geworden ist, und natürlich durch den Roboterstreifen „Transformers“, einen Starstatus aufgebaut, der seinen schauspielerischen Fähigkeiten sicher (noch) nicht entspricht. Ich muss jedoch zugeben, dass sein durchschnittlich süßes O.C. Aussehen und sein jugendliches Auftreten perfekt zu seinem Charakter gepasst haben und der Film gerade dadurch so angenehm unterhaltsam und flüssig, aber trotzdem spannend und intensiv ausgefallen ist.
Doch nicht nur der Hauptdarsteller, sondern vor allem auch der von David Morse überragend gespielte Nachbar unter Killerverdacht und die Neue in der Nachbarschaft aka das Love Object, dargestellt von der süßen Quasinewcommerin Sarah Roemer, tragen zum überaus positiven Gesamteindruck von „Disturbia“ bei.
Auch der herrlich passende Score, mit einer Mischung aus alltäglicher Radiobeschallung, Oldies und stimmungs-treibender (Horror-)musik sorgt dafür, dass „Disturbia“ in jeder Szene exakt die richtige Tonlage trifft.
Alles in Allem kann ich aber ehrlicherweise, gar nicht so genau erklären, warum mich der Streifen so über alle Maße begeistert hat.
* Vielleicht wegen Sarah Roemer.
* Vielleicht wegen den zahlreichen Anspielungen auf derzeitige Teenagerlebensumstände (I-Pod, PsP…).
* Vielleicht wegen der spannenden Inszenierung.
* Vielleicht weil ich ab und an einfach gerne einen gut gemachten Thriller mit Happyend im Kino sehe.
* Oder aber vielleicht wegen des guten Gefühls, dass ich nach dem Film noch mehrere Tage lang hatte.
Im Endeffekt erschien mir der Film somit wie eine spannungsgeladene Mischung aus „Ferris macht blau“ (im neuen Jahrtausend: mit X-Box, Handy, You Tube und allem was sonst noch dazugehört), „The girl next Door“, „Fenster zum Hof“ und „Scream“.
Fazit:
Was tun wenn man 3 Wochen Hausarrest und keinen Zugang zu I-Tunes, X Box und TV hat? Ist doch klar. Den Tower of Twinkie bauen, Red Bull trinken und die Nachbarn ausspionieren. Nur was ist, wenn man etwas sieht, das man gar nicht sehen wollte?
„Disturbia“ ist wirklich ein kleines aber feines Highlight.
Die Figuren sind super sympathisch und verschroben, die Geschichte ist spannungsgeladen inszeniert, an einigen Stellen sogar recht brutal und kann mit einem passenden Score auftrumpfen und die positive Stimmung des Films wirkt noch Stunden nach dem Filmgenuss angenehm nach.
Nachsatz:
Ich habe meine DVD bereits in den USA bestellt, da der Film bei uns so oder so erst im Oktober in den Kinos anläuft und der DVDverkauf somit nicht vor dem Weihnachtsgeschäft anlaufen wird.
Kritik + Wertung:
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=118511&rid=254913