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Diablo 4, mein Problem mit dem Spiel und warum ich Diablo 1 vermisse.

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23.02.2025
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Nach unzähligen Diablo 3 Stunden und vielen Anläufen im Endgame von Diablo4, wo ich immer wieder an demselben Punkt stehen bleibe, muss das jetzt mal raus:

Zugegeben, kaum ein anderes Spiel hat mich so sehr geprägt wie das erste Diablo. Als ich damals die Demo in mein CD-ROM-Laufwerk einlegte, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Das Cover der PC Games sah einfach cool aus, und die Screenshots weckten meine Neugier. Dann begann ich zu spielen – und konnte nicht mehr aufhören. Die Demoversion habe ich gefühlt 100-mal durchgespielt (realistisch wohl 20 bis 50-mal). Ich war sofort gefesselt.

Die isometrische Perspektive bot eine neue, intensive Spielerfahrung: Es war wie ein Egoshooter, der keiner war (okay, manchmal vermisse ich die EGO-Taste, wie bei Dungeon Keeper oder eine Spezialattache, die durch die Augen des Helden gesehen werden kann; einfach als Add-On); wie eine Geschichte aus "Die unendliche Geschichte", die ich nicht nur lesen, sondern hautnah miterleben konnte. Die Welt von Diablo wurde für mich real. Meine Eltern, die weniger Ahnung von PCs hatten als ich, taten alles, um mir das Spiel zu Weihnachten zu besorgen – weil sie merkten, wie sehr ich dafür brannte. Mein Vater versuchte mich schonend darauf vorzubereiten, dass das Spiel eventuell nicht verfügbar sein könnte. Doch dann war es soweit – und ihr 14-jähriger Sohn verschwand für Tage, nur zu den Essenszeiten tauchte ich auf.

Ich fühlte mich als Held, der gegen den Herrscher der Hölle kämpfte. Ich war mitten in der Geschichte und jagte Diablo, der Tristram in Angst und Schrecken versetzte. Und genau hier liegt mein Problem mit Diablo 4.

Versteht mich nicht falsch: Ich liebe die Story von Diablo 4, die Kampagne ist sensationell. Die Gestaltung der Charaktere, die Möglichkeiten zur Individualisierung, die Zwischensequenzen, die tiefgründigen Nebenquests – all das ist großartig. Aber sobald ich die "Garderobe" verlasse und mich in die Welt stürze, verschwindet dieses Gefühl. Ich sehe mich nicht mehr. Meine linke Hand hämmert auf die Tasten 1 bis 4, die rechte klickt hektisch zwischen linker und rechter Maustaste. Um meinen Spielcharakter werden die angreifenden Kreaturen dahingemetzelt, mein Held ist kaum noch zu sehen – wo genau bin ich? Irgendwo in der Mitte des Bildschirms, mein Lebensbalken bewegt sich kaum. Die Realität holt mich wieder ein, Gedanken an den Alltag drängen sich auf. Das Spiel verliert an Spannung. Keine Herausforderung. Und Farmen liegt mir nicht – ich bin kein Sammler, sondern ein verdammter Krieger. Ich will mich so fühlen.

Warum sollte ich über meine Ausrüstung nachdenken? Für welche Monster denn? Ach ja, für alle... welche waren das noch gleich? Es gibt unzählige, hervorragend animierte Kreaturen mit einzigartigen Attacken und Sterbeanimationen – aber ich nehme sie kaum wahr, weil die Kämpfe zu chaotisch sind, die sich mit Minipausen von 5 Sekunden, in der ich 10cm weitergelaufen bin, wiederholen. In Diablo 1 sah ich mich Auge in Auge mit einfachen Skeletten, Goblin-Anführer und natürlich Elitegegnern, wie den Butcher, die mir das Mark in den Beinen gefrieren ließen. Ich musste in die Stadt zurückkehren, um zu überleben, um mir eine Strategie zu überlegen; nicht nur um Loot zu verkaufen.

Die permanente Bedrohung, die Diablo 1 und 2 ausmachte, fällt in Diablo 4 fast völlig weg. Ja, es macht Spaß, mit einem Schlag 20 Gegner niederzumähen – aber wenn das die ganze Zeit passiert, wird es eintönig. In Diablo 1 war ein Multi-Kill von drei oder vier Gegnern ein Glücksgefühl. Heute passiert das in Dauerschleife. Versteht mich nicht falsch, ich mag so vieles an Diablo 1, 2, 3 und auch 4, bin bereit Geld in die Hand zu nehmen für Kosmetika oder Erweiterungen, aber ich vermisse einfach dieses Eintauchgefühl, der Held selbst zu sein. Ich kann mich hineindenken in einen Charakter, der von Ecke zu Ecke in einem Dungeon wilden Kreaturen auflauert und überrascht wird von Grausamkeiten und Spezialeffekten, überwältigt wird von zu starken Elitegegnern oder Höllenhorden, die aus dem Nichts zu kamen schienen oder weil ich zu schnell vorpreschte. Aber ich kann mich nicht damit anfreunden in Gegnerhorden zu stehen, die gefühlt aufeinander getürmt agieren und mein Charakter ist wie ein fortschrittlicher Panzer im wilden Westen und kaum ein Bösewicht hat wirklich die Möglichkeit ihn zu knacken. Ich wünsche mir Dungeons und Quests, die mich herausfordern, mich zwingen nachzudenken und normale Gegner, die mich überraschen und auf mich einwirken, so dass ich Ausrüstung, Skills und Bewegungen anpassen bzw. verbessern MUSS.

Ich höre oft: "Die heutige Generation will das nicht mehr. Sie möchten einfach nur schnell vorankommen und möglichst hohe Schadenszahlen aufpoppen sehen." Ist das wirklich so? Oder: "Du musst den Schwierigkeitsgrad anpassen." Aber selbst auf dem höchsten verfügbaren Level bedeutet das oft nur, dass die Gegner länger brauchen, um zu sterben – nicht, dass sie intelligenter agieren. Ich sehne mich nach Bosskämpfen, die mich fordern, anstatt mich in endlose, monotone 20-Minuten-Schlachten zu zwingen, in denen ich aufpassen muss nicht doch noch in der 19. Minute geonehittet zu werden.

Noch ein Punkt zur Clanfunktion: Warum gibt es sie, wenn man darin keine besonderen Gegenstände teilen kann? Wo ist der Anreiz, sich in einem Clan zu organisieren, wenn es kaum Vorteile gibt?

Aber keine Kritik ohne Verbesserungsvorschläge:

Wie gesagt, ich mag Diablo 4 – wegen der Story, der Liebe zum Detail und den grandiosen Animationen. Ich wünsche mir jedoch eine bessere Balance: weniger eintönige Farmmissionen und stattdessen mehr Quests, die mich von Monster zu Monster, von Tür zu Tür, von Rätsel zu Rätsel führen. Ich will Geheimnisse aufdecken, knifflige Passagen meistern und taktisch gefordert werden – nicht nur von einer Horde zur nächsten metzeln. Weniger endlose Ameisenarmeen mit einer Königin am Ende, mehr Herausforderungen, die mich zum Schmied treiben, zum erneuten Versuch dieser einen tricky Stelle und zur Freude am Entdecken.

Ein bisschen mehr Diablo 1 und 2-Feeling würde Diablo 4 guttun – mit frischen, unvorhersehbaren Herausforderungen in einer lebendigen, sich stetig verändernden Welt. Eine Welt, in der ich Freunde treffe, gemeinsam Abenteuer erlebe und in der man manchmal einfach an einer Stelle festhängt – bis man die richtige Strategie findet. Das ist das Diablo, das ich mir wünsche.

Ich sehe die Antworten schon vor mir – die mich zurück zu Diablo 1 und 2 schicken, nur weil mir Diablo 4 nicht in jeder Hinsicht zusagt. Doch bevor es soweit kommt: Hey, ich bin von Anfang an Teil der Diablo-Geschichte! Meine Liebe zur Reihe ist geprägt von purer Zockerleidenschaft, echtem Wohlwollen und unzähligen epischen Momenten mit meinen Freunden (gell, Julien?! 😊).

Und genau deshalb will ich auch die neuen Teile erleben, mitreden und meine Stimme einbringen, wohin die Reise gehen soll. Ich will ein modernes Diablo – eines, das gepflegt wird, das mit Updates und Erweiterungen wächst, das grafisch auf der Höhe der Zeit ist. Und ich wünsche mir, dass jeder sich fragt: Teilt er dieselbe Leidenschaft für Diablo wie ich?

Ich habe die Bücher gelesen, alle Teile mehrfach durchgespielt, unzählige Stunden mit Freunden gezockt – damals über LAN-Kabel an Röhrenbildschirmen, heute über Discord. Ja, ich spiele auch die Seasons, lande aber immer wieder an demselben Punkt – und ja, es frustriert, immer wieder von vorn anzufangen. Ich bin mehr der Typ für die Ewigkeit. 😉

Vielleicht solltet ihr einfach hierbleiben – die Zukunft gehört dann wieder mir. 😉 Ich mag zwar älter sein, aber glaubt mir: Ich kann mindestens noch genauso lange zocken, wie ihr überhaupt auf der Welt seid!
 
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