chbdiablo
Spiele-Kenner/in
Dead Island beschäftigt die Spieler im Moment ja einigermaßen gut, nicht nur durch das Spiel ansich sondern auch durch die kontroveren Wertungen und Meinungen. Da ich das Spiel noch nicht durchgespielt habe (und ehrlichgesagt nicht weiß, ob ich das überhaupt noch will), schreibe ich keinen Lesertest sondern einfach mal hier meine persönliche Meinung zu dem Spiel.
Zunächst mal möchte ich anmerken, dass ich bei der 4players Wertung von 50% den Kopf schütteln muss - genauso wie bei 85 inkl. Goldaward der Gamestar, diese beiden Wertungen sind (nochmal: meine Meinung) einfach sehr weit vom tatsächlichen Spielspaß entfernt.
Ebenfalls interessant: Bei Metacritic hat die PC Version 82, die Konsolen aber nur 73/71 - was schon eher dem entspricht, was das Spiel verdient.
Was ist Dead Island also? Oder besser, was versucht es zu sein? Letztlich ist Dead Island ganz gut mit dem Klassiker Diablo 2 zu vergleichen. Beim Spielstart startet man immer im sicheren Lager, die Monster und "Schätze" sind alle wieder da, ein Action-Rollenspiel also. Wenn Dead Island also ein Action-Rollenspiel ist, muss es sich da auch mit den entsprechenden Spielen messen, daran scheitert es aber arg. Das beste ist noch das Setting (zumindest am Anfang), Urlaubsidylle am Strand, Zombies, Zombies.. ja, viele Zombies. Dass diese immer respawnen und ich die ganze Inselpopulation schon 2 mal ausgelöscht habe ist vielleicht nicht realistisch, aber in einem Action-Rollenspiel ist das eben so.
Viel schlimmer ist aber, dass die eigentlichen Kernelemente eines solchen Spiels nicht zünden. Abwechslungsreiche Gegner? Gibts kaum, ob der Zombie schnell oder langsam läuft ist völlig egal, neue Gegnertypen gibt es selten, man drischt also eigentlich auf immergleiche Weise auf die Zombiehorden ein. Zwischenbosse oder ein großer Endgegner am ende des Aktes? Fehlanzeige.
Das leveln des eigenen Charakters ist ebenso belanglos, weil die meisten Skills passive Boni a la "+3% kritische Chance" sind und die wenigen aktiven Skills fast nutzlos sind - die Rammattacke etwa, die Zombies zu Boden schleudert, fördert vor allem, dass man als Spieler noch öfter als sowieso schon einfach auf am Boden liegende Zombies einhaut anstatt in packende Kämpfe zu verwickelt werden. Hinzu kommen die mitlevelnden Zombies, das ist zwar atmosphärisch logisch, für ein Action-Rollenspiel aber ein Unding - hier weiß Dead Island nicht, was es letztlich sein will. Der Levelaufstieg ist also nebensache, zur Erfüllung der Quests renne ich einfach an den Zombies vorbei. Denn ob ich die umhaue oder nicht, macht überhaupt keinen Unterschied.
Klappt wenigstens die Sammelwut? Ein bisschen, die Waffen gehen sehr schnell zu Bruch, so dass man diese oft wechseln muss. Meist findet man davon aber soviele, dass das Inventar voll ist, noch dazu wenn ich bei jeder Rückkehr zum Questhub das Bootspaddel wieder in voller Pracht vor mir liegen sehe. Man nimmt also jenes Paddel, kloppt ein paar Zombies, geht zurück um die Quest abzugeben und schnappt sich das selbe, weil erneut gespawnte Paddel einfach nochmal.
Wenn man tatsächlich mal eine seltene Waffe findet oder bekommt, nutzt man die Werkbank um diese zu reparieren. Dabei muss man pro Reparatur einen gewissen Geldbetrag zahlen, die Frage ist nur an wen? (An die Werk-Bank? ) Oder den imaginären Reparaturmeister?
Das Blaupausensystem zum Erstellen von eigenen Gegenständen geht hingegen in Ordnung.
Dead Island ist also irgendwie ein Action-Rollenspiel, die Kernkompetenzen des Genres kann es allerdings nicht sehr gut umsetzen.
Die Story reiht sich da ein, diese kommt nicht in Fahrt und die Aufgaben der Hauptgeschichte laufen oft genauso wie die Nebenquests nach dem meist gleichen Schema von "Bring mir XY" ab.
Die Nebenquests sind am Anfang noch interessant weil vermeintlich gut eingebaut. Ja, Töte-10-Zombie Quests gibts wirklich nicht, dafür "Bring mir meine/n Asthma-Spray/Teddybär/Wasser/Essen/Alkohol/Insulin etc". Am liebsten würde man mit einer Schubkarre losziehn, denn irgendwann braucht jeder irgendwas. Die Geschichten hinter den Nebenquests sind am Anfang in Ordnung, doch spätestens nach ein paar Stunden klickt man die Dialoge genervt weg weil sie einfach inhaltsloses Beiwerk darstellen und die Begründung, warum man für eine erwachsene Frau einen Teddybär besorgen muss gar nicht mehr wissen will.
Manchmal versucht eine Quest aus diesem Schema auszubrechen, zum Beispiel die bereits oft erwähnte HELP-Zeichen Quest, bei der es heißt, man solle aus Koffern ebenjenes Zeichen basteln, damit man von der Luft aus gesehen wird. Die Quest läuft tatsächlich aber so ab: 10 Meter zum Questort laufen, alle Zombies aus dem Weg räumen, 3 auf der Minimap eingezeichnete Koffer zu 3 vorgeschriebenen Stellen tragen, um das P zu vervollständigen. Fertig. Bei den Quests steht schon bald die Minimap mit dem eingezeichneten Weg zum Questziel mehr im Vordergrund als das Spiel selbst.
Die Zombies in ihre Einzelteile zu zerlegen, macht halbwegs Laune, auch wenn es außer der eigenen Lust kaum einen spielerischen Anreiz gibt, das überhaupt zu tun. Die meisten Kämpfe sind aber einfach nur draufkloppen - behutsames oder taktische Vorgehen ist fast nie gefragt, denn selbst wenn der Charakter mal ins Gras beißt, steht man 5 Sekunden später ein paar Meter neben der Todestelle wieder auf. Einziger Verlust: ein bisschen Geld.
Die Grafik ist atmosphärisch ganz gut, wenn auch technisch nicht ganz auf der Höhe, wirklich lustig sind hingegen die Animationen des Spielercharakters - aus der Ego-Perspektive sieht man diese zwar nur am eigenen Schatten, wer dennoch mal etwas lachen möchte klickt auf dieses Video: [Dopefish] Dead Island - Dev Version - YouTube
Dead Island kämpft also mit vielen Unzulänglichkeiten und kleinen Fehlern (die ich aber hier nicht weiter aufzählen werde) gegen sich selbst. Am Ende ist es ein relativ hirnloser Zombieslasher, der in den meisten Belangen höchstens durchschnittlich ist. Wer einfach auf Zombies steht und weder Wert auf gute Geschichten, Levelsystem mit Suchtfaktor noch herausfordernde Kämpfe legt, greift zu. Alle anderen sparen sich das Geld lieber.
Tut mir leid dass der Text jetzt so lang geworden ist, aber ich musste das einfach mal loswerden.
Zunächst mal möchte ich anmerken, dass ich bei der 4players Wertung von 50% den Kopf schütteln muss - genauso wie bei 85 inkl. Goldaward der Gamestar, diese beiden Wertungen sind (nochmal: meine Meinung) einfach sehr weit vom tatsächlichen Spielspaß entfernt.
Ebenfalls interessant: Bei Metacritic hat die PC Version 82, die Konsolen aber nur 73/71 - was schon eher dem entspricht, was das Spiel verdient.
Was ist Dead Island also? Oder besser, was versucht es zu sein? Letztlich ist Dead Island ganz gut mit dem Klassiker Diablo 2 zu vergleichen. Beim Spielstart startet man immer im sicheren Lager, die Monster und "Schätze" sind alle wieder da, ein Action-Rollenspiel also. Wenn Dead Island also ein Action-Rollenspiel ist, muss es sich da auch mit den entsprechenden Spielen messen, daran scheitert es aber arg. Das beste ist noch das Setting (zumindest am Anfang), Urlaubsidylle am Strand, Zombies, Zombies.. ja, viele Zombies. Dass diese immer respawnen und ich die ganze Inselpopulation schon 2 mal ausgelöscht habe ist vielleicht nicht realistisch, aber in einem Action-Rollenspiel ist das eben so.
Viel schlimmer ist aber, dass die eigentlichen Kernelemente eines solchen Spiels nicht zünden. Abwechslungsreiche Gegner? Gibts kaum, ob der Zombie schnell oder langsam läuft ist völlig egal, neue Gegnertypen gibt es selten, man drischt also eigentlich auf immergleiche Weise auf die Zombiehorden ein. Zwischenbosse oder ein großer Endgegner am ende des Aktes? Fehlanzeige.
Das leveln des eigenen Charakters ist ebenso belanglos, weil die meisten Skills passive Boni a la "+3% kritische Chance" sind und die wenigen aktiven Skills fast nutzlos sind - die Rammattacke etwa, die Zombies zu Boden schleudert, fördert vor allem, dass man als Spieler noch öfter als sowieso schon einfach auf am Boden liegende Zombies einhaut anstatt in packende Kämpfe zu verwickelt werden. Hinzu kommen die mitlevelnden Zombies, das ist zwar atmosphärisch logisch, für ein Action-Rollenspiel aber ein Unding - hier weiß Dead Island nicht, was es letztlich sein will. Der Levelaufstieg ist also nebensache, zur Erfüllung der Quests renne ich einfach an den Zombies vorbei. Denn ob ich die umhaue oder nicht, macht überhaupt keinen Unterschied.
Klappt wenigstens die Sammelwut? Ein bisschen, die Waffen gehen sehr schnell zu Bruch, so dass man diese oft wechseln muss. Meist findet man davon aber soviele, dass das Inventar voll ist, noch dazu wenn ich bei jeder Rückkehr zum Questhub das Bootspaddel wieder in voller Pracht vor mir liegen sehe. Man nimmt also jenes Paddel, kloppt ein paar Zombies, geht zurück um die Quest abzugeben und schnappt sich das selbe, weil erneut gespawnte Paddel einfach nochmal.
Wenn man tatsächlich mal eine seltene Waffe findet oder bekommt, nutzt man die Werkbank um diese zu reparieren. Dabei muss man pro Reparatur einen gewissen Geldbetrag zahlen, die Frage ist nur an wen? (An die Werk-Bank? ) Oder den imaginären Reparaturmeister?
Das Blaupausensystem zum Erstellen von eigenen Gegenständen geht hingegen in Ordnung.
Dead Island ist also irgendwie ein Action-Rollenspiel, die Kernkompetenzen des Genres kann es allerdings nicht sehr gut umsetzen.
Die Story reiht sich da ein, diese kommt nicht in Fahrt und die Aufgaben der Hauptgeschichte laufen oft genauso wie die Nebenquests nach dem meist gleichen Schema von "Bring mir XY" ab.
Die Nebenquests sind am Anfang noch interessant weil vermeintlich gut eingebaut. Ja, Töte-10-Zombie Quests gibts wirklich nicht, dafür "Bring mir meine/n Asthma-Spray/Teddybär/Wasser/Essen/Alkohol/Insulin etc". Am liebsten würde man mit einer Schubkarre losziehn, denn irgendwann braucht jeder irgendwas. Die Geschichten hinter den Nebenquests sind am Anfang in Ordnung, doch spätestens nach ein paar Stunden klickt man die Dialoge genervt weg weil sie einfach inhaltsloses Beiwerk darstellen und die Begründung, warum man für eine erwachsene Frau einen Teddybär besorgen muss gar nicht mehr wissen will.
Manchmal versucht eine Quest aus diesem Schema auszubrechen, zum Beispiel die bereits oft erwähnte HELP-Zeichen Quest, bei der es heißt, man solle aus Koffern ebenjenes Zeichen basteln, damit man von der Luft aus gesehen wird. Die Quest läuft tatsächlich aber so ab: 10 Meter zum Questort laufen, alle Zombies aus dem Weg räumen, 3 auf der Minimap eingezeichnete Koffer zu 3 vorgeschriebenen Stellen tragen, um das P zu vervollständigen. Fertig. Bei den Quests steht schon bald die Minimap mit dem eingezeichneten Weg zum Questziel mehr im Vordergrund als das Spiel selbst.
Die Zombies in ihre Einzelteile zu zerlegen, macht halbwegs Laune, auch wenn es außer der eigenen Lust kaum einen spielerischen Anreiz gibt, das überhaupt zu tun. Die meisten Kämpfe sind aber einfach nur draufkloppen - behutsames oder taktische Vorgehen ist fast nie gefragt, denn selbst wenn der Charakter mal ins Gras beißt, steht man 5 Sekunden später ein paar Meter neben der Todestelle wieder auf. Einziger Verlust: ein bisschen Geld.
Die Grafik ist atmosphärisch ganz gut, wenn auch technisch nicht ganz auf der Höhe, wirklich lustig sind hingegen die Animationen des Spielercharakters - aus der Ego-Perspektive sieht man diese zwar nur am eigenen Schatten, wer dennoch mal etwas lachen möchte klickt auf dieses Video: [Dopefish] Dead Island - Dev Version - YouTube
Dead Island kämpft also mit vielen Unzulänglichkeiten und kleinen Fehlern (die ich aber hier nicht weiter aufzählen werde) gegen sich selbst. Am Ende ist es ein relativ hirnloser Zombieslasher, der in den meisten Belangen höchstens durchschnittlich ist. Wer einfach auf Zombies steht und weder Wert auf gute Geschichten, Levelsystem mit Suchtfaktor noch herausfordernde Kämpfe legt, greift zu. Alle anderen sparen sich das Geld lieber.
Tut mir leid dass der Text jetzt so lang geworden ist, aber ich musste das einfach mal loswerden.