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Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

kay2

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Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Hi!

Wir haben letztens in der schule ein 2-tägiges politik-planspiel gemacht zum thema Ost erweiterung in der EU.
Ein planspiel funktioniert eigentlich wie ein Rollenspiel.
Jeder bekommt ein amt zugeteilt und materialien mit hintergrund-infos und allem wichtigem zu seiner Rolle.

Ich war Eu-parlamentsvorsitzender und wir haben uns u.A. mit den neuen Beitrittskandidaten befasst : kroatien, bulgarien und eben die Türkei

Ich muss dazu sagen, meine partei war die cdu (konnte man sich nicht aussuchen), ich hatte also schon eine vorbestimmte zielsetzung. Die hintergrund infos waren allerdings bei allen gleich.

Und da das Thema ja gerade wieder aufflammt wollte ich mal eure meineung dazu hören.

ich persönlich denke, dass die türkei noch nicht soweit ist in die EU aufgenommen zu werden und zwar wegen folgender punkte:

- die menschenrechte: folter ist immer noch recht weit verbreitet und die todesstrafe ist auch erst seit kurzer zeit abgeschafft worden.

- dann wäre da noch die Kurdenfrage: es kann nicht sein das in einem land der EU minderheiten unterdrückt und verfolgt werden

- die einzigen wirtschaftlichen einnhame quellen sind agrarwirtschaft (zumeist kleinbauern) und tourismus; es herrscht eine hohe inflationsrate, auch das BIP pro kopf sieht nicht gerade gut aus

- zuletzt wären da noch die geographischen, kulturellen und religiösen unterschiede, wobei ich die als am wenigsten problematisch ansehe



Die türkei zeigt einen guten willen, aber ich denke nicht dass es jetzt schon für eine aufnahme reicht.
DIe EU ist kein wohlfahrtsverein.


So, ihr seid dran :)
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

kay2 am 13.12.2004 22:57 schrieb:
...Eu<--> Türkei "konflikt"...


Warum regen sich eigentlich alle so auf? Natürlich ist die Türkei noch lange nicht reif für die EU aber wir reden doch nicht von einem morgigen Eintritt sondern von der Aufnahmen von Verhandlungen. Schröder selbst meinte dass sich diese 10-15 Jahre hinziehen werden mit unbekanntem Ergebnis.
Von daher denke ich Verhandlungen aufnehmen ist schonmal ein guter Schritt, es nervt nur dass es immer direkt so hingestellt wird als ob der Beitritt nä. Woche Donnerstag damit verbunden ist...

gruß,
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Herr-Sengele am 13.12.2004 23:02 schrieb:
kay2 am 13.12.2004 22:57 schrieb:
...Eu<--> Türkei "konflikt"...


Warum regen sich eigentlich alle so auf? Natürlich ist die Türkei noch lange nicht reif für die EU aber wir reden doch nicht von einem morgigen Eintritt sondern von der Aufnahmen von Verhandlungen. Schröder selbst meinte dass sich diese 10-15 Jahre hinziehen werden mit unbekanntem Ergebnis.
Von daher denke ich Verhandlungen aufnehmen ist schonmal ein guter Schritt, es nervt nur dass es immer direkt so hingestellt wird als ob der Beitritt nä. Woche Donnerstag damit verbunden ist...

gruß,

Sehe ich auch so. Ich glaube, es gibt niemanden, der behaupten würde, die Türkei sei JETZT aufnahmefähig. Da stimmen alle oben theadeingangs aufgeführten Argumente außer dem letzten.

Ich hab kein grundsätzliches Problem mit einer Staatengemeinschaft, die über Europa bzw. den "christlichen" Raum hinausreicht. Ich rede da jetzt von einer ferneren Zukunft. Die beginnt in ca. 15 Jahren. :]

Übrigens: Als vor gerade mal 30 Jahren in Spanien, Portugal und Griechenland noch Militärdiktaturen herrschten, konnten sich im aufgeklärten Mittel- und Westeuropa auch viele nicht vorstellen, dass man mit solchen Gesellschaften genügend Gemeinsamkeiten hat. Aus heutiger Sicht völlig unsinnige Bedenken.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Wie schon oben erwähnt: Die Türkei ist jetzt vielleicht noch nicht so weit, aber ich denke, das sich da in den nächsten 10 Jahren noch einiges tun wird.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Canardo am 14.12.2004 09:33 schrieb:
Wie schon oben erwähnt: Die Türkei ist jetzt vielleicht noch nicht so weit, aber ich denke, das sich da in den nächsten 10 Jahren noch einiges tun wird.

Außerdem gab's diesen Thema hier schon...

Und in 15 Jahren haben wir uns sowieso wieder mit den USA versöhnt, vielleicht tritt dann die Türkei später bei... :P ;)
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

kay2 am 13.12.2004 22:57 schrieb:
Hi!

Wir haben letztens in der schule ein 2-tägiges politik-planspiel gemacht zum thema Ost erweiterung in der EU.
Ein planspiel funktioniert eigentlich wie ein Rollenspiel.
Jeder bekommt ein amt zugeteilt und materialien mit hintergrund-infos und allem wichtigem zu seiner Rolle.

Ich war Eu-parlamentsvorsitzender und wir haben uns u.A. mit den neuen Beitrittskandidaten befasst : kroatien, bulgarien und eben die Türkei

Ich muss dazu sagen, meine partei war die cdu (konnte man sich nicht aussuchen), ich hatte also schon eine vorbestimmte zielsetzung. Die hintergrund infos waren allerdings bei allen gleich.

Und da das Thema ja gerade wieder aufflammt wollte ich mal eure meineung dazu hören.

ich persönlich denke, dass die türkei noch nicht soweit ist in die EU aufgenommen zu werden und zwar wegen folgender punkte:

- die menschenrechte: folter ist immer noch recht weit verbreitet und die todesstrafe ist auch erst seit kurzer zeit abgeschafft worden.

- dann wäre da noch die Kurdenfrage: es kann nicht sein das in einem land der EU minderheiten unterdrückt und verfolgt werden

- die einzigen wirtschaftlichen einnhame quellen sind agrarwirtschaft (zumeist kleinbauern) und tourismus; es herrscht eine hohe inflationsrate, auch das BIP pro kopf sieht nicht gerade gut aus

- zuletzt wären da noch die geographischen, kulturellen und religiösen unterschiede, wobei ich die als am wenigsten problematisch ansehe



Die türkei zeigt einen guten willen, aber ich denke nicht dass es jetzt schon für eine aufnahme reicht.
DIe EU ist kein wohlfahrtsverein.


So, ihr seid dran :)


Hallo,
also sichrlich ist die Aufnahme in der Türkei in die EU ein kontrovers diskutiertes Thema, das ist auch gut so. Es müssen jedoch genaustens die Argumente gegen und für einen Beitritt abgewägt werden. Die Argumente die du nennst sind sicherlich völlig richtig und auch wichtig zu bedenken. Es ist schwer mit unserem Werte- und Rechtssystem zu vereinbarn ein Land in die EU aufzunehmen in dem solche Verstöße gegen die allgemeinen Menschenrechte stattfinden. Ich möchte hier nur noch einen Punkt ergänzen, Zwangsverheiratung!
Bevor ich nun meinen Standpunkt hier erläutere, möchte ich noch auf einen wichtigen Aspekt hinweisen. Man muss sich immer genau die Frage ansehen, die gestellt wird. Gehört die Türkei zu Europa? oder: Soll die Türkei in die EU aufgenommen werden? Das sind meiner Meinung nach zwei völlig verschiedene Fragen, die realtiv getrennt voneinander gesehen werden müssen.
Wenn man über einen Betritt der Türkei zur Europäischen Union nachdenkt, muss man sich eine Reihe von Fragen stellen, die ja zum Teil auch schon hier aufgeworfen worden sind. Ist die Türkei ein Teil unseres Wertesystems? Gehört die Türkei geschichtlich zu Europa, etc.
Bevor ich mich mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, war ich sicherlich ein Gegner des Beitritts und bin bis heute nocht ganz davon überzeugt. Man stellt oft die Frage, was kostet es die Aufnahme der Türkei die EU? Ich finde diese Frage nicht von ehrheblicher Bedeutung, es ist eine Milchmännchenrechnung. Einer meiner zentralen Kritikpunkte ist die Handlugnsfähigkeit der EU. 2007 werden Rumänien und Bulgarien der EU beitreten, sind dann 27 Mitgliedsstaaten. Es sollen oder sind bereits schon Verhandlungen mit Kroatien aufgenommen werden. Wie sieht die weitere Osterweiterung aus? Ukrainie? Die EU muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob sie noch Handlusngfähig sind, wenn die Zahl der Mitgliedsstaaten ständig zunimmt. Die Instittutionen der EU sind schon heute eine nicht überschaubares Konstrukt, dass für den "normalen" EU-Bürger nicht transparent ist. Man hat das ganze Schlamassel ja bei den Verhandlungen über eine EU-Verfassung gesehen. Wie viel EU wollen die Nationalstaaten bzw. wie viel Nationalstaat wollen die Mitgliedsländer? Das ist eine zentrale Frage, die die derzeitigen Mitlglieder der EU für sich klären müssen, eh man eine endlos scheinden Erweiterung eingeht.
Mein zweiter Kritikpunkt sind die nicht klar definierten "geographischen" Aussengrenzen der EU. Wo hört die EU auf? Geographisch auf dem europäischen Kontinent oder politisch irgendwo in Asien? Wie verhält sich die Sicherheit in der EU, wenn wir gemeinsame Aussengrenzen mit dem Irak, Iran und Syrien haben. Das Problem stellt sich in dem Moment, in dem ein neues Land Mitglied wird; die Pheripherie (Grenzen) verschiebt sich und die Nachbarländer dieses Land sehen einen legalen Anspruch auf eine Mitgliedschaft in der EU. Meines Wissen nach, hat jetzt schon bereits Marokko einen Antrag auf Verhandlungen mit der EU gestellt, da sollte man sich doch wirklich Fragen wo die Grenzen Europas/der EU liegen.
Also sicherlich sind die vorgetragenen Argumente nicht falsch, doch meiner Meinung nach sind sie nicht auschlaggebend. Zusammenfassend lässt sich sagen: die EU muss eine Identität finden und klären, ob sie eine dynamisches oder statisches (im Sinne von abschließendes) Gebilde sein wollen. Sie müssen erst die eigene Handlungsfähigkeit herstellen, bevor sie bereit sind neue (große) Länder aufzunehmen.
Ich lehen generell einen Betritt der Türkei nicht ab, besonders vor dem Hintergund, dass es frühestens in 10 Jahren sein wird, aber man muss die Folgen/Signale eines Betritts genaustens überprüfen. Ich meine hier nicht die Folgen, die die Türkei unmittelbar für die EU hat, sondern vielmehr die indirekten Folgen, die ich oben skizziert habe. Unter den direkten Folgen verstehe ich die genannten Argumente, wie Menschenrechtsverletzung, Defizite in der Demokrtatierungs, etc.

Jan, Student Politische Wissenschaft
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

@ Jan:sehr gute Fragen,super Antwort!!!!

Für mich gehört die Türkei allerdings nicht in die EU.Erstens wegen oben genannter Menschenrechtsprobleme,Stellung der Frau, etc.
Dann wie Jan sagte,wegen den organisatorischen Problemen in der Eu,die mit den neuen Mitgliedsstaaten nicht gerade kleiner werden.Auch die finanziellen Aufwendungen für die neuen Staaten werden Jahrzehnte in Anspruch nehmen und die sollten erstmal behoben sein. Versteht mich bitte politisch nicht falsch,aber es wäre dasselbe wenn Deutschland in der jetzigen wirtschaftlichen Situation auch noch Polen als neues Bundesland bekäme.Das tut es einfach nicht.Die Infrastrukturprobleme in den neuen Staaten sind so groß,daß die Probleme,die Irland und Portugal hatten(haben) recht klein erscheinen.
Außerdem ist für mich dann noch die geographische Lage ein Problem.Nur wegen dem Zipfel Istanbul die ganze Türkei in die EU.Dann können wir auch noch Rußland mit aufnehmen,die haben bis zum Ural wesentlich mehr Europa als die Türkei.
Auch wenn ein eventueller beitritt erst in 10-15 Jahren stattfinden würde hätte ich heute doch ein Problem mit der Türkei in Beitrittsverhandlungen zu treten.Dafür haben beide Seiten noch viel zu viel Arbeit im eigenen Laden zu machen...
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

subotai33 am 14.12.2004 15:55 schrieb:
Dann können wir auch noch Rußland mit aufnehmen,die haben bis zum Ural wesentlich mehr Europa als die Türkei.

Bin ich dafür. Und ich gehe davon aus, dass dies in 50 Jahren Realität sein wird. Warum auch nicht? Mit den Russen verbindet uns doch ne Menge.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

aph am 13.12.2004 23:45 schrieb:
Sehe ich auch so. Ich glaube, es gibt niemanden, der behaupten würde, die Türkei sei JETZT aufnahmefähig.

Stimmt, und die Aufnahme soll ja auch frühestens 2015 erfolgen. Trotzdem ist sie Frage, warum die EU sich jetzt mit "Beitrittsverhandlungen" (und nicht anders soll es ja genannt werden) so unter Zugzwang bringt, wenn gleichzeitig klar ist, dass die Türkei (noch) nicht Aufnahmefähig ist. Sie stellt hier eine Frage, an deren Ende eigentlich nur eine Beantwortung mit "Ja" oder "Nein" stehen kann. Da werden in der Türkei jetzt Erwartungen geweckt, die man dann in zehn oder wieviel Jahren auch immer, vielleicht nicht erfüllen kann oder will, und am Ende stehen sowohl Türkei als auch EU ziemlich dumm da...


Gruß Sgod
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Sgod am 14.12.2004 22:52 schrieb:
Trotzdem ist sie Frage, warum die EU sich jetzt mit "Beitrittsverhandlungen" (und nicht anders soll es ja genannt werden) so unter Zugzwang bringt, wenn gleichzeitig klar ist, dass die Türkei (noch) nicht Aufnahmefähig ist. Sie stellt hier eine Frage, an deren Ende eigentlich nur eine Beantwortung mit "Ja" oder "Nein" stehen kann. Da werden in der Türkei jetzt Erwartungen geweckt, die man dann in zehn oder wieviel Jahren auch immer, vielleicht nicht erfüllen kann oder will, und am Ende stehen sowohl Türkei als auch EU ziemlich dumm da...

Nun, ich sehe das so: Bisher hat die Perspektive auf den Beitritt zu erstaunlichen gesellschaftlichen Umwälzungen in der Türkei geführt. Das will man natürlich fortführen. Aber so langsam muss man auch mal so tun, als ob man es ernst meint. *g*
Ich mein, seit das Land die ersten Versprechungen erhielt, hat sich die Staatenzahl der EU nahezu verdoppelt. Nur die Türkei durfte noch nicht.

Also hat man sich vermutlich gedacht: Machen wir den längesten Verhandlungsmarathon unserer Geschichte und erhalten damit das Versprechen in glaubwürdiger Weise aufrecht. Ich denke nicht, dass es passieren kann, dass die Türkei am Ende aufgenommen wird, ohne wirklich beitrittsfähig zu sein. Dann denkt man sich halt was aus, warum es noch mal 5 Jahre dauern muss.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

aph am 14.12.2004 16:04 schrieb:
subotai33 am 14.12.2004 15:55 schrieb:
Dann können wir auch noch Rußland mit aufnehmen,die haben bis zum Ural wesentlich mehr Europa als die Türkei.

Bin ich dafür. Und ich gehe davon aus, dass dies in 50 Jahren Realität sein wird. Warum auch nicht? Mit den Russen verbindet uns doch ne Menge.

Das Du den romantischen Traum in dir trägst, das die Menschheit bald in Einigkeit und Frieden zusammenlebt und sich gegenseitig Blümchen zuwirft ist bekannt und im Grunde auch sehr liebenswert.
Da ich (T)raumschiff.Enterprise "Next-Generation" Fan bin, kann ich diesen Traum auch nachvollziehen und sogar teilen, denn hier geht es ja gar um die friedliche Co-Existenz zwischen Menschen und Außerirdischen :-D ). Wir sollten aber nicht ganz die Realitäten, sprich die Finanzierbarkeit, aus den Augen verlieren.

Die absolute Grundvoraussetzung für ein friedliches Miteinander ist Wohlstand! Sollte es Europa aber mit der momentanen Erweiterungswut übertreiben, droht das genaue Gegenteil.

Bitte schau Dir an wie sehr sich die Zugpferde Frankreich und Deutschland momentan strecken müssen, um selber noch irgendwie zurecht zukommen.

Wie gesagt, ich teile deinen Traum, nur geht mir das alles persönlich ein wenig zu schnell.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Auch ich bin zweifelsfrei für den Beitritt der Türkei. In 10-15 Jahren und wenn sie den westlichen Standard des Massakrierens erreicht hat (also Ökonomieterror statt Militärterror als primäre Massnahme).

Ich meine, wer hätte denn vor sagen wir 300 Jahren jemals vorausahnen können, dass sich fast ganz Europa vereinen wird (und dazu sogar noch diese Krummsäbelschwinger aus dem nahen osten *schmunzelt*)? Jeder der das behauptet hätte, wäre wohl wegen Hochverrats oder Majestätsbeleidigung exekutiert worden. Und heute? Heute wird es Realität, Stück für Stück. Die grössten Mächte der westlichen Kulturgeschichte haben sich schon längst vereint zur EU und nun kommt sogar noch die Türkei wohlmöglich dazu, allein ein Verbund aus Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien ist geschichtlich betrachtet ein Meilenstein. Wenn dieser Traum wirklich gelingt und Europa wirklich so zu einer Einheit wird dass man vielleicht in 100 jahren nicht mehr denkt "ichbin Deutscher" sondern "Ich bin Europäer" - dann hätten wir etwas geschafft, was in unserer Kulturgeschichte noch niemals erreicht wurde. Das wäre als wenn sich die USA, Kanada und Südamerika verbünden - ein Kontinent als Einheit. Das gabs wenn man ganz zynisch sein will das letzte mal unter Temujin - allerdings auf eine ganz und gar militärische Weise also ohne Bestand :). Wenn wir gar eines Tages Russland dazugewännen (und Russlland endlich seinen Militarismus ablegt) dann gäbe es das direkte Tor nach China. So könnte sich die EU-Sache über Jahrzehnte und Jahrhunderte vielleicht wirklich zu einer Union ausweiten die die halbe Welt vereint. Daraus könnte dann eines Tages gar eine weltweite Allianz und Union entstehen. und wir leben in der Zeit in der dafür Grundsteine gelegt werden, Tag für Tag. Ich finde das sehr spannend - wir erleben mit, wie Geschichte geschrieben wird. Menschheits und Kulturgeschichte. Schon jetzt ist Europa dadurch zu einer der drei grossen Wirtschaftsmächte geworden und zudem auch zu einer riesigen Militärmacht vergleichbar mit China und den USA.

Den USA prophezeie ich hingegen eine schlechte Perspektive. Die USA-Ära beginnt zu sterben und zu schwinden, so wie es einst die französische und auch die römische erlebt hat. Sie werden immer mehr von Krisen und Schlappen gebeutelt, für sie kann es nur bergab gehen, auch wenn das wohl noch eine Weile dauern wird. Ich halte den Niedergang der Grossmacht USA binnen der nächsten 80 Jahre jedoch für durchaus möglich. China hingegen blickt einer blendenden zukunft entgegen, sobald sie die Fesseln des Kommunismus ablegen würden, wären sie wirtschaftlichkaum oder gar nicht mehr zu bremsen. Japan steckt nach wie vor in einer grossen Krise nachdem es lange so aussah als würden sie eine Art wirtschaftlichen Weltkrieg führen und gewinnen.

Was heisst das alles für die EU? Dass die EU immer mehr an bedeutung gewinnen wird, wir werden in der zukunft sehr wahrscheinlich wieder zum dreh und Angelpunkt der sogenannten zivilisierten Welt wie es Europa über Jahrhunderte war und vielleicht gelingt es uns tatsächlich hier und heute den Grundstein zu legen für eine friedliche Welt.

Dabei gibt es tausende Hindernisse, aber genausoviele Ideen. Wr müssten uns nur endlich den Ruck geben und aufhören national zu denken und Hand in hand zu arbeiten. Das braucht allerdings noch Zeit - und währenddessen ist es sicher eine gute Idee mit der Türkei endlich zu verhandeln. Das haben sie sich wirklich erkämpft und verdient - seit der Aussicht auf Verhandlungen hat sich dort viel getan vor allem in den Köpfen der Menschen. Man darf nicht sagen "nur die Hälfte der Türken befürworten das" sondern "schon". Das hätte vor 30 Jahren noch ganz ganz aners ausgesehen - und vor 400 jahren hätte niemand jemals geglaubt das ein muslimisches Land und ein christliches sich überhaupt vereinen könnten.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

Ich bin geteilter Meinung
Ein Land wo Frauen auf offener Straße getötet oder Ge/Erschlagen werden weil sie fremdgegangen sind oder andere Traditionen brechen und die türkische Polizei einfach zuschaut hat erstmal nichts in der EU verloren.
Allerdings muss ich auch sagen dass es wiederrum sehr hilfreich währe in diesen Zeit einen Moslimischen Staat auf unserer Seite zu wissen.
MFG
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

LoGaN1987 am 20.12.2004 17:59 schrieb:
Ich bin geteilter Meinung
Ein Land wo Frauen auf offener Straße getötet oder Ge/Erschlagen werden weil sie fremdgegangen sind oder andere Traditionen brechen und die türkische Polizei einfach zuschaut hat erstmal nichts in der EU verloren.
Allerdings muss ich auch sagen dass es wiederrum sehr hilfreich währe in diesen Zeit einen Moslimischen Staat auf unserer Seite zu wissen.
MFG

Es passiert, wenn überhaupt jemals so ein Fall existierte, ja auch jeden Tag in der Türkei, dass Meschen erschlagen werden. Und einen muslimischen Staat (jemand der das falsch schreibt kann sowieso keine brauchbare Meinung zu demselben Thema haben) kann Europa keinesfalls gebrauchen, deshalb gibt es ja die Türkei als laizistischen Staat mit muslimisch geprägter Bevölkerung.
Ich finde ein EU-Mitglied, welches Soldaten über Jahre foltert, Religionssteuern staatlich eintreibt und seine Abgeordneten korrupterweise von Firmen fürs Nichtstun bezahlen lässt, genauso unpassend. Die meisten Faktoren, die der Türkei Unreife für den Beitritt bescheinigen, lassen sich ebenso auf die meisten EU-Staaten übertragen. Oder will mir ernsthaft erzählen Rümanien, Polen und Tschechien und die anderen 7 Neuen würden die Kriterien erfüllen die der Türkei vorgeworfen werden.
 
AW: Beitritt der Türkei zur EU - eure meinung

kay2 am 13.12.2004 22:57 schrieb:
ich persönlich denke, dass die türkei noch nicht soweit ist in die EU aufgenommen zu werden und zwar wegen folgender punkte:

- die menschenrechte: folter ist immer noch recht weit verbreitet und die todesstrafe ist auch erst seit kurzer zeit abgeschafft worden.

DIe Todestrafe ist gesetzlich seit 2004 abgeschafft. Praktisch wird Sie seit 1984 (wenn man zum nachzählen mal die Schuhe auszieht wird man feststellen, dass das 20 Jahre sind) nicht mehr angewandt. Folter wird in Deutschland auch angewandt, das interessiert uns aber nicht so sehr weil wir ja schon in der EU sind.

- dann wäre da noch die Kurdenfrage: es kann nicht sein das in einem land der EU minderheiten unterdrückt und verfolgt werden

Ist aber so. In fast allen Ländern der EU werden Minderheiten hin und wieder mal unterdrückt. Man muss die Zeitungen nur mal ganz durchlesen, nicht nur den Sportteil. Und wenn gewisse Minderheiten der Minderheiten dann auch noch Terror als Mittel der Kommunikation auswählen, kann es schon mal passieren, dass man die gesamte Minderheit als Feind betrachtet. Das ist zwar schlecht für die netten Kurden (oder in unserer geliebten EU: die Muslime) die dann auch platt gemacht, oder verhaftet werden, ist aber dummerweise eine sonst international anerkannte Vorgehensweise gegen Terror.

- die einzigen wirtschaftlichen einnhame quellen sind agrarwirtschaft (zumeist kleinbauern) und tourismus; es herrscht eine hohe inflationsrate, auch das BIP pro kopf sieht nicht gerade gut aus

Die hohe Inflationsrate liegt soweit ich weiss momentan bei unter 10% wenn man bedenkt, dass diese vor 5 Jahren bei weit mehr als 100% lag ist das mal eine super Leistung. In Bezug auf die Einnahmequellen, könnten Europa auch nur profitieren. Denn wer in den letzten Jahren in der Türkei war (nicht nur in den Tourismusgebieten) wird bemerkt haben, dass das Land einen gewaltigen wirtschaflichen Aufschwung erlebt. Luxusprodukte überschwemmen die neu errichteten Kaufhäuser. Entweder die EU wirkt da mit oder die Türkei macht's sich selbst.

- zuletzt wären da noch die geographischen, kulturellen und religiösen unterschiede, wobei ich die als am wenigsten problematisch ansehe

Geographische Unterschiede gibt es keine. Europa und Asien ist ein und dieselbe Erdplatte und Griechenland unterscheidet sich von der Landschaft her nur extrem gering von der Türkei (Wenn man die Osttürkei weglässt, würde ich von keinem Unterschied reden). Die Türken hatten außerdem nie Probleme ihre Eroberungen kulturell anzupassen - kleiner Scherz. Die gesamte EU kann nicht ansatzweise soviel kulturelle Vielfalt vorweisen wie die von allen Völkern des Osmanischen Reiches zusammengesammelte und über tausende Jahre gepflegte Kultur der Türken. Deutschland ist auf kultureller Ebene viel feindseliger, und das ist das Problem.

Die türkei zeigt einen guten willen, aber ich denke nicht dass es jetzt schon für eine aufnahme reicht.
DIe EU ist kein wohlfahrtsverein.


So, ihr seid dran :)

Die EU ist kein Wohlfahrtsverein? Was machen denn die baltischen Länder hier? Die haben doch nichts und wurden nur aus Mitleid aufgenommen weil Sie jahrelang unter der UdSSR leiden mussten. Im gesamten baltischen Raum gibt es doch nichts wovon die EU profitieren würde. Das war nur politische Strategie um den Kommunismus endgültig für tot zu erklären und Russland eins auszuwischen.
 
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