AW: Abneigung gegen ältere Arbeitssuchende - warum?
Fipseman am 25.03.2005 15:56 schrieb:
Man hört es ja immer wieder: Wenn man ein gewissen Alter erreicht hat, hat man nahezu keine Chance mehr auf einen Job.
Das das so ist, steht außer Frage. Allerdings möchte ich wissen woran genau das liegt?
Liegt es am Kündigungsschutz?
An einer verminderten Leistungfähigkeit oder Flexibilität?
Daran, dass man im Alter vielleicht öfters krankt ist?
Hat jemand mit 50 Jahren nicht auch Vorteile? Wie siehts mit Kompetenz aus? Einer der seit 25 Jahren im Beruf ist hat garantiert mehr Erfahrung als ein 25 Jähriger Nadelstreifenträger, der meint mit seinem tollen Diplom die Lösung auf jedes Problem zu haben?
Wie seht ihr das? Was müsste getan werden um älteren Menschen nochmal die Chance geben ins Berufsleben einzusteigen? Oder hat das schon so seine Richtigkeit wie es jetzt ist?
Das ist ein schwieriges Thema und eine Antwort ist sicherlich nicht leicht, wenn man von deiner letzten Frage absieht, denn wie kann denn eine solche Situation ihre Richtigkeit haben?
Was die anderen Fragen anbelangt:
Am Kündigungsschutz liegt es ziemlich sicher nicht, denn die schwere Vermittelbarkeit älterer Menschen kann man in vielen Ländern beobachten. In manchen davon haben sie einen besseren Kündigunsschutz, in anderen hingegen nicht. Dort wo es der Fall ist, kommt es vielleicht noch erschwerend dazu, kann aber nicht die Hauptursache sein.
Die verminderte Leistungsfähigkeit ist meiner Meinung nach der Hauptgrund. Dazu kommt, daß ältere Menschen mehr verdienen, was normalerweise über die Kollektivverträge geregelt wird (zumindest in Österreich) und damit wird die Sache problematisch, denn es steigen die Kosten und die Leistung, die man dafür bekommt, sinkt gleichzeitig --> eine fatale Kombination.
Vermehrte Krankenstände kommen zum vorigen Punkt dazu.
Kompetenz und Erfahrung sind im Regelfall positiv, aber es kann auch nichts bringen oder gar ein schwerwiegender Nachteil sein.
Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, daß sich die Berufswelt momentan sehr schnell ändert. Schau dir einfach einmal ein paar Branchen an, wie diese sich in den letzte 10, 20 und 30 Jahren verändert haben und du weißt, was ich meine.
Außerdem haben ältere Menschen (insbesondere Männer, Frauen kaum) oft eine sehr (ich sag mal) unpraktische Einstellung. Nur weil etwas vor 20 Jahren nicht funktioniert hat, heißt das noch lange nicht, daß es heute auch scheitern muß. Das führt oft dazu, daß sich ältere Menschen mit jüngeren Vorgesetzten anlegen und das geht meistens nicht gut aus. Wenn man die Einstellung hat, daß der Jungspund eh von nix eine Ahnung hat, hat man ein Problem.
Als letzter Punkt kommt noch das Pensionsdenken. "Ich geh eh in 5 Jahren in Pension, da brauch ich mir das hier nicht mehr antun". Es gibt unglaublich viele, die beispielsweise einen Computer ablehen, weil man hat diese Arbeit schließlich 30 oder mehr Jahre lang auch ohne Computer gemacht. Veränderung bereiten vielen älteren Menschen Probleme.
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Auf die Frage, ob man gegen diese Entwicklung spezielle wie auch immer geartete Maßnahmen setzen sollte, muß ich mit einem klaren Nein antworten. Fakt ist, daß es zuwenige Arbeitsplätze gibt und jede Förderung einer Gruppe, geht zwangsläufig zu Lasten einer anderen und letztlich ist es doch egal, wer arbeitslos ist, ob jung, mittel oder alt - das ist doch irrelevant. Wichtig ist, daß es Arbeitslose gibt und daß man dagegen im Gesamten etwas tun muß. Sich irgendeine Gruppe als herauszupicken, bringt gar nichts, denn damit verlagert man nur das Problem oder wäre es besser, wenn junge Menschen arbeitslos wären? Die haben jedenfalls keine Chance, sich in absehbarer Zeit in die Pension zu retten.