Ich find's immer wieder erschütternd wie wenig manche Leute nachdenken, wenn ich mir die Kommentare hier aber vor allem auf anderen Plattformen durchlese. Die ganze "Klar sollen die Modder Geld verdienen dürfen, aber dann bitte mindestens 40% oder 50% vom Preis"-Fraktion ist entweder völlig hoffnungslos markthörig oder haben anscheinend keine Ahnung von der Modding-Szene bei Skyrim.
Um es mal herunterzubrechen, weshalb Bezahl-Mods auf Steam auch abseits der 25/35/40 Ratio generell eine schreckliche Idee sind:
- der Publisher/Entwickler wurde bereits bezahlt (die haben das Spiel entwickelt und die Käufer haben's gekauft) - weshalb sollen die jetzt noch einmal Geld daran verdienen, dass ihre Kunden (!) in ihrer Freizeit (!) freiwillig (!) Content für ihr (bei Bethsoft notorisch fix-bedürftigen und immenses Verbesserungspotential aufweisenden) Spielen erschaffen und damit bereits finanziellen Mehrwert für den Publisher/die Vertriebsplattform schaffen? Ich hab 777 Stunden in Skyrim, hunderte in FO3 und FO NV investiert - ohne die hunderte unterschiedliche Mods wäre es niemals soviel gewesen und diese Vielzahl an Mods sind ein Riesen-Kaufargument. Sie sorgen für die Beliebtheit des Spiels in der Community und damit auch den Absatz von weiteren, offiziellen DLC.
- Wieso soll Valve überhaupt Geld bekommen? Valve hat weder das Spiel noch die Mod-Tools kreiert also dafür kein Geld ausgegeben. Hosting und Download wurden bereits mit dem Kauf abgegolten (nicht umsonst zahlen wir für Download-Titel meistens soviel wie für Retail, obwohl den Publishern viel weniger Kosten entstehen). Steam Workshop für Skyrim ist ein müder Abklatsch von Skyrim Nexus, ohne entfernt damit mithalten zu können. Valve bietet mit dem Hosting der Mods eine Dienstleistung an, die kein Modder oder Spieler angefragt hat oder benötigt - aber keine weitere Dienstleistung. Die Bezahl-Mods werden nicht von Steam auf Qualität geprüft, das soll nach deren Meinung gefälligst die Community machen. Steam gibt keinen Support für die Mods, der Modder ist verantwortlich. Steam macht effektiv nichts als die Kohle einzustreichen und die Modder und deren Käufer allein mit wirklich allen Problemen (und da gibt's Potential für eine Menge) allein zu lassen. Steam kümmert sich nicht um Steam Greenlight - aber Steam kassiert mit. Steam kümmert sich nicht um die Schwemme von Early Access Scam Titeln - aber Steam kassiert mit. Die Community darf bezahlen und sich gefälligst selbst um die Probleme kümmern - dass Steam einen schlechten Customer Support hat ist ja fast schon legendär im Netz.
- Wer etwas verkauft trägt Verpflichtungen. Käufer haben Rechte. Welche Rechte haben Käufer von Mods? Wie soll ein Modder seinen Verpflichtungen nachkommen? Mod wurde vom Modder aufgegeben und funktioniert nicht mehr mit dem neusten Patch? Tja, Käufer, sieh zu wie du dein Recht bekommst. Modder hat Post vom Anwalt bekommen weil er Assets eines anderen verwendet hat/ Copyright (große Marken) verletzte/ das Produkt beim Käufer nicht funktionierte? Tja, Modder, sieh zu wie du den Anwalt bezahlst.
- Modding ist kostenlos, von der Community, für die Community. Das ist der Grundgedanke. Einer hat eine Idee für einen Mod, macht einen ersten Versuch. Anderer Modder greift die Idee auf, macht eine andere Version. Vielleicht werden auch andere Mods integriert - einfach den Erfinder per PM anschreiben und um Erlaubnis bitten, Erlaubnis erhalten, Mod kann raus, Nutzer sind glücklich. Ein Modder macht eine sehr beliebte Mod aber gibt sie auf. Nach einigen Monaten fragt ein anderer Modder nach, ob er die Mod übernehmen und aktualisieren kann. Mod funzt wieder, alle sind glücklich.
So, und jetzt bringt da mal das Bezahlmodell rein... Wer sich den Ausgang dieses Gedankenspiels nicht ausdenken kann sollte möglichst auch nicht seinen Senf zu dem Thema abgeben.
Das ist nichts weiter als das Ende der Modding-Community auf dem PC. Bei kostenlos ist fast alles erlaubt und es herrscht Kooperation. Kommt Geld ins Spiel wird's Krieg, Modder gegen Modder, Modder gegen Nutzer, Nutzer gegen Modder. Keiner teilt mehr kostenlos, Ideen/Mods werden gestohlen oder man bräuchte gleich 3 weitere Bezahl-Mods, um einen bestimmten anderen zum Laufen zu bringen.
Steam Greenlight und Early Access sind die besten Beispiele und - welch Zufall! - auch auf Valve's Mist gewachsen
- Auf Sachen wie 4$ Horse Armor und Scam Mods muss ich gar nicht mehr eingehen, das kann sich jeder vernünftige Mensch mit min. einem Auge im Kopf und teilweise funktionierendem Gehirn selbst denken.
Wer tatsächlich glaubt "Dann kauf's halt nicht" oder "Der Markt wird's schon richten" wären Argumente hat den Schuss nicht gehört. Valve hat eine marktbeherrschende Stellung und wir reden hier davon dass sie eine kostenlose Community-Leistung monetarisieren wollen. Valve, das sind die, die beim EU-Rücktrittrecht so dermaßen frech bescheißen. Der Markt wird garantiert nichts zu Gunsten der Konsumenten richten, "der Markt" wird nur dafür sorgen dass die Mächtigen auf Kosten der kleinen Leute noch mächtiger und reicher werden. DLC ist häufig ein Schimpfwort - was hat der Markt da gerichtet? Hat DLC was verbessert, im Großen und Ganzen? Hat der Markt bei den überteuerten Preisen von digital downloads was gerichtet? Oder bei Region Locks? Konsumenten sind Schafe, wer Vertrauen in "den Markt" hat ist entweder ein Idiot oder hat eine Metzgerei (für Lammsteaks).
- Es gibt jetzt schon die Option, Moddern Geld zu spenden. Das ist freiwillig. Die ganzen Pay-Mod-Beführworter ("Arbeit soll entlohnt werden" - ach ja, auch freiwillige Arbeit?) werden von niemanden davon abgehalten, *freiwillig* Geld an die Modder zu geben. Warum man in dieser Situation dafür sein kann, dass man eine kostenlose, freiwillige Sache wie Mods mit dem Krebs der Kommerzialisierung bedenken muss, bei der auch noch ganz offensichtlich die Parasiten Valve und Bethsoft fast völlig unverdient den Löwenanteil verdienen, ist mir völlig unverständlich.