Hatte damals mal nen Test zu Alan Wake geschrieben. Wen es interessiert:
Alan Wake
Nun ist es also endlich da, das jahrelang erwartete Werk der Max Payne Macher Remedy - und tatsächlich schafft es AW, dem ungeheuren Hype standzuhalten und die Erwartungen nicht zu enttäuschen.
Der Schriftsteller Alan Wake beschliesst Ferien zu machen, aufgrund einer Schreibblockade. Zusammen mit seiner Frau Alice begibt er sich in das idyllische, ja schon spießige Örtchen Bright Falls, wo er schnell einige der Einheimischen kennenlernt. Man mietet sich eine lauschige Hütte in der Mitte eines Sees, die sehr an Tanz der Teufel erinnert. Die Nacht bricht herein, und nach Schreien von Alice sieht der Spieler gerade noch wie sie im dunklen Wasser verschwindet. Alan springt hinterher, doch nicht nur Alice, sondern auch die Hütte sind plötzlich wie vom Erdboden verschwunden.
Alan ist verwirrt, aber mit der Zeit wird ihm klar, das er sich mitten in einem seiner eigenen Horror-Romane befindet.
Alan Wake spielt sich wie eine Mischung aus Max Payne und Alone in the Dark. Die ständig präsente Taschenlampe fehlt dabei ebenso wenig wie die unheimliche Atmosphäre - diese ist es, die Alan Wake von der üblichen Masse abhebt. Wenn der Wind Bäume, Büsche und Gräser bewegt, volumetrischer Nebel wabert und verschwommene Schatten den Spieler umhüllen, fühlt man sich mittendrin in der gruseligen, filmgleichen Geschichte, in der jederzeit alles passieren kann.
Gegner müssen zunächst mit der Taschenlampe angestrahlt werden, da sie in Schatten gehüllt sind, die sie fast unverwundbar machen. Mit dem verstärkten Strahl der Taschenlampe leuchtet man Gegner an, dabei leert sich die Energieanzeige der Lampe. Diese lädt sich zwar kontinuierlich selbst wieder auf, in der Hitze des Gefechts kann es jedoch sinnvoll sein, mit Batterien nachzuladen um den Balken sofort wieder zu füllen.
Hat man den Schatten entfernt, kommen die Waffen zum Einsatz. Diese bestehen aus Revolver, Schrotflinte und Jagdgewehr. Desweiteren gibt es noch Leuchtfackeln, welche man in der Hand halten oder zu boden werfen kann - das blendet Gegner und gibt dem Spieler Zeit, seine Waffen nachzuladen oder sich aus einer brenzligen Lage zu befreien. Die Leuchtpistole fungiert quasi als Raketenwerfer, der fast jeden Gegner sofort unschädlich macht. Das gleiche gilt für die brachialen Blendgranaten, mit denen man ganze Gruppen eliminiert. Zu den "normalen" , von Dunkelheit besessenen Einwohnern von Bright Falls gesellen sich später noch widerstandsfähige, größere Gegner mit Äxten oder Kettensägen. Aber nicht nur menschliche Gegner gilt es zu überleben, auch Ojekte stellen stets eine Gefahr da. Mitunter fliegen dem Spieler schon mal Kühlschränke, Kabelrollen, ja sogar Autos und Eisenbahnwaggons entgegen, denen es auszuweichen gilt. Diese müssen im gegensatz zu den menschlichen Gegnern nur angeleuchtet, und nicht beschossen werden. Gelegentlich wird Alan auch von Krähenschwärmen angegriffen, auch diese pulverisiert man mit Licht. Die Endgegner in Alan Wake sind oft gigantische Baumaschinen, z.b. Bagger oder Bulldozer.
Sowohl am Tage, wie auch in der Nacht, darf Alan Wake sich frei in der Landschaft bewegen, und die ist sogar größer ausgefallen als gedacht. Nimmt man sich die Zeit, abseits der vorgegebenen Route auf Erkundung zu gehen, wird man durch kleine Verstecke belohnt, in denen sich Waffen und Munition befinden. Die Areale sind teilweise sogar so groß, das man dem Spieler Autos bereitstellt, um sie zu erkunden. Diese haben zudem den nützlichen Effekt, das man die Besessenen darin über den Haufen fahren kann, was Nerven und Munitionsvorrat schont.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, und nicht alles an Alan Wake ist gelungen. So merkt man dem Spiel an, das es noch zu Max Payne Zeiten entwickelt worden ist, Alan kann sich weder bücken, noch auf Objekte hinaufklettern - das Springen sieht genauso ungelenk aus, wie früher - zum Glück gibt es nicht viele Stellen, an denen man dies tun muss. Leider besitzt Alan keinen Nahkampfangriff - er kann lediglich mit der Rennen-Taste den Gegnern im Kampf ausweichen. Das sieht zwar stylish aus und wird oft mit einer Zeitlupe unterrahmt, aber wenn man von Gegnern umzingelt wird, nutzt einem dies nicht mehr viel, auch Wegrennen ist kaum eine Lösung, viele der Besessenen sind deutlich schneller als Alan. Einen Fußtritt oder ähnliches, um sich Gegner vom Hals zu halten wäre hier sehr sinnvoll gewesen. Die großen Außenbereiche sind zwar toll, nur wieso steht immer genau dort ein Auto, wo ich eins brauche? Und wieso steckt der Schlüssel immer? Darauf wissen wohl nur die Entwickler eine Antwort, ebenso wieso ich mit einem dicken Handscheinwerfer in den Hubschrauber einsteige, beim Aussteigen jedoch wieder eine mickrige Aldilampe sowie keine Waffen mehr habe.
Spätestens am Ende jedes Kapitels (es gibt insgesamt sechs) wird man eh wieder alle Waffen los, dies nervt - hier hätte man Spieler, die sparsam mit wichtigen Waffen wie der Leuchtpistole umgehen, belohnen sollen.
Trotzdem wirken sich die genannten Mängel nicht wirklich negativ auf das Gameplay oder gar die Geschichte aus, die durch gefundene Seiten aus Alans Roman nebenher weiter erleuchtet wird. Man kann zudem auch Radiosendungen hören, oder im TV "Night Springs" verfolgen, eine Serie die mit echten Schauspielern gedreht wurde. Wer sich Zeit nimmt, bekommt sehr viel Spielzeit mit Alan Wake, und hat somit auch mehr Gelegenheit, Gegenstände zu sammeln, wie die erwähnten Romanseiten und auch Thermoskannen. Die meiste Zeit ist man allein im Wald unterwegs, gegen Ende schliessen sich jedoch eine Polizistin namens Sarah sowie Alans bester Freund Barry an - die künstliche Intelligenz ist zum Glück ausgereift, beide schiessen und verteidigen sich selbstständig, und folgen Alan auch beim erkunden abseits der Wege. Highlight des Spiels: Zusammen mit Barry wehrt man auf der Bühne einer Rockband eine ganze Armee von Angreifern ab, die Lichtanlage unterstützt das ganze spektakulär.
FAZIT: Alan Wake hat das unmögliche geschafft: Dem Hype wurde standgehalten und es kam sogar noch ein überdurchschnittlich gutes Spiel dabei heraus, die Spielzeit beträgt dabei ca. 10 Stunden. Nimmt man sich viel Zeit, um alle großen Areale zu erkunden und alle Items zu sammeln, kann auch das doppelte dabei herauskommen - ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich jedes Gebäude, jeden Aussichtsturm und jedes Motel abgeklappert habe, in der Hoffnung dort Munition zu finden - und ich wurde belohnt. Alan Wake ist Spielfilmatmosphäre pur, ein perfekter Thriller in dem man selbst mitspielt und den man durchs mitspielen weiterspielt. Die Story ist überraschend, zu Beginn jeder neuen Episode gibt es ein kurzes "Previously on Alan Wake", was an eine TV-Serie erinnert. Die Grafik hat zwar hier und da leichte Schwächen, aber punktet dafür umso mehr mit ihren tollen Licht-und Schatteneffekten. Der Sound ist bombastisch, die Musik hollywoodreif.
Die finnische Band "Poets of the Fall", die auch in Max Payne 2 bereits einen Song beigesteuert hat, ist hier für einige der tollen Stücke im Spiel verantwortlich. Die deutsche Synchronisation ist gut, wenn auch nicht überragend. Wer will, schaltet auf Englisch um und bekommt noch etwas mehr Atmosphäre. Kleinere Mängel im Spiel verwehren leider eine höchstnote, trotzdem bleibt es bei einer guten
8|10