AW: News - Visceral: "Entwickler von Videospielen sollten bessere Geschichten erzählen können" - Was denken Sie?
Ich denke, daß eine Geschichte nicht alles, aber vieles ist. Man muß die Geschichten im Zusammenhang sehen:
1. Was kann meine KI?
2. Was will ich überhaupt spielen?
3. Was macht mein technisches Geräte mit der KI, um diese Geschichte "erlebbar" zu machen?
4. Habe ich überhaupt genug Geld und Zeit für eine komplexe Story mit zahlreichen Nebenhandlungen, die mich dann doch mit alle meinen grauen Zellen und meinen Emotionen fordert?
Tatrsache ist: Bisher hat es noch kein Spiel ernsthaft geschafft, mich in eine wirklich eigene Welt hineizuziehen, die ausser auf Aktions-Reaktionsmustern und Grafik-Sound-Effekten inhaltlich mehr zu bieten hat, als eine sich scheinbar ständig verändernde, aber dennoch immer wieder auftauchende "Moorhuhnjagd". Lediglich "Bioshock", mit seiner fast schon kindlich naiven Vorstellung von einer "epischen" Unterwasserwelt à la Jules Verne (Cpt. Nemo, i.e. 20.000 Meilen unter dem Meer)) und dem literarischen, großartigen Ansatz von "Atlas shrugged" (Ayn Rand) schaffte dies kleine virtuelle Wunder ein wenig, weil ich "unter Wasser" mag..
"Identifikation mit Spiele-Avatar" als Grund für Erwachsene (oder eben auch ältere Kids) eine bis zu 40 stündige Reise in die Rollenspiel oder Shooterwelt zu machen halte ich für einen vorgeschobenen, oftmals viel zu leicht akzeptierten Grund der Publisher und eben dann auch der Konsumenten. Hier verhält sich das ähnlich, wie in den Horror-und Slasherfilmen: Die gezeigten "abseitigen" Elemente (horrorspiele) , die Infragestellung bürgerlicher Werte (fast alle shooter), das Verkleiden (rollenspiele) und die elemente von Schach und Logikspielen (Strategie) folgen im E-Game Bereich irgendwie alle dem gleichen inhaltlichen Muster bei dreidimensionaler Grafik in einer zweidimensionalen Darstellung (Flatscreen) , aber Identifikation geht meiner Meinung nach anders. "Moralische Entscheidungen" in einer Welt in der eh "alles geht" sind nichts wert, da sie eigentlich doch keinen Einfluss auf festgescriptete Realitäten hatten, die nur eins im Sinn haben: Den Spieler zu unterhalten. Langsam dämmert es aber am Horizont. Die Filmemacher sind den Serienplots schon länger verschrieben und dort sieht man, das erfolgreiche Titel neben den schrägen Plots nun auch zunehmend mehrdimensionale Figuren entwickeln, die sich im Gegensatz zu früher, nun eben auch "korrumpieren" lassen, um zu "überleben": Das Falsche zu tun, für ein großes Besseres. (Familie, Job, Tribe...)
Ich muss zu meinem Erklärungsversuch noch hinzufügen, daß ich einst im Fraunhofer Institut stand und dort einen Beitrag über Virtuelle Architektur Ende der 90er gemacht habe, dass war "real" eine komplett körperliche Erfahrung mit virtueller Schwerkraft. Keine Frage, ob der "Petersdom", in dem ich dafür stand, "echt" war. Er war es. Er war es, weil viele fleissige Menschen an den Texturen solange gearbeitet hatten, bis alles "stimmte". das gleich gilt für Stories in Verbindung mit handelnden Figuren im virtuellen, echt gefühlten Raum. "L.A. Noire" wird diesen neuen/alten Weg gehen: Reaktionen in den Gesichtern der handelnden Figuren "lesen" und "deuten" zu können, ist der nächste Schritt in eine perfekte spielerische Virtualität. die dreidimensionale Umgebungs-Projektion der nächste. ("Brotherhood" kann man jetzt bereits auf bis zusechs Displays spielen!) Das Holodeck ist keine 50 Jahre mehr entfernt und mit unserer technischen Beschleunigung (Hysterie), sind wir auch hier eher im "Hobbyraum der Enterprise" (den Kommunikator haben wir ja schon) ,als auf dem erforschbaren Jungfernflug zu den unendlichen Welten. Das Leben in einer Box, die nur aus Projektionen bestehen kann, wird dann für uns ebenso normal werden können, wie "Essen auf Rädern" (Pizza, Amazon, usw.) Dann sehnen wir uns vielleicht wieder nach "einfachen" unterhaltsamen und vor allem belanglosen Geschichten, statt dem virtuellen/realem Stress mit einem neidischen oder genervten Avatar, einer fehlenden Farbdarstellung meines Mittelmeers vorm virtuellen Fenster und der Expresslieferung meiner Lebensmittel. Ach so nebenbei; ich finde die PC Games total spannend und lese das echt gerne. Was ich nicht verstehe: Träumen Eure Redakteure nachts überhaupt noch? Gruss, Soma