Ach ja, es gibt wohl kaum ein Studio, dessen Entwicklung so kontrovers diskutiert wird wie Biowares…
Blizzard und Valve kann da vielleicht noch einreihen, aber sonst?
Meinen ersten Kontakt mit einem Rollenspiel hatte ich 1993, als mein Vater seinen Recher vergessen hat auszuschalten und ich die Hände an Ultima VII bekam… da war ich aber grade mal 10 und sprach kaum ein Wort Englisch… Was für ein Schatz Rollenspiele doch sind hat mir erst Bioware mit Baldurs Gate beigebracht.
Dann kamen weitere Knaller von der Spieleschmiede und ich wurde zu einem echten Funboy. Ich habe die Charaktere geliebt, ich habe die Stories verschlungen und die meistens triste Präsentation durch jede Menge Fantasie ausgeglichen. Und dann hat mich Bioware regelrecht geschockt. Nach den komplexen ad&d(d&d)2+ Spielen kam ein Masseffect. Ich habe das Spiel gefeiert. Und der Moment am Ende, wenn Saren Shepard um Vergebung bietet und… ihr wisst schon… Das wurde zu einem meiner Lieblingsmomente in meiner Spielegeschichte.
Zugleich war mir da bereits bewusst, dass, was ich hier gespielt habe, das neue Bioware repräsentiert. Was sich schon bei KotoR abgezeichnet hat hat in ME seine Vollendung gefunden. Komplexität ist Bildgewalt(ich meine NICHT Grafik) und Zugänglichkeit gewichen.
Was mir damals nicht bewusst war, dieses großartige Spiel stellte mit seinem direkten Nachfolger für mich persönlich den Zenit des Studios dar.
Mein persönlicher Bruch mit dem Studio stellte das Ende der ersten ME Trilogie dar. Ja, ich bin einer der Softies, die ein Happyend wollten (nein ich habe mich an dem Shitstorm nicht beteiligt). Doch das fehlende Happyend war nicht entscheidend für mich. Das Problem waren:
1) die vielen versprechen vor dem Spiel wie das:„Nein es wird kein ABC Ende geben, das können wir den Fans nicht zumuten...“, die nicht mal im Ansatz erfüllt wurden
2) Die schlecht ausgearbeiteten Enden
3) Die nicht vorhandenen Konsequenzen aus den Spieler entscheidungen.
4) Und die Geschichte um einen „IWINAGAINSTREAPER“-Button von dem man schnell erfährt
Die Summe der Punkte ließ mich überlegen, was Bioware denn nun FÜR MICH darstellt. Garant für komplexe Rollenspiele? Spätestens seit NWN2 nicht mehr. Für mich war bereits die Umstellung auf d&d3 eine Zumutung, aber das ist eine gaaanz andere Geschichte
Was noch? Story? Die Art und Weise, wie abrupt unaufgeklärt die Story beendet wurde und dass in letzter Sekunde noch eine Deus Ex Machina bemüht wurde finde ich eines MassEffects nicht würdig. Man denke an den Kampf gegen Saren und den Felsen der durch die Scheibe fliegt! Oder an die Selbstmordmission... Und dann kommt ein Gott und sagt ich solle mich zwischen R G und B entscheiden!
Was noch? Chars… Ja, das kann Bioware noch immer wie keine andere westliche Spieleschmiede. Aber auch hier gibt es für mich ein aber. Die Biowareformel. Jeder weiß was es ist, jeder weiß wie sie funktioniert. MassEffects Höhepunkt einer Romanze ist immer gleich… Wie altbekannt dieser wirklich ist hat mir Witcher 3 gezeigt. Und zwar durch das Ende einer Liebe… Als ich mich für Triss entschied und mit Jenn auf dem Berg des Jinns gesessen habe, war das einer der emotionalsten Momente, die ich in einem Spiel erlebt habe… und was passierte auf dem Bildschirm? Zwei Menschen saßen da und schauten in die Ferne… Und brachten doch so viele Emotionen rüber…
Das Resultat für MICH: Bioware hat mir unzählige Stunden voller Spass, Spannung und Emotionen gegeben. Mehr noch: die Spieleschmiede hat meine Vorstellung eines Rollenspiels geprägt und gefördert. Dafür bin ich dem Studio unendlich dankbar. Aber das heutige Bioware ist eben nicht das Bioware von damals…
Oder ich bin einfach nicht mehr die Zielgruppe der Firma...
Wie dem auch sei. Ich wünsche Bioware viel Erfolg mit ihren Projekten… ob ich zu deren Zielgruppe gehöre oder auch nicht…