So sehe ich das auch. Aber vermutlich müssen Verbraucherschutz/Regulierungsbehörden erst einmal von dem Umstand erfahren und die Zusammenhänge begreifen, bevor etwas geschieht und Maßnahmen dagegen getroffen werden können. Wobei ich arge Bedenken habe, daß die Verantwortlichen entsprechenden und ausreichenden Einblick in die Materie haben. Die Politiker sind hier echt noch in der Prä-Internetphase verwurzelt und können sich irgendwie nicht in die neuen Gegebenheiten hineindenken. Ich habe den Eindruck, daß für die Politik sowieso Computerspiele ein Buch mit sieben Siegeln sind und sie die Regeln und die Umstände die damit in Zusammenhang stehen (Clientbindung, Lizenzen, Unterbindung Gebrauchtspieleverkauf, DLC, Microtransaktionen, Lootboxen u.s.w.) nicht mal zu 5% begreifen, um die Tragweite für die Kunden. die mit gewissen Entscheidungen der Publisher zusammenhängt überhaupt ausreichend zu erfassen um sachlich richtige Entscheidungen treffen zu können.
Bungie hat sich hier wohl einfach gedacht, der Kunde schluckt das mal eben so und drückt das wie geplant in den Markt. Der Kunde kann sich ja eh nicht wehren. Die die das Spiel gekauft haben schauen in die Röhre und Neuverkäufe kommen jetzt eh kaum noch mehr.
Das ist genauso wie der Versuch von EA die Lootboxen bei SW BF2 durchzudrücken. EA hat es ungeschönt probiert aber sich ein blaues Auge vom Kunden eingefangen. Damit hatte EA sicher nicht gerechnet.
Das was Bungie nun macht ist aber im Prinzip und defacto "Diebstahl" von bereits regulär erworbenen Content um mit diesem Druckmittel seinen neuen Content an den Mann zu bringen. Weil Bungie schlichtweg davon ausgeht, daß der Kunde nur eine Lizenz erwirbt, die dem Publisher fröhlich frech und frei erlaubt, den Umfang des erworbenen Contents einseitig einfach so zu ändern, ohne daß der Kunde hier irgendetwas etwas dagegen unternehmen kann.
Wobei ich bezweifle, daß das ganze rechtlich Bestand hat. Imho zählt der Zustand und Umfang der Ware beim Kauf durch den Kunden, der wenn er nach dem Kauf deutlich nachträglich zu ungunsten des Käufers verändert wird gegen das Gesetz verstoßen dürfte. Ansonsten wäre es ja mal übertrieben gesagt für die Firmen problemlos möglich, einem Kunden ursprünglich ein RPG mit 300 Missionen und 200 h Spieldauer zu verkaufen um dann den Umfang des Spiels 2 Monate später auf 5 Missionen und vielleicht 2 h Spieldauer einzudampfen, um den Kunden danach den "geklauten" Content wieder scheibchenweise als DLC zu verkaufen. Das wäre vielleicht mal ein Geschäftsmodell *abkotz*.
Mal überspitzt: Bei der Inspektion eines Autos kann man ja auch nicht einfach das Navi beim Kundenfahrzeug rausschrauben und sagen: Wenn Du das Tuningpaket a) bei uns kaufst schrauben wir Dir das (vorher vorhandene) Navi wieder brav ein. Wenn nicht Pech gehabt. Dann fährst Du halt ohne Navi durch die Gegend.
Mal sehen wann die Politiker mit ihrer Denk- und der Handlungsweise endlich im 21. Jahrhundert angekommen sind und sich auf dem aktuellen Stand befinden, um mit der Internet- und Gamingwelt und deren Auswüchsen auch nur ansatzweise mitzukommen und im Bedarfsfalle (wie beim Thema Bungie jetzt erforderlich) angemessene Entscheidungen/gesetzliche Regelungen zu treffen.
Wenn bei der Lootboxthematik ein Einschreiten der Politik vielleicht noch diskutabel sein mag (wenn auch grenzwertig in Richtung Einschreitung erforderlich tendierend) ist im Fall von Bungie eine entsprechende Reaktion unbedingt notwendig. Ansonsten klaut der nächste Publisher dem Käufer beim nächsten Spiel erneut bereits gekauften Content um mit diesem Druckmittel seine Seasonpasses/Addons an den Kunden zu verkaufen, damit er seinen ursprünglichen Content zurückerhält. Und wenn das ganze Schule macht und keiner dagegen einschreitet, versuchen es andere Branchen auf ähnlichem Wege. So nach dem Motto "Wenn es die Gamingbranche darf wieso wir nicht".
Hier versuchen einige Firmen massiv die Grenzen abzutasten und überschreiten diese hier offensiv. Anders kann man das Handeln von Bungie nicht definieren.