Hallo liebe LeserInnen,
mir ist eben etwas aufgefallen. Eigentlich nicht das erste Mal, aber so massiv dann doch noch nie aufgefallen.
Es kommt immer häufiger vor, dass in den News keine Fakten vorkommen. Gerade eben sah ich die folgenden Headlines direkt untereinander:
- Justice League: So wäre die Story in den Sequels weitergegangen
- Crysis Next: Offenbar Gameplay aus dem Shooter geleakt
- Nintendo: MAR10 Day dieses Mal wohl anders
- Playstation 5: Gerücht spricht von Slim-Version im Jahr 2023
- Microsoft: Einige Bethesda Spiele kommen exklusiv für XBOX und PC
- Naughty Dog: Leak soll kommende Projekte der Last-of-Us-Macher enthüllen
- PS4-Titel für PC: Laut Leak sind diese Spiele geplant
Versteht mich nicht falsch. Das ist jetzt nicht als böse Kritik gedacht, aber es würde mich mal interessieren, woran das liegt. Will man sich rechtlich nicht aus dem Fenster lehnen? Sind Gerüchte und schwammige Thesen klick-reifer? Oder gibt es aktuell einfach nichts, worüber man ansonsten schreiben könnte?
Das sind völlig normale Formulierungen, wenn man noch keine offizielle Bestätigung des genannten Unternehmens hat oder auch wenn zB bei Vorwürfen die Sache noch nicht rechtlich geklärt ist usw.
In vielen Fällen ist es zwar ganz sicher, dass es GENAU so (passiert) ist, aber es fehlt halt eine offizielle Bestätigung - daher so eine Formulierung wie "es soll...". Genau DAS machen auch Medien, die möglichst seriös berichten wollen - achte mal auf richtige als seriös geltende Tageszeitungen oder zB Tagesschau usw., da heißt es zB bei Berichten über eine Gerichtsverhandlung immer "der Täter soll...", und zwar selbst wenn es zb ein Video der Tat gibt und keine Zweifel bestehen, aber man wartet mindestens solange, bis das Urteil gefällt wurde, bevor man NICHT mehr "er soll..." schreibt, weil es eben noch nicht zu 100% verifiziert ist. Andere eher unseriöse Medien formulieren so was gerne so, als sei es schon bewiesen - das ist aber eben unseriös.
Dazu kommen natürlich dann auch Meldungen, die wirklich nur auf Gerüchten basieren, aber vielleicht interessant sind und oft von Quellen stammen, die meistens richtig liegen. Würde man aber die ganzen nicht offiziell bestätigten News oder die News, die aus gut informierten Kreisen oder von zuverlässigen Leakern stammen einfach weglassen, dann gäb es VIEL weniger zu berichten - das kann ja auch Sinn der Sache sein, vor allem da sehr viele Themen wirklich quasi sicher sind und dann die Leser wiederum fragen würden "warum berichtet ihr darüber nicht?!?!?"
Stell Dir z.B. vor, dass Journalisten durch Quellen innerhalb von Blizzard genau wissen, dass Diablo 4 am 30.März präsentiert wird - aber Blizzard schweigt offiziell dazu. Da wirst du ja sicher nicht sagen "Lasst die News lieber ganz weg, bevor ihr schreibt, dass Diablo 4am 30.März präsentiert WERDEN SOLL" - oder?
Bei manchen News kann man natürlich auch kritisieren, dass es zu sehr Gerücht ist und die News nur gemacht wurde, damit die Leute klicken - aber erstens lebt eine Seite auch von so was und zweitens: Wo ist das Problem dabei, wenn sogar schon in der Schlagzeile "Gerücht" steht? Problematisch wäre so was wie ne Schlagzeile "EA wendet sich von PC-Gamern ab - FIFA ab 2023 nicht mehr für PCs", und erst irgendwo am Ende des Textes steht "Allerdings basiert das PC-Aus nur auf einem Gerücht, das ein YouTuber mit 500 Abonnenten verbreitet hat"
Noch eines:
Ich meine, wenn am Ende des Tages keine Fakten mehr präsentiert werden, kann ich mir auch selbst was ausdenken. Könnte ja sein, dass es eintrifft. Oder ich habe einfach eine komplett falsche Erwartung an eine Seite wie diese.
Es ist ein RIESIGER Unterschied, ob man sich etwas einfach ausdenkt oder ob man über Sachverhalte berichtet, die von verlässlichen Quellen so beschrieben werden und wo nur eine offizielle Bestätigung fehlt sowie über Dinge, wo man etliche Fakten hat, aber 1-2 Bestandteile nur zu 90% sicher sind. Ebenso gibt es ja auch News , bei denen etwas Fakt ist, aber andere Bestandteile drumherum noch nicht ganz sicher sind. zB so was wie "CEO soll Programmierinnen sexuell genötigt haben" oder "Apple soll Händlern Sonderangebote verbieten" - es ist Fakt, dass die möglichen "Opfer" das behaupten, aber nicht sicher, ob sie die Wahrheit sagen. Da hast Du Fakten und "soll" oder "angeblich" in einem Atemzug.
Schau mal in die News von seriösen Medien zu allen möglichen Themen - wenn es zb einen Bombenschlag in Bagdad mit sehr vielen Toten gab, dann berichtet man natürlich darüber. Trotzdem weiß man eben nicht zu 100%, ob ALLE Angaben EXAKT stimmen - daher dann "Es sollen mehr als 120 Menschen getötet worden sein, Täter möglicherweise IS-Anhänger" => Eventuell waren es halt "nur" 105 Tote, daher "es sollen". Und weil es im Vorfeld starke Warnungen wegen IS-Aktivitäten gab, sagt man "IS" - es könnte aber auch eine andere Gruppe dahinterstecken, das weiß man eben nicht zu 100%, solange es keine Beweise gibt - daher "möglicheweise IS". Das heißt aber ja alles nicht, dass die Grundaussage "verheerender Terror-Bombenanschlag" nicht stimmt und man sich was ausgedacht hat.
Oder auch so was wie in Myanmar gerade - da gab es direkt während des Putsches Videos und Tweets usw., aber im Ausland konnte man nicht GANZ sicher sein, ob das authentisch ist. Also hieß es zuerst "Offenbar gab es einen Putsch in Myanmar - demnach soll das Militär...." und NICHT "Putsch in Myanmar - das Militär hat die Macht übernommen".
Gerade so was wie "Fake"-News, die komplett ausgedacht sind, erkennt man oft daran, dass sie so tun, als sei es gesichert - die schreiben eben NICHT "es soll" oder "könnte" usw. , und am Ende werden die Leser auch merken, ob ein Magazin jeden Scheiß, den irgendein Honk verbreitet, sofort als News aufnimmt oder ob nur das als News reinkommt, was ziemlich plausibel oder gar wegen einer sehr zuverlässigen Quelle zu 99,9% sicher ist.