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Wie leben Deutsche im Ausland?

A

aph

Gast
Wenn es um unsere türkischen Mitbürger geht, z. B. um Integration und Parallelgesellschaften, um die Konzessionen an ihre Religion, um Forderungen nach dem Beherrschen der Sprache oder zu großer Ghettobildung ... da hört und liest man immer wieder den einleitenden Halbsatz:

"Ich kann ja auch nicht in die Türkei ziehen und einfach ..."

Angeblich würde man als Deutscher in der Türkei seine christliche Religion nicht ausüben können und käme nicht weit, wenn man sich nicht anpasse.

Die Berliner Zeitung (die ich täglich lese) hat uns nun einen wertvollen Dienst erwiesen und über genau solche Menschen berichtet. Jene, die in die Türkei gezogen sind, um dort tatsächlich zu leben.

Der Bericht ist voller interessanter Details und lädt zu einem differenzierten Abwägen und Vergleichen ein, daher würde ich gern eure Meinungen dazu hören - gern auch zu einzelnen Punkten.

Hier ist der Link.

Ein paar nette Zitate stell ich schon mal hier rein:

...Heute leben hunderttausend Menschen in Alanya. Mehr als zehntausend davon sind Deutsche, weshalb die Türken die Stadt Alemania nennen.
...
Hasan Sipahioglu
(der Bürgermeister) hat gehört von den Debatten in Deutschland. Von den Forderungen an die dort lebenden Türken, sich der neuen Heimat anzupassen. Sich zu integrieren. So richtig verstehen kann er das alles nicht. "Wir sind vielleicht toleranter als die Deutschen", sagt er. "Wir erwarten nicht, dass die Deutschen so werden wie wir. Warum sollten sie das tun?" Er sagt, dass es jetzt in Alanya dreiunddreißig Brotsorten gibt, dass es Baumärkte gibt, dass Häuser gebaut werden nach deutschen DIN-Normen. "Die Deutschen haben unsere Stadt bereichert, wir können viel von ihnen lernen."
...
Vielleicht ging das ja alles zu schnell, sagt Ute Brix. "Wir waren gar nicht vorbereitet auf dieses Land. Wir können die Sprache nicht, alles war fremd." Es gab dann auch die ersten Enttäuschungen. "Wir stellten fest, dass viele Türken abzocken, lügen und betrügen", sagt Ute Brix. Selbst von Leuten, die sie lange kannten, fühlten sie sich verraten. "Die haben alle ein Euro-Auge und ein Dollar-Auge. Das Geld macht die Beziehungen kaputt." Sie wurden misstrauisch, zogen sich zurück, hatten irgendwann nur noch deutsche Freunde.
...
Sie blicken ohne Liebe auf dieses Land, beißen sich an Kleinigkeiten fest. Irgendwann denkt man, dass sie Deutschland nie verlassen haben. Sie leben hier, aber eigentlich sind sie weit weg. In Deutschland würde man das wohl Parallelwelt nennen.
Im Stadtteil Oba gibt es die Pasa-Anlage. Hier wohnen nur Deutsche. Weiße Wohnblöcke stehen im Karree. Zwischen den Häusern wachsen Orangenbäume. Natursteinpfade führen an Beeten und Rasenflächen vorbei. Draußen herum läuft ein Zaun. Am Eingangstor steht: "Für Fremde kein Zutritt."
...
Rainer Korten ist katholischer Pfarrer. Der einzige in der Türkei. Vor einem Jahr hat er als erster ausländischer Geistlicher eine Arbeitsgenehmigung bekommen. Es ging nicht mehr anders. Es waren einfach zu viele Deutsche geworden an der Küste. Es gab Trauungen, Beerdigungen und Taufen, aber keinen Pfarrer.
...

Interessant, oder? ^^
Ich empfehle, aber den ganzen Artikel zu lesen, um die Zusammenhänge vollständig nachvollziehen zu können.
 
Ein Onkel von mir ist Anfang der 50er nach Südafrika ausgewandert. Er hat als einfacher Bergarbeiter angefangen und sich dann bis zum Goldminendirektor hochgearbeitet. Das geht nicht ohne ein gewisses Maß an Anpassung.
Trotzdem hat sich auch dort eine "Parallelgesellschaft" aus deutschen Einwanderern entwickelt, die ihr eigenes Süppchen kocht. Das gibts aber in jedem Einwanderungsland. Egal ob Deutsche, Türken, Italiener oder Chinesen, immer wird man ansammlungen einer bestimmten Gruppe vorfinden.
Jetzt will mein Onkel allerdings wieder nach D zurück, aus Gesundheitlichen Gründen. Weil er aber seit Jahrzehnten keinen Deutschen Paß mehr hat, gilt er jetzt in D als Ausländer :P
Und er müßte seine Vermögensverhältnisse offenlegen, was ihm gar nicht schmeckt ;)
 
Hm, interessanter Text... Ich muss sagen, ich finde es nciht gut, wenn man in der Türkei lebt, dort deutsche Regelungen zu erzwingen... Wenn es keine Fahrradspuren gibt, und? Dann eben nicht. Und ich finde es auch nicht gut, dass es dort Deutsche gibt, die kein Türkisch können und sich nicht über den Islam informieren...

Ich denke man muss sich an das Land in dem man lebt anpassen. Man muss nicht zu einem Türken werden wenn man in der Türkei ist, aber man muss die Türken respektieren. Man muss auch kein Deutscher werden, wenn man in Deutschland lebt, aber man muss trotzdem die Sprache (zumindest einigermassen) beherrschen und die Gepflogenheiten respektieren.

Und um noch ein Land ins Spiel zu bringen - ich finde die Lösung in Kanada sehr gut. Voraussetzung für die Einwanderung ist das Beherrschen einer der beiden Sprachen sowie ein Grundwissen über Staat und Gesellschaft. Wird übrigens in Tests überprüft. Ansonsten darf man leben wie man es bevorzugt, solange es nicht gegen die Gesetze geht. Mosaik der Kulturen nennen sie es.

Türken dürfen gerne ein Teil des Mosaiks in Deutschland werden. Aber kein eigenständiges Mosaik werden.
 
BM_W am 31.01.2005 16:52 schrieb:
Hm, interessanter Text... Ich muss sagen, ich finde es nciht gut, wenn man in der Türkei lebt, dort deutsche Regelungen zu erzwingen... Wenn es keine Fahrradspuren gibt, und? Dann eben nicht. Und ich finde es auch nicht gut, dass es dort Deutsche gibt, die kein Türkisch können und sich nicht über den Islam informieren...

Mich stimmt das alles sehr nachdenklich. Zwei Dinge beschäftigen mich:

Warum fällt es Deutschen so schwer, sich der türkischen Gesellschaft anzupassen und umgekehrt? Sind die Kulturen vielleicht wirklich einfach zu unterschiedlich? Mir würden Fahrradspuren fehlen. Und gute Brotsorten fände ich auch sehr wichtig (wie hab ich das in den USA und in Frankreich vermisst!).

Und wieso scheint es den Türken überhaupt nichts auszumachen, wenn sich die Deutschen nicht anpassen? (Wie war das in Südafrika? Gab es da Feindseligkeiten?) Umgekehrt wird Anpassung erwartet, wenn Türken nach Deutschland oder nach Kanada kommen.

Vielleicht ist es wirklich so, wie in dem Artikel steht:
Wahrscheinlich ist Integration auch eine Machtfrage. Oder eine Geldfrage. Nur Arme und Schwache müssen sich anpassen. Ob in Deutschland oder in der Türkei.
Kann man es so vereinfacht sagen?
 
An der Wand lacht ein rosa Schwein, daneben hängt ein Bild von Kemal Atatürk, dem Gründer der türkischen Republik.

das glaube ich erst, wenn ich es sehe.

dieser artikel ist kein paradebespiel für objektiven journalismus, die subjektive note des autors, dessen ironische anspielung und voreingenommenheit zu diesem thema sich an vielen stellen im text widerspiegeln, sollte in einem kommentar zur geltung kommen und nicht in einer reportage.

was sich vielleicht viele nicht eingestehen wollen:
in deutschland wird allen ortens über die ausufernde bürokratie und regelungswut bis ins kleinste detail abgelästert - aber so bald man selbst in etwas anarchistischen ländern wohnt, sich nach der relativen sicherheit des organisierten gesellschaftsleben sehnt :-D

warum sollte es eigentlich grundsätzlich negativ sein, errungenschaften einer zivilisierten gesellschaft (auch wenn es um kleinigkeiten wie impf-erkennung für haustiere und radwege geht) in diesbezüglich offensichtlich unterentwickelten gesellschaftssystemen (freilaufende haustiere werden erschossen) einzuführen ?

scheinbar erkennen auch viele türken, die mit westeuropäischen systemen in berührung kamen, dass übertragbare verbesserungen in ihrer heimat lohneswert sind. ich erinnere mich an einen artikel in der auto-bild, nach dem ein türke über jahre deutsche verkehrsschilder in sein türkisches heimatdorf exportierte, um dort ein der stvo-ähnliches system zu etablieren und somit der verkehrssicherheit vorschub zu leisten. mittlerweile soll er in seinem dorf eine art held sein...

p.s.:
@ bm_w:
der türke, der 30 jahre in dtl lebte, "kämpft" für radwege ;)

aph am 31.01.2005 17:01 schrieb:
Und wieso scheint es den Türken überhaupt nichts auszumachen, wenn sich die Deutschen nicht anpassen?

das kam mit den bürgermeisterkommentaren doch zur geltung:
sie erkennen, dass das deutsche system offensichtlich von vorteil ist, denn wo deutsche leben, herrscht wohlstand und ordnung (obwohl das sicher ein im ausland vorherrschendes deutschen-mythos ist *ggg*) und wollen gleiches erreichen.
 
Also sei mir nicht böse aber meine persöhnliche Erfahrung ist die das sie hier sind wegen dem Geld und den sozialen Absicherungen aber nicht wegen den Deutschen ! (Nur wenige sind es die wegen dem Land hier sind)

Und ich finde wenn ich in eine Land gehe dann wegen den Menschen bitte !
Ein Türke oder Araber darf sich eine Deutsche Frau nehmen aber umgekehrt bekommst Du Schwierigkeiten bzw die Frauen geben sich erst garnicht mit einem Deutschen ab ! Es ist im Grunde genommen nur eine aggressive genetische Expansion sonst nichts !

So und jetzt schimpft mich alle Nazi :-D

Im übrigen wohne ich mit einem Franzosen einem Araber und einem Chinesen zusammen :]
 
aph am 31.01.2005 17:01 schrieb:
Vielleicht ist es wirklich so, wie in dem Artikel steht:
Wahrscheinlich ist Integration auch eine Machtfrage. Oder eine Geldfrage. Nur Arme und Schwache müssen sich anpassen. Ob in Deutschland oder in der Türkei.
Kann man es so vereinfacht sagen?

genau so sieht es aus, so einfach ist das.

@Lopez : ich würd sagen, dass die deutschen in alanya wegen der Natur, halt dem meer, berge und frischen bzw. sauberen Luft dort leben.
ach ja nicht zu vergessen, günstig ist es da auch auf jeden fall :)
nix teuer wie hier ... :rolleyes:

und wer geht denn irgendwo hin wegen den Menschen und bleibt da auch für immer ???
mir sind doch die Menschen erstmal relativ egal denke ich, man will nur seine Ruhe und wie es in dem Artikel ja steht, wohnen die Deutschen ja alle sehr nahe beieinander,oda ?
 
davidian2000 am 31.01.2005 17:04 schrieb:
dieser artikel ist kein paradebespiel für objektiven journalismus, die subjektive note des autors, dessen ironische anspielung und voreingenommenheit zu diesem thema sich an vielen stellen im text widerspiegeln, sollte in einem kommentar zur geltung kommen und nicht in einer reportage.

was sich vielleicht viele nicht eingestehen wollen:
in deutschland wird allen ortens über die ausufernde bürokratie und regelungswut bis ins kleinste detail abgelästert - aber so bald man selbst in etwas anarchistischen ländern wohnt, sich nach der relativen sicherheit des organisierten gesellschaftsleben sehnt :-D

warum sollte es eigentlich grundsätzlich negativ sein, errungenschaften einer zivilisierten gesellschaft (auch wenn es um kleinigkeiten wie impf-erkennung für haustiere und radwege geht) in diesbezüglich offensichtlich unterentwickelten gesellschaftssystemen (freilaufende haustiere werden erschossen) einzuführen ?

Ja, auch das finde ich genauso interessant wie du. Aber an welcher Stelle hat der Autor eine Wertung dieses Phänomens abgegeben? Er hat doch nirgends geschrieben, dass es schlecht sei, solche Bürokratie zu fordern. Es liegt an uns, die Geschehnisse so zu interpretieren oder eben nicht.
 
hisb am 31.01.2005 17:44 schrieb:
aph am 31.01.2005 17:01 schrieb:
Vielleicht ist es wirklich so, wie in dem Artikel steht:
Wahrscheinlich ist Integration auch eine Machtfrage. Oder eine Geldfrage. Nur Arme und Schwache müssen sich anpassen. Ob in Deutschland oder in der Türkei.
Kann man es so vereinfacht sagen?

genau so sieht es aus, so einfach ist das.

@Lopez : ich würd sagen, dass die deutschen in alanya wegen der Natur, halt dem meer, berge und frischen bzw. sauberen Luft dort leben.
ach ja nicht zu vergessen, günstig ist es da auch auf jeden fall :)
nix teuer wie hier ... :rolleyes:

und wer geht denn irgendwo hin wegen den Menschen und bleibt da auch für immer ???
mir sind doch die Menschen erstmal relativ egal denke ich, man will nur seine Ruhe und wie es in dem Artikel ja steht, wohnen die Deutschen ja alle sehr nahe beieinander,oda ?

Ich würde eher sagen das das wieder typisch ist für Menschen :-D
 
im gegensatz dazu würde mich interessieren, welche uns fremde besonderheit in deutschland übernommen werden kann. bis auf den (zugegebenermaßen großartigen) döner und den in der türkei praktizierten säkularismus (in deutschland nur ein lippenbekenntnis) fällt mir gerade nix ein...

eines doch:
obwohl in der türkei selbst nicht zur anwendung kommend, denke ich, dass gewisse passagen der scharia in deutschland angebracht sind, zb. hand-amputation bei diebstahl.

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mit dem thema auswanderung hab ich mich auch schon beschäftigt, unter anderem, da ich herbst und winter hasse und in eine gegend ziehen möchte, wo 365 tage / jahr die sonne scheint.

ein bekannter hat den schritt gewagt, hat seinen job gekündigt, haus verkauft und ist mit frau und kind nach paraguay ausgewandert...

nur würde für mich kein (in meinen augen) unterentwickeltes land in frage kommen..und auch kein land ohne großstadt-metropolen mit pulsierendem nachtleben :)
wenn ich so drüber nachdenke, nur USA (florida). meine größte sorge besteht in der eventuell unzureichenden medeizinischen versorgung im fall der fälle...auch sollten die ärzte eine gängige sprache sprechen (englisch), da meine fremdsprachenkennnisse eher dürftig sind :B

für mich kommt so was leider erst in frage, wenn ich finanziell unabhängig bin (lottogewinn *ggg*) oder so ab dem 55.lebensjahr
 
aph am 31.01.2005 17:01 schrieb:
Vielleicht ist es wirklich so, wie in dem Artikel steht:
Wahrscheinlich ist Integration auch eine Machtfrage. Oder eine Geldfrage. Nur Arme und Schwache müssen sich anpassen. Ob in Deutschland oder in der Türkei.
Kann man es so vereinfacht sagen?

Wie kannst du dir diese Frage nur stellen?
Es kann sein, dass sich manch eine reiche Person nicht so sehr anpassen muss, aber auch als "armer" muss man sich natürlich nicht anpassen.
Denk doch mal über Ghettos nach, warum bilden die sich? Da bildet sich eine kleine eigenständige Kultur, und die kann auch aus den genannten armen und schwachen bestehen.

Von wegen den Türken macht das nichts aus:
Solche Verallgemeinerungen sind gefährlich, aber gehen wir mal davon aus, dass es so ist.
Ich denke, dass den Türken egal ist, ob die Deutschen sich anpassen, weil sie keine Angst vor ihnen haben, während das in D (und auch anderswo) oft so ist. Meiner Erfahrung nach neigen die Leute in D eher dazu, sich von anderen Kulturen sozusagen bedroht zu fühlen.

Generell denke ich, dass zu grosses Misstrauen zu der Entstehung dieser Subkulturen führen.
Der Einwanderer traut den Heimischen nicht wirklich, und umgekehrt.

Schade eigentlich.

mfg
 
Hy

Erstmal: Der Link zu dem artikel hat nicht gefunkt...hab ihn also nicht gelesen!

2. Ich wohn ja in Kairo (Ägypten), und ja, es stimmt auch hier! Die Deutschen hier haben eine Art Parrallelgesellschaft gebildet! Ist auch bei mir so! Ich habe meine "deutschen" Freunde, und die "ägyptischen" Freunde "müssen" sich uns nunmal anpassen...also von dem her...
Dazu muss ich aber sagen, dass hier alle ausländlischen Jugendlichen so schnell wie möglich nach Europa, Amerika oder sonstwohin wollen...nur raus aus dem Land...Auch die meisten Erwachsenen sind "nur" für n paar Jahre (4-8) hier, weil sie von irgendeinem Unternehmen hierherversetzt wurden!

Also abschliessend kann man wohl nicht sagen, dass sich die Deutschen/Schweizer/Österreicher (auch die anderen, mit denen hab ich aber nix zu tun) besonders in das "integrieren" hineinstürzen...Aber es handelt sich hier ja wohl auch eher um eine relativ kurze Zeit im Ausland, vielleicht weil die Erwachsenen mal "andere Luft" schnuppern wollen oder was weiss ich..ich versteh eh nicht, wie man freiwillig hierherkommen kann ;)

Wie gesagt, ich habe den Artikel nicht gelesen, wenn es überhaupt nicht passt, ignoriert mich einfach =)
 
Schisshase am 31.01.2005 16:45 schrieb:
Ein Onkel von mir ist Anfang der 50er nach Südafrika ausgewandert. Er hat als einfacher Bergarbeiter angefangen und sich dann bis zum Goldminendirektor hochgearbeitet. Das geht nicht ohne ein gewisses Maß an Anpassung.
Trotzdem hat sich auch dort eine "Parallelgesellschaft" aus deutschen Einwanderern entwickelt, die ihr eigenes Süppchen kocht. Das gibts aber in jedem Einwanderungsland. Egal ob Deutsche, Türken, Italiener oder Chinesen, immer wird man ansammlungen einer bestimmten Gruppe vorfinden.
Jetzt will mein Onkel allerdings wieder nach D zurück, aus Gesundheitlichen Gründen. Weil er aber seit Jahrzehnten keinen Deutschen Paß mehr hat, gilt er jetzt in D als Ausländer :P
Und er müßte seine Vermögensverhältnisse offenlegen, was ihm gar nicht schmeckt ;)

Hehe, das glaub ich ... als Direktor einer Goldmine hat er sicher viele Nuggets unterm Kopfkissen, die er da angeben müsste. ^^

Aber was mich interessieren würde: Wie nahmen die Einheimischen diese Ghettobildung auf?
 
aph am 01.02.2005 10:58 schrieb:
Schisshase am 31.01.2005 16:45 schrieb:
Ein Onkel von mir ist Anfang der 50er nach Südafrika ausgewandert. Er hat als einfacher Bergarbeiter angefangen und sich dann bis zum Goldminendirektor hochgearbeitet. Das geht nicht ohne ein gewisses Maß an Anpassung.
Trotzdem hat sich auch dort eine "Parallelgesellschaft" aus deutschen Einwanderern entwickelt, die ihr eigenes Süppchen kocht. Das gibts aber in jedem Einwanderungsland. Egal ob Deutsche, Türken, Italiener oder Chinesen, immer wird man ansammlungen einer bestimmten Gruppe vorfinden.
Jetzt will mein Onkel allerdings wieder nach D zurück, aus Gesundheitlichen Gründen. Weil er aber seit Jahrzehnten keinen Deutschen Paß mehr hat, gilt er jetzt in D als Ausländer :P
Und er müßte seine Vermögensverhältnisse offenlegen, was ihm gar nicht schmeckt ;)

Hehe, das glaub ich ... als Direktor einer Goldmine hat er sicher viele Nuggets unterm Kopfkissen, die er da angeben müsste. ^^

Aber was mich interessieren würde: Wie nahmen die Einheimischen diese Ghettobildung auf?
Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat man es stillschweigend hingenommen, wie bei uns auch mit den Türken. Man brauchte ja Arbeitskräfte damals. Es war auch nicht direkt Ghettobildung. Man war halt in seiner Freizeit lieber unter seinesgleichen. Sowas passiert, denk ich mal, automatisch, wenn man im ausland mit Landsleuten zusammen kommt.
Ich hab überhaupt keinen Kontakt zu meinem Onkel. Ich kenne nur die Geschichten, die ich so von meinem Vater (war mehrmals da zu Besuch) und meinem Bruder (hat ihn zweimal in D getroffen) über ihn höre. Bin auch nicht unglücklich darüber. Mein Onkel ist ein ziemlich Arroganter Schnösel. Seine Frau hat ihn nicht umsonst verlassen. Er war auch absolut gegen die Gleichberechtigung von Schwarzen. Er hatte sich dem Apartheidsstaat hervorragend angepaßt.
 
So, dann bin ich auch maldran :-D
Wohne seit 2en Klasse hier in Frankreich, und gehe hier auch zur Schule (bin zZ. 11e Klasse). An deutschsprachigen Ausländern gibt es hier hauptsächlich Schweizer, aber wenig Deutsche. Aber eine Art Subkultur der Deutschen formt sich nicht. In Frankreich wird man als Ausländer sogar ziemlich gut akzeptiert, wenn man die Sprache spricht und auch Spaß versteht ;)
Auf jeden Fall haben wenig Franzosen Probleme mit Ausländern, da sind sie schon ziemlich offen.
Leider formiert sich auch in Frankreich eine Subkultur, nämlich die der Einwanderer aus Nordafrika. Ist allerdings weniger schlimm wie in Deutschland, die Einwanderer sprechen größtenteils Französisch und es ist allgemein nicht so schlimm wie "Drüben". Aber daß liegt hier nicht an der Intoleranz der Franzosen (obwohl die ältere Generation durchaus etwas gegen "Araber" hat), auch nicht am politische System, sondern leider an der Intoleranz der Einwanderer selbst. Sie bezeichnen beispielsweise quasi 90% aller Franzosen, die zB. Metal hören, als Skinhead (obwohl Skinheads ja überhaupt nichts mit Rassismus zu tun haben, ist aber ein anderes Thema), und bleiben allgemein gerne unter sich, auch wenn sie sich ab und an mit Franzosen anfreunden, aber nie so sehr wie unter sich.

Persönlich habe ich es geschafft mich recht gut zu integrieren, aber zuhause leider nicht. Da wird halt immer noch Deutsch geredet, gegessen und deutsche Fernsehen geschaut.
Ich denke mal daß die "typischen Deutschen" einfach nicht viel mit etwas Ausländischem anfangen können (vllt. eine Auswirkung des Fakts, daß wir keine Patrioten sein dürfen, unter der Gefahr, als Nazi zu gelten :rolleyes: ), und deshalb ihre Kultur "importieren", anstatt sich anzupassen. Dieses Misstrauen gegenüber Fremden wird leider nicht nurauf Produkte uÄ. beschränkt, sondern auch auf Menschn. Und deshalb fällt es Deutschen vor allem im Ausland schwer, sich zu integrieren, und im Inland fällt es eben schwer, zu integrieren, vor allem aus Furcht und Misstrauen. Allerdings liegt es auch an den Einwanderern, die sich nicht anpassen wollen, daß die Deutschen sie nicht integrieren.

Ich denke, beide Parteien haben eine Teilschuld, die vor allem auf den kulturellen Unterschieden und Misstrauen beruht. Wenn man integrieren will, muß man zuallererst bei sich selbst anfangen, und dann sollte man auch von den zu Integrierenden erwarten, daß sie sich anpassen.

Danke für die Aufmerksamkeit :)
 
ZerGoth am 02.02.2005 22:17 schrieb:
Ich denke mal daß die "typischen Deutschen" einfach nicht viel mit etwas Ausländischem anfangen können (vllt. eine Auswirkung des Fakts, daß wir keine Patrioten sein dürfen, unter der Gefahr, als Nazi zu gelten :rolleyes: ),
Wo ist da der Zusammenhang?

Zum Patriotismus:
Das man in Deutschland nicht Patriot sein darf, stimmt nicht. Den Satz "Ich bin kein Nazi, aber..." bringen die meisten 'Patrioten' ja schon, bevor überhaupt irgend jemand irgendwie auf eine Äußerung reagiert hat. Sie reden von einem unverkrampften Umgang mit Patriotismus, sind aber selber nicht in der Lage, normal damit umzugehen.
Außerdem ist das Problem nicht, das Patrioten als Nazis gelten. Vielmehr ist es so, dass die meisten Nazis sich als Patrioten bezeichnen!


Gruß Sgod
 
..besser als Ausländer in Deutschland. (weniger Hass, netterer Umgang.. spreche aus Erfahrung. D-> auswärts).
 
HellBull am 03.02.2005 10:38 schrieb:
..besser als Ausländer in Deutschland. (weniger Hass, netterer Umgang.. spreche aus Erfahrung. D-> auswärts).

@Hellbull Ich bin erstaunt ob deiner ungemein differenzierten Argumentation und deiner schier unermesslichen Detailfülle.

Nun mal zum eigentlichen Thema.

In meinen Augen wäre diese ganze Integrierungsgeschichte an und für sich überflüssig, wenn wir endlich akzeptieren würden, dass wir allesamt gleich sind (Menschen eben) und dass da jeder andere Erfahrungen hat, eine andere Kultur etcetera ist ganz natürlich und sollte dementspreched akzeptiert werden.


Wir haben insbesondere in Deutschland "den Ausländern" eine Menge zu verdanken, das wird aber gerne vergessen wenn heute wieder gegen Ausländer gehetzt wird. ohne "die Ausländer" wäre Deutschland völlig kollabiert in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, es gab de fakto nicht genügend Deutsche für all die Arbeitsplätze. Davon abgesehen werden wir täglich von diesen "Ausländern" bereichert - eine Moschee mitten in meiner Heimatstadt beweist das und ich bin dankbar dafür. Ich freue mich, dass diese Menschen sich hier so heimisch fühlen und ich freue mich, dass wir voneinander lernen (wie es das obere Beispiel des Originaltextes auch aufzeigt). Die Menschheit hat viele Jahrhunderte nutzlos damit verbracht, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen statt endlich zu realisieren dass wir alle einander brauchen - und wenn sich die Kulturen immer weiter vermischen, kann mir das nur recht sein und wird letztendlich dazu führen, dass wir vielleicht eines fernen Tages nur noch eine einzige gemeinsame Kultur besitzen - die der Menschheit.

Dahin kommen wir aber nicht, wenn wir andere Menschen dazu zwingen sich uns anzupassen, sondern wenn wir akzeptieren dass sie anders sind als wir. Wir sind ja schliesslich auch anders als sie - und nicht nur sie anders als wir.

Stattdessen jedoch predigen wir Hass, leben wir Rassismus und atmen wir deutsche Luft - das ist zwar nicht ein typisch deutsches Merkmal, aber gerade in Deutschland weit verbreitet da wir noch unter den Nachwehen unserer unrühmlichen Vergangenheit leiden, noch immer glauben einige tausend Vollidioten an diese geistige Verirrung sondergleichen - wir sind dort also nicht allzu weit weg von "damals".

Dementsprechend sind "die Türken" für mich auch weiter, insofern es stimmen sollte dass sie kein Problem damit haben, dass sich die Deutschen nicht anpassen. Zwar "sollten" sich die Deutschen insofern anpassen, dass sie auch die Türken genauso akzeptieren und tolerieren, aber in einem fremden Land liegt diese "Bringeschuld" nunmal primär auf seiten der Einheimischen - und anscheinend sind uns "die Türken" da weit voraus.
 
aph am 31.01.2005 17:01 schrieb:
Mich stimmt das alles sehr nachdenklich. Zwei Dinge beschäftigen mich:

Warum fällt es Deutschen so schwer, sich der türkischen Gesellschaft anzupassen und umgekehrt? Sind die Kulturen vielleicht wirklich einfach zu unterschiedlich?

Ja, sind sie leider. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber im Großen und Ganzen trifft das leider zu.
 
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