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Es ist Oktober und ich unterbreche meine kleine Auflistung bisheriger, guter Spiele (weit bin ich ja nicht gekommen) einmal aus aktuellem Anlass.
Ich werde keine Spoiler-Tags setzen, aber eine kurze Warnung geben, wenn ich bei einem der erwähnten Titel etwas mehr ins Detail gehe.

Ich spiele gerne Rollenspiele. Zumindest digital, den Rest überlasse ich R.s Fantasie. ;)

Derzeit spiele ich die Dragon Age-Reihe von A-Z, von Origins bis Inquisition, und bin beim dritten Teil angelangt. Jedes der Spiele habe ich mehrfach gespielt, denn es zeichnet sie aus, dass sie mal mehr, mal weniger große Möglichkeiten für tiefgreifende Entscheidungen bieten und daher einen gewissen Wiederspielbarkeitswert haben.

Dragon Age Origins fing damit sofort an, indem es einem die Möglichkeit bot, die Herkunft des Grauen Wächters zu wählen, so dass dieser andere Orte und andere Charaktere zu Beginn bereiste bzw. kannte. Wäre ein adeliger Zwerg genehm, oder doch lieber eine Dalish, die keine Ahnung hat, wie das Leben des Stadtelfen aussehen würde, den man stattdessen wählen kann? Oder doch lieber ein aristokratischer Mensch, der vielleicht mal einen gewissen, zukünftigen Begleiter heiratet und Königin werden wird, sofern die Verderbnis keinen von Beiden tötet? So viel Auswahl und doch kann ich mich daran erinnern, dass es mich beim ersten Mal in einen Magierturm verschlug, weil ich die entsprechende Magier-Herkunft wählte.

Und da fängt es eigentlich schon an, denn die Einleitung ist lang, aber kommt nun zum Punkt: warum treffe ich in Rollenspielen, auch wenn ich sie schon mehrfach gespielt habe, oft die gleichen Entscheidungen?

Es fängt klein an, indem ich meistens magisch begabte Charaktere spiele. Nach dem Magier aus Dragon Age 1, wurden Hawke in Teil 2 und der Inquisitor in Teil 3 ebenfalls Magier. Auch Commander Shepard in Mass Effect war immer Experte, was ihr, obwohl technisch induziert, Kräfte gab, die durchaus ähnlich der Magie waren: Biotik. Später war sie immerhin eine Mischung aus Tech und Biotik. Auch in anderen RPGs fiel meine Wahl eher auf die magisch begabten Klassen.

Aber das ist ja an sich nicht das „Problem“. Ich bemerke auch in meinem jetzigen Durchgang der Dragon Age-Reihe, dass ich bei Entscheidungen, die meine Begleiter oder die Geschichte betreffen, oft alte Gewohnheiten an den Tag lege.

Siehe Dragon Age Origins (Spoiler zu manchen Storyelementen):
Ich unterstütze den friedlicheren Harrowmont in Orzammar und zerstöre den Amboss der Leere, weil er zu grausam ist, um ihn zu nutzen. Ich verhindere die Auflösung des Magierzirkels und rette den Sohn des Arls vor dem Dämon. Ich zerstöre auch nicht die Urne der heiligen Asche, wenngleich ich unser Teammitglied Leliana in Teil 1 noch nicht so wirklich mag und mir ihr Widerstand egal wäre. Ich schütze die Stadtelfen vor den Sklavenhändlern aus Tevinter, weil die halt böse sind und Morrigan darfs mit einem Grauen Wächter tun, weil…ja nun, Sex vs. Tod eines Wächters, wer sagt da nein zum Akt; trifft eh den fröhlichen Alistair, weil ich in Origins ja immer Frauen spiele, die eine Vorliebe für anzügliche Krähen haben. ;)

Siehe Dragon Age 2 (wieder Spoiler):
Hawke ist immer sarkastisch, denn dann ist sie einfach am besten. Sie unterstützt die Magier, auch nachdem einer von ihnen die Kirche von Kirkwall sprengt, denn die Templer werden von einer Irren angeführt und ihnen zu helfen, fühlt sich falsch an. Hawke würde auch niemals die unterhaltsame Piratin Isabella an die Qunari ausliefern, obwohl sie echt Mist gebaut und die Stadt kurz vor die Zerstörung durch die gehörnten Spaßverderber geführt hat, ebenso wie Anders meistens mit dem Leben davon kommt, obwohl er einen Krieg auslöst und Fenris immer dazu überredet wird, seine Schwester nicht zu töten, obwohl sie ihn hintergangen hat und von Seiten der Lore her ziemlich tot ist.

Ähnliche entscheidungstechnische Stagnation auch bei Nebenquests: es überleben und sterben oft jene NPC, die bereits in vorhergehenden Durchläufen überlebten und starben.

Und Dragon Age Inquisition? (Spoil…na ihr wisst schon):
Da saß ich vorhin noch vor und grübelte, ob ich die Grauen Wächter ins Exil schicken soll, was ich als zu streng empfinde. Aber das habe ich immer verhindert und sie rehabilitiert. Ebenso wie Kaiserin Celene immer das Attentat auf ihr Leben überstand, da ich es als nicht ehrenwert empfinde, dass die Inquisition daneben steht, während sie ermordet wird. Aber auch da kommen mir langsam Zweifel, denn es wäre ja auch nett, wenn die Elfen stattdessen aus dem Schatten heraus regieren könnten. Aber wie werde mich dann wirklich entscheiden? So wie all die Male zuvor auch?

Liegt mein mangelhafter Sinn für Veränderung daran, dass ich lieber nette Charaktere in Rollenspielen steuere, die eher Gutes im Sinn haben? Der Durchgang Dragon Age Origins mit einer bösen Zwergin war interessant, aber Hawke war dann wieder so freundlich-fröhlich wie immer, statt brutal und mies, ähnlich wie nun der Inquisitor.
Ist ein Spiel wie The Witcher da eher ein Titel mit Mut zur eigenen Veränderung, weil dort mehr Grau herrscht und Entscheidungen nicht immer so offensichtlich „gut“ ausgehen, sondern auch mal ganz anders ausufern können, als man denkt?

Wohl eher nicht, denn auch dort: die Hexe wird geschützt, der Orden der Flammenrose nicht unterstützt, Iorweth ist auf ewig Geralts erste Wahl, wenn es in Teil 2 zur großen Entscheidung vor Akt 2 kommt, denn Roche ist zwar irgendwie cool, aber ich helfe eher den Elfen, auch wenn diese keinen freundlichen Ersteindruck machen und ich lasse niemals den Geist aus dem Baum in Teil 3 raus, weil ich weiß, was dann passiert. ;)

Wenn ich zurückdenke, habe ich das wahrscheinlich in Baldur’s Gate schon so gemacht und werde das so schnell auch nicht ablegen.

Ich habe nun erstmal die Grauen Wächter in DA Inquisition begnadigt…wie immer…aber ich könnte ja noch mal laden und sie verbannen….vielleicht…

Bin ich damit allein, oder gibt es noch andere, die in RPGs beim erneuten Spielen alten Gewohnheiten frönen, statt neue Wege zu gehen?

Falls bis hierhin noch irgendjemand meinem laaaaaangen Gedankenniederschieb gefolgt ist: Danke. :B
 
Hallo - Na ihr wisst schon !
Ich finde das echt gut was du da machst und interessant finde ich es auch, also nur weiter wennde Bock drauf hast - Why Not !

Bei The Witcher 2 habe ich Roche geholfen,
wollte aber immer schon noch mal wissen was passiert wäre wenn ich den Waldkriechern gefolfen hätte,
auch wenn ich erst am überlegen war ob ich dem Elfen Volk nicht doch helfen soll !
Mag Waldkriecher aber -
Roche gewann, naja !

Das du bei The Witcher 3 die Scene mit dem Baumgeist ansprichst muss ja Erinnerungswürdig gewesen sein,
Spiele den 3 Teil zur Zeit immer noch, bin so gegen Anfang des Jahres 2020 damit angefangen,
aber eher seltener in letzter Zeit,
was mich irgendwie ärgert .
Ob du es glaubst oder nicht,
habe vor einigen Tagen mal wieder ein wenig weiter gespielt und bin jetzt genau dort bei der Quest mit dem Baumgeist -
Zufälle gibt es, oder nicht .....

Und ja, ich habe mich dafür entschieden diesen Baumgeist zu befreien .
Bin jetzt dabei ihm seine gewünschten Utensilien zu beschaffen .
Kann mich also warm anziehen, sachse ?
Der Winter kommt eh bald
 
Da kannst du dich sehr warm anziehen. :)
Aber ich habe den Geist beim ersten Mal auch befreit...wäre mal ab. ;)
 
Wow. Viiiiiiel Text zum lesen. Aber lesenswert. ;)

Zu der Frage: "Warum verfällt man immer wieder zu bestimmten Entscheidungen?": weil 99% der Menschen nach dem gleichen Code und Verhaltenskodex funktionieren. Das ist im wesentlichen, moralisch gut zu sein. Der Gemeinschaft etwas gutes zu tun. Nicht Böse zu sein. Wir lehren es den Kleinsten und nehmen es mit, wenn wir größer werden. Das ganze funktioniert bis zu dem Punkt, an dem man endeckt, dass "Böse" sein größere Belohnungen verspricht. Der Bullie, der auf dem Spielplatz den anderen die Süssigkeiten und das Taschengeld wegnimmt? Böse sein schmeckt gut und rentiert sich! Er weiss aber, dass er "böse" Handlungen vollzogen hat. Also wird er unbewusst eine Strafe erwarten. Irgendwann kommt die dann auch, wenn die Eltern ihm eine watschen oder die anderen sich zusammenschliessen. Und das gilt dann später im Erwachsenensein. Moralisch verwerfliche Handlungen werden vollzogen, aber nicht ohne diese leise Stimme im Hinterkopf, dass es schlecht ist, was man da tut. Die Belohnung dafür ist aber einfach notwendig, oder schmeckt einfach besser.
Abgrundtief "Böse" Menschen gibt es nicht. Selbst dieser Massenmörder, H.H. Holmes, der zig hunderte auf dem Gewissen hat, hat sich dann irgendwann mehr oder weniger einfangen lassen, weil ihm einfach langweilig wurde und er sich dann seiner Bestrafung gestellt hat. Georg W. Bush, der zig hunderttausende durch seinen Irakkrieg auf dem Gewissen hat? Er war ein sehr guter Innenpolitiker, dem die öffentliche Meinung sehr wichtig war und ist. Selbst Stalin hatte seine ihm wichtigen Bezugspersonen. Nils Högel hat seine Morde durchgeführt, weil er nach gesellschaftlicher Anerkennung gestrebt hat. Usw.

Zurück zum Spiel: Ich muss zugeben, ich kann mich nicht mehr an alle Entscheidungen im Spiel erinnern. Ich teste oft gerne aus, welche Auswirkungen meine Auswirkungen haben. Auch dort gilt: wahrlich "Böse" Entscheidungen und Auswirkungen gibt es nicht. Wenn man als Beispiel "The Witcher" nimmt: ich würde dir raten, die Bücher zu lesen. Ich habe sie gerne gelesen und würde sie weiterempfehlen. Auch wenn ich andere Kritiken kenne, deren Geschmack es halt nicht traf. Nimmt man die Hintergrundinformationen aus diesen Büchern, dann erscheinen z.B. die Elfen in einem ganz anderen Licht. Auf dem ersten Blick sind sie schutz- und Hilfebedürftig. Sie sind es auch. Ihnen helfen ist also moralisch richtig. Auf dem zweiten Blick dagegen? Weiss man genug, oder hat man genügend Hintergrundwissen, dann gibt es kein Schwarz und Weiß mehr.
Abgesehen von den moralischen Gesichtspunkten, die man erst mit vielen Hintergrundinformationen abwiegeln kann, haben die Entscheidungen im Spiel nicht wirklich weitreichende Auswirkungen. Man lässt Waisenkinder verbrennen? Dann laufen halt keine herum. Spieltechnisch gesehen hat es dennoch keine Auswirkungen.

Zurück nochmal zu dem Thema: wer entscheidet sich wie in den Spielen?
Da verweise ich auf die Steamstatistiken, die solche Entscheidungen als statistik speichern. Nach dem Motto: "67% der Spieler entscheiden sich dazu, dem Bettler keine Münzen für Nahrung zu geben". usw. Taletales hat sowas ja ziemlich offen in ihre Spiele eingebaut. Ich fand das immer ziemlich interessant.
 
dessoul;bt626 schrieb:
Wow. Viiiiiiel Text zum lesen. Aber lesenswert. ;)

Zu der Frage: "Warum verfällt man immer wieder zu bestimmten Entscheidungen?": weil 99% der Menschen nach dem gleichen Code und Verhaltenskodex funktionieren. Das ist im wesentlichen, moralisch gut zu sein. Der Gemeinschaft etwas gutes zu tun. Nicht Böse zu sein. Wir lehren es den Kleinsten und nehmen es mit, wenn wir größer werden. Das ganze funktioniert bis zu dem Punkt, an dem man endeckt, dass "Böse" sein größere Belohnungen verspricht. Der Bullie, der auf dem Spielplatz den anderen die Süssigkeiten und das Taschengeld wegnimmt? Böse sein schmeckt gut und rentiert sich! Er weiss aber, dass er "böse" Handlungen vollzogen hat. Also wird er unbewusst eine Strafe erwarten. Irgendwann kommt die dann auch, wenn die Eltern ihm eine watschen oder die anderen sich zusammenschliessen. Und das gilt dann später im Erwachsenensein. Moralisch verwerfliche Handlungen werden vollzogen, aber nicht ohne diese leise Stimme im Hinterkopf, dass es schlecht ist, was man da tut. Die Belohnung dafür ist aber einfach notwendig, oder schmeckt einfach besser.
Abgrundtief "Böse" Menschen gibt es nicht. Selbst dieser Massenmörder, H.H. Holmes, der zig hunderte auf dem Gewissen hat, hat sich dann irgendwann mehr oder weniger einfangen lassen, weil ihm einfach langweilig wurde und er sich dann seiner Bestrafung gestellt hat. Georg W. Bush, der zig hunderttausende durch seinen Irakkrieg auf dem Gewissen hat? Er war ein sehr guter Innenpolitiker, dem die öffentliche Meinung sehr wichtig war und ist. Selbst Stalin hatte seine ihm wichtigen Bezugspersonen. Nils Högel hat seine Morde durchgeführt, weil er nach gesellschaftlicher Anerkennung gestrebt hat. Usw.

Zurück zum Spiel: Ich muss zugeben, ich kann mich nicht mehr an alle Entscheidungen im Spiel erinnern. Ich teste oft gerne aus, welche Auswirkungen meine Auswirkungen haben. Auch dort gilt: wahrlich "Böse" Entscheidungen und Auswirkungen gibt es nicht. Wenn man als Beispiel "The Witcher" nimmt: ich würde dir raten, die Bücher zu lesen. Ich habe sie gerne gelesen und würde sie weiterempfehlen. Auch wenn ich andere Kritiken kenne, deren Geschmack es halt nicht traf. Nimmt man die Hintergrundinformationen aus diesen Büchern, dann erscheinen z.B. die Elfen in einem ganz anderen Licht. Auf dem ersten Blick sind sie schutz- und Hilfebedürftig. Sie sind es auch. Ihnen helfen ist also moralisch richtig. Auf dem zweiten Blick dagegen? Weiss man genug, oder hat man genügend Hintergrundwissen, dann gibt es kein Schwarz und Weiß mehr.
Abgesehen von den moralischen Gesichtspunkten, die man erst mit vielen Hintergrundinformationen abwiegeln kann, haben die Entscheidungen im Spiel nicht wirklich weitreichende Auswirkungen. Man lässt Waisenkinder verbrennen? Dann laufen halt keine herum. Spieltechnisch gesehen hat es dennoch keine Auswirkungen.

Zurück nochmal zu dem Thema: wer entscheidet sich wie in den Spielen?
Da verweise ich auf die Steamstatistiken, die solche Entscheidungen als statistik speichern. Nach dem Motto: "67% der Spieler entscheiden sich dazu, dem Bettler keine Münzen für Nahrung zu geben". usw. Taletales hat sowas ja ziemlich offen in ihre Spiele eingebaut. Ich fand das immer ziemlich interessant.

Wow! Danke für die lange Antwort! Leider bekommt man (ich) keine Benachrichtigung zu Antworten unter Beiträgen und weil ich aus zeitlichen Gründen gerade nicht so viel schreibe, habe ich den Beitrag jetzt erst mitbekommen. :O

Die Bücher zu The Witcher habe ich tatsächlich gelesen, nur das letzte konnte ich nicht beenden, weil ich ja wusste, was da noch so passiert. ;)

Was den „guten“ Verhaltenskodex betrifft, ist das wahrscheinlich so, aber eigentlich kommt ja kein echter Mensch zu Schaden, so dass man ja auch mal die amoralische Sau rauslassen könnte, aber so einfach ist es dann vielleicht doch nicht. :)
 
Nyx-Adreena;bt631 schrieb:
Was den „guten“ Verhaltenskodex betrifft, ist das wahrscheinlich so, aber eigentlich kommt ja kein echter Mensch zu Schaden, so dass man ja auch mal die amoralische Sau rauslassen könnte, aber so einfach ist es dann vielleicht doch nicht. :)

Ich hab nach meinem Posting nochmal einige Zeit über das Thema nachgedacht und habe eher das Gefühl, dass Entscheidungen in Richtung der "amoralischen Sau" nicht wirklich oft angeboten werden. Ich könnte mich aber auch irren, aber in den meisten Spielen, die mir vorliegen, hab ich da keine Wahl drin. Es gibt Spiele, die solche Themen aufgreifen, diese haben mich dann aber eher abgeschreckt. Da kann man dann auch Böse spielen. Wenn man in "Mafia" Schutzgelderpressungen durchführt, indem man hilflose Menschen zu Brei schlägt, oder Auftragsmorde durchführt, dann ist das Böse. Oder die Flughafenmission von CoD: MW2, wo man als Terrorist wehrlose Menschen abschlachtet. Das ist dann auch Böse.
Oft wird dem dann aber ein "guter/legitimer" Bezug beigefügt, um es akzeptabel zu machen. Für den einen ist der Typ, der da hilflose Menschen abschlachtet, ein Terrorist. Für den anderen ein Freiheitskämpfer. Das Thema "Gut" und "Böse" ist in meinen Augen ziemlich schwierig, weil man aus einer anderen Perspektive jede Tat in ein gutes oder böses Licht setzen kann. Ich musste bei "Surviving the aftermath" höhnisch lachen, weil man zu einem frühen Zeitpunkt Einheiten angreift, die als "Banditen" bezeichnet werden, die aber an sich völlig harmlos sind. Ich bezeichne also jemanden harmloses als etwas Böses und hab dann die Berechtigung, diese abzuschlachten. Einfach toll. Jegliche Moralität durch die Tonne getreten.
Es gibt auch Spiele, die versuchen beides zu beleuchten. In "gods will be watching" spielt man z.B. einmal Opfer und dann Täter. Und bekommt dann so einen Eindruck von beiden Seiten.
Ich persönlich kann aber solche Spiele, bei denen ich "Böse" sein soll, nicht spielen. Tief in mir drin sträubt sich alles dagegen, solcherlei Handlungen auszuführen. Ich war z.B. über die Flughafenmission unheimlich entsetzt. Jemanden zu foltern und/oder bestialisch abzuschlachten ist einfach nicht mein Ding. Ich hab "gods will be watching" angespielt und wieder weggelegt, weil sich bei mir alles umgedreht hat. Und ich bin da nicht alleine. In Gesellschaften, in denen Hinrichtungen vollzogen werden, ist es nicht immer einfach, einen Henker zu finden. Das geht dann so weit, dass sogar Länder wie Sri Lanka, die die Todesstrafe haben, mit etwa 21 Millionen Einwohnern vor einigen Jahren eine größere Ausschreibung machen mussten, weil der heimische Markt einfach kein Potential aufgewiesen hat.

Edit: aber ich würde einen Unterschied zwischen "fies sein" und "böse sein" ziehen wollen. Wenn ich in Spielen wie "Neighbors from hell" die "amoralische Sau" rauslasse, dann ist das fies. Aber in meinen Augen nicht Böse.
Das Spiel "Evil genius" z.B. fand ich eher lustig, weil man dort einen ausgesprochenen Fiesling spielt. Aber auch wenn das "Evil" im Titel auftaucht, sind die Handlungen im Spiel nicht als Böse zu betrachten.
 
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