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Polonium 210, sehr praktisch zum vergiften von Menschen?

pirx

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Während die Russen und Briten fleissige einen neuen Kalten Krieg üben, will mir einfach partout eine Frage ganz und gar nicht aus dem Kopf... Wieso nimmt man ausgerechnet eines der seltensten, teuersten, unhantlichsten und auffälligsten Gifte der Welt um jemanden zu töten und durch halb London eine radioaktive Spur zu ziehen? Optimalerweise lebt das Opfer dann auch noch genug lang um "fröhlich aus dem Nähkästchen zu plaudern".

Das alles ist dermassen abgedreht und hirnrissig... es macht einfach keinen Sinn. Jemand eine halbwegs schlaue Idee? :]


Politischer Knatsch:
http://de.altavista.com/news/results?itag=ody&q=diplomaten&kgs=1&kls=0

Polonium 210:
http://de.altavista.com/web/results?itag=ody&q=Polonium+210&kgs=1&kls=0
 
pirx am 20.07.2007 17:58 schrieb:
Das alles ist dermassen abgedreht und hirnrissig... es macht einfach keinen Sinn. Jemand eine halbwegs schlaue Idee? :]
klar doch


- das opfer soll schön lange leiden
- es ist spektakulär, es wird weltweit berichtet
- das schreckt andere leute ab, die unbequem werden könnten
- letztenendes kann man trotzdem nicht wirklich beweisen, wer dahintersteckt
 
pirx am 20.07.2007 17:58 schrieb:
Das alles ist dermassen abgedreht und hirnrissig... es macht einfach keinen Sinn. Jemand eine halbwegs schlaue Idee? :]
Das habe ich mich auch schon öfters gefragt. Die noch plausibelste Theorie dazu habe ich bei SPON gelesen.

Zudem ist eine Kontaminierung mit Polonium-210 schwierig nachzuweisen. Selbst angesichts der hohen Dosis entdeckten die Londoner Ärzte erst wenige Stunden vor Litwinenkos Tod den Grund für dessen Erkrankung. Eine Theorie über den Anschlag besagt daher, dass die Mörder ihre Tat durchaus verschleiern wollten und sich lediglich in der Dosierung geirrt haben. Wäre Litwinenko erst nach Wochen behandelt worden, wäre das Polonium möglicherweise nicht mehr gefunden worden.
Quelle
Also möglicherweise vor allem weil es schwer nachweisbar ist. Nur nach ungefähr 1000 konsumierten Krimiserien und -filmen frage ich mich trotzdem warum nicht ein anderer, nicht ganz so exotischer Giftstoff, der auch schwer nachweisbar ist, und der selbst wenn es nachgewiesen wird, nicht wie Polonium 210 zwangsläufig zu einer staatlichen Quelle führt.
Aber möglicherweise hat es sich bis zum Fall Litwinenko einfach immer bewährt...
 
Polonium 210 ist soweit ich weiß ein Alpha Strahler, d.h. die Strahlung wird durch 1 cm Luft oder ein dünnens Blatt Papier abgeschirmt. So kann man es Problemlos mit sich rumführen ohne sich selbst zu verstrahlen.
Gleichzeitig ist die Alpha Strahlung die gefährlichste für den Körper.
Denke das wird ein Grund sein.
 
Herbboy am 20.07.2007 18:11 schrieb:
- das opfer soll schön lange leiden
- es ist spektakulär, es wird weltweit berichtet
- das schreckt andere leute ab, die unbequem werden könnten
- letztenendes kann man trotzdem nicht wirklich beweisen, wer dahintersteckt
Find ich gar nicht schlüssig. Die regimekritische und bekannte Journalistin, deren Name mir gerade entfallen ist, wurde letztens einfach erschossen und trotzdem berichtete die ganze Welt davon.
 
Icefighter am 20.07.2007 18:18 schrieb:
Polonium 210 ist soweit ich weiß ein Alpha Strahler, d.h. die Strahlung wird durch 1 cm Luft oder ein dünnens Blatt Papier abgeschirmt. So kann man es Problemlos mit sich rumführen ohne sich selbst zu verstrahlen.
Gleichzeitig ist die Alpha Strahlung die gefährlichste für den Körper.
Denke das wird ein Grund sein.
Ich bin zwar nicht gerade der grosse Strahlungsexperte ,aber vielleicht wollten die Mörder nur das Nützliche mit der Arbeit verbinden und Altbestände loswerden.
 
pirx am 20.07.2007 18:22 schrieb:
Herbboy am 20.07.2007 18:11 schrieb:
- das opfer soll schön lange leiden
- es ist spektakulär, es wird weltweit berichtet
- das schreckt andere leute ab, die unbequem werden könnten
- letztenendes kann man trotzdem nicht wirklich beweisen, wer dahintersteckt
Find ich gar nicht schlüssig. Die regimekritische und bekannte Journalistin, deren Name mir gerade entfallen ist, wurde letztens einfach erschossen und trotzdem berichtete die ganze Welt davon.
die ganze welt? naja...

aber ne freie, regimekritische journalistin, der schon zuvor offen gedroht wurde, ist ja nochmal was anderes als ein spion. wenn ein spion einfach in einem hinterhof durch schüsse oder so umgebracht wird, dann vermutet da erstmal keiner nen anschlag oder so was, in london zB würde man evtl. sogar einfach von einem raubüberfall ausgehen.

vielleicht wäre trotdzem auch bei einer erschiessung groß berichtet worden, aber mit einer pulonium-aktion wird halt 100%ig groß und breit und vor allem schon seit monaten berichtet, auch der spion selber hat sich ja zu wort gemeldet, d.h. schon wärhend des dahinsiechens gab es viel luft um das thema.


das mit dem "schwer nachweisbar": warum hat man ihn dann nicht einfach über den haufen geschossen? die auftraggeber hätten problemlos jemand finden können, der so einen auftrag sauber und ohne nachweisbare spuren erledigen kann... warum dann extra so ein langsames vergiften? eben wegen der gründe, die ich nannte.
 
gamerschwein am 20.07.2007 18:24 schrieb:
Ich bin zwar nicht gerade der grosse Strahlungsexperte ,aber vielleicht wollten die Mörder nur das Nützliche mit der Arbeit verbinden und Altbestände loswerden.
:top: :B "Spritzen statt Endlager - die sichere Art der nuklaren Müllbeseitigung". :P
 
Ra-Tiel am 20.07.2007 18:33 schrieb:
gamerschwein am 20.07.2007 18:24 schrieb:
Ich bin zwar nicht gerade der grosse Strahlungsexperte ,aber vielleicht wollten die Mörder nur das Nützliche mit der Arbeit verbinden und Altbestände loswerden.
:top: :B "Spritzen statt Endlager - die sichere Art der nuklaren Müllbeseitigung". :P
Könnte doch sein. Für was wird Polonium denn normalerweise benutzt?
 
Herbboy am 20.07.2007 18:32 schrieb:

Glaub ich eher nicht. Polonium hat nunmal super Eigenschaften um jemanden Spurlos zu töten:
-selbst in kleinen Mengen absolut tötlich
-sehr schwer nachweisbar und wer zu spät zu suchen anfängt findet nichts mehr
-Strahlenschäden sind unheilbar, selbst bei entdecken, kann man der Person nicht mehr wirklich helfen.

Ich denke, die Täter haben einfach nicht mit dieser Publicity gerechnet haben, die das Opfer herbeigeführt hat. Hätt es diese auch nicht gegeben hätte niemand nach Strahlung gesucht und der Tod hätte nur die Familie und ein paar Fachmagazine interessiert. Selbst wenn sich mehr leute dafür interessiert hätten, gabs nach ein paar Tagen keine Chance mehr diese Todesursache festzustellen.

Wenn man Publicity haben möchte kann man jemanden mit Bekennerschreiben erhängen/ zu Tode foltern/ erschießen. Sonst gäbs aber auch noch Uran, welches wesentlich billiger ist und einen genauso qualvoll sterben lässt.
 
Zugluft am 20.07.2007 18:56 schrieb:
Herbboy am 20.07.2007 18:32 schrieb:

Glaub ich eher nicht. Polonium hat nunmal super Eigenschaften um jemanden Spurlos zu töten:
-selbst in kleinen Mengen absolut tötlich
-sehr schwer nachweisbar und wer zu spät zu suchen anfängt findet nichts mehr
-Strahlenschäden sind unheilbar, selbst bei entdecken, kann man der Person nicht mehr wirklich helfen.
ja, UND es ist spektakulär. das opfer sollte lange öffentlich leiden, aber keine chance haben.

Ich denke, die Täter haben einfach nicht mit dieser Publicity gerechnet haben, die das Opfer herbeigeführt hat.
ach so... die täter lassen also einen top-spion über wochen langsam dahinsiechen, wissen auch noch, dass man die ursache fast nicht nachweisen kann und der fall somit rästelhaft wird und NOCH ungewöhnlicher ist - und trotzdem denken die, dass darüber nicht berichtet wird...? :-o :rolleyes: halte ich für extrem unlogisch... ;)


Wenn man Publicity haben möchte kann man jemanden mit Bekennerschreiben erhängen/ zu Tode foltern/ erschießen.
wenn du einen in einer stadt wie london "nur" erschießt, dann wird das nur ne randnotiz sein "mann bei überfall getötet" oder so. und wenn du den aber erst entführen musst, dann noch lange vor ort bist um ihn lansgam zu töten, dann steigt das risiko, entdeckt zu werden und beweise zu hinterlassen, extrem an. das wäre zu unsicher.


Sonst gäbs aber auch noch Uran, welches wesentlich billiger ist und einen genauso qualvoll sterben lässt.
uran ist aber für den transport deutlich ungeeignter und bei kontrollen besser nachzuweisen.



ich bleib dabei: wenn der ohne aufsehen ermordet werden sollte, dann gibt es viel simplere methoden... wer bei einer langsamen vergiftung eines top-agenten meint, es würde kein aufsehen erregen, der hat nicht mehr alle tassen im schrank ;) :-D

außerdem ist so ein seltenes zeug eine art visitenkarte: jeder weiß, dass die regierung dahinterstecken muss, die anderen "gegner" sind extrem vorgewanrt - aber man kann es nicht beweisen...
 
KONNAITN am 20.07.2007 18:13 schrieb:
Also möglicherweise vor allem weil es schwer nachweisbar ist. Nur nach ungefähr 1000 konsumierten Krimiserien und -filmen frage ich mich trotzdem warum nicht ein anderer, nicht ganz so exotischer Giftstoff, der auch schwer nachweisbar ist, und der selbst wenn es nachgewiesen wird, nicht wie Polonium 210 zwangsläufig zu einer staatlichen Quelle führt.
Aber möglicherweise hat es sich bis zum Fall Litwinenko einfach immer bewährt...

Ja, durchaus interessant. Allerdings, wenn schon lange bewährt, weshalb dieser dilettantische Fehler wegen der Dosierung? Und das von (vermutlich) einem erfahrenen Ex-KGB'ler? Naja, möglich... vielleicht auch kein Fehler bei der Dosierung und man unterschätzte ganz einfach die britischen Ärzte und Ermittler?

Irgendjemand scheint jedenfalls definitiv zu viel Geld zu haben, mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sozusagen.
 
Herbboy am 20.07.2007 19:05 schrieb:
ich bleib dabei: wenn der ohne aufsehen ermordet werden sollte, dann gibt es viel simplere methoden... wer bei einer langsamen vergiftung eines top-agenten meint, es würde kein aufsehen erregen, der hat nicht mehr alle tassen im schrank ;) :-D

Ehrlich gesagt halte ich Wahnsinn durchaus für eine weitere These :)
 
pirx am 20.07.2007 19:10 schrieb:
Herbboy am 20.07.2007 19:05 schrieb:
ich bleib dabei: wenn der ohne aufsehen ermordet werden sollte, dann gibt es viel simplere methoden... wer bei einer langsamen vergiftung eines top-agenten meint, es würde kein aufsehen erregen, der hat nicht mehr alle tassen im schrank ;) :-D

Ehrlich gesagt halte ich Wahnsinn durchaus für eine weitere These :)

sicher, das kann auch noch sein... ;)


aber der grund "unbemerktes" töten druch polonium ist IMHO die unsinnigste these. da ist die these, dass der typ sich das zeug selber gegeben hat, um russland in einer außenpolitische krise zu stürken und ihenen damit eins auszuwschen, sogar noch um welten wahrscheinlicher ;)
 
gamerschwein am 20.07.2007 18:36 schrieb:
Könnte doch sein. Für was wird Polonium denn normalerweise benutzt?

Wer eine "tragbare" Neutronenquelle braucht, ist damit gut beraten. Polonium ist kein Abfallprodukt der Atomschtrom-Industrie, sondern muss gezielt hergestellt werden. So arbeitet ein Atomreaktor offenbar ein Jahr lang um 100 Gramm Polonium herzustellen, etwas profan ausgedrückt. Wobei Russland bekanntlich mit Uran nicht kleckert und vielleicht tatsächlich von ihren zahlreichen Minen "etwas übrig" blieb. Polonium kommt in sehr geringen Mengen auch natürlich vor.

Edit: Eh... also Polonium wird schlussendlich normalerweise von der Forschung benutzt.

Edit2: Herb, dein Statement meint ja eigentlich nichts anderes, als das Russland bewusst auf einen politischen - schlussendlich auch wirtschaftlichen- ...hm... Unmut mit Europa bzw. England aus ist.

Wo soll denn da der Sinn sein?
 
Zudem ist eine Kontaminierung mit Polonium-210 schwierig nachzuweisen. Selbst angesichts der hohen Dosis entdeckten die Londoner Ärzte erst wenige Stunden vor Litwinenkos Tod den Grund für dessen Erkrankung. Eine Theorie über den Anschlag besagt daher, dass die Mörder ihre Tat durchaus verschleiern wollten und sich lediglich in der Dosierung geirrt haben. Wäre Litwinenko erst nach Wochen behandelt worden, wäre das Polonium möglicherweise nicht mehr gefunden worden.
Quelle

Dem halte ich entgegen, das das Zeug SCHWEINETEUER ist. Die Dosis, die verwendet wurde, hat ca 20 Millionen Dollar gekostet. Und bei der Summe "vertut" man sich nicht bei der Menge, außervielleicht man ist Bill Gates.
 
pirx am 20.07.2007 19:29 schrieb:
Edit2: Herb, dein Statement meint ja eigentlich nichts anderes, als das Russland bewusst auf einen politischen - schlussendlich auch wirtschaftlichen- ...hm... Unmut mit Europa bzw. England aus ist.

Wo soll denn da der Sinn sein?
nein, russland wollte nur ein "zeichen" setzen, dass man sich nicht mit denen anlegen sollte.

die theorien, dass einer das anzettelt, DAMIT russland blöd dasteht, hab ich ja als hahnebüchen dargestellt, bzw. ich hab gesagt "das wäre sogar wharscheinlicher als", aber damit wollte ich nur zeigen, wie abwegig die "unbemerkt töten"-theorie ist ;)

ich glaub aber, dass die verantwortlichen die außenpolitische wirkung unterschätzt haben.
 
ist denn mittlerweile zweifelsfrei bewiesen, dass er vergiftet wurde?
hab da auch andere theorien gelesen... z.b. dass ein unfall passiert sein kann, als er selber polonium geschmuggelt hat.
 
HanFred am 21.07.2007 08:12 schrieb:
ist denn mittlerweile zweifelsfrei bewiesen, dass er vergiftet wurde?
hab da auch andere theorien gelesen... z.b. dass ein unfall passiert sein kann, als er selber polonium geschmuggelt hat.
Nein, soweit ich informiert bin ist, ausser das Litwinenko an einer Polonium Vergiftung starb, gar nichts bewiesen. Wenn ich mich aber richtig erinnere, wurde unter anderem auch im Hotelzimmer von Lugowoi Spuren von Polonium gefunden.

Die FAZ hat sich dem Thema auch angenommen, mit kleinem Dossier:
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E0A508A71976F467E8D38B23D7F1ACD98~ATpl~Ecommon~Scontent.html
 
Die ganze Welt unterstellt Russland seit den 90ern Handlungsunfähigkeit und militärische Schwäche.

Nehmen wir also einmal an, ein russischer Präsident, der mit seiner Gedankenwelt noch *stark* mit der ehemaligen Sowjetunion verbunden ist, strebt danach, dieses öffentliche Bild von Russland nach außen mit allen Mitteln zu ändern - er wird jede Gelegenheit nutzen, nach außen die Muskeln spielen zu lassen.

Dazu gehört auch die "halb-öffentliche" Liquidation eines abtrünnigen Agenten.
Die Verwendung von Polonium hat ja Signalwirkung. Klar, niemand wird Russland *öffentlich* deswegen bezichtigen, aber in Geheimdienstkreisen weltweit wissen die Verantwortlichen Bescheid...nennen wir es eine makabere Form von "PR", das ist imho die plausibelste Erklärung.

Gruss,
Bremse
 
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