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Mein Liebesbrief an das Open World Adventure Eastshade

Neawoulf

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Ich hab mir mal gedacht: Wenn es schon ne Blog-Funktion hier gibt, dann kann ich die auch benutzen, um ab und zu etwas über Spiele zu schreiben. In diesem Fall lege ich mal los mit einem meiner Lieblingsspiele des Jahres 2019:

Eastshade

Open World Rollenspiele, wie z. B. Skyrim, Elex oder The Witcher, bestehen meist aus einem motivierenden Loop aus gefährlichen Quests, potentiell tödlichen Kämpfen und wertvollem Loot in Form von neuen Waffen, Rüstungen, Zaubern und Erfahrungspunkten. Meistens beginnt man als Nobody, wird in die für den Spieler fremde Spielwelt geworfen und stellt sich nach und nach immer größer werdenden Herausforderungen, bis man schließlich das ultimativ Böse besiegt und die Welt ein weiteres Mal gerettet hat. Das Prinzip ist so einfach, wie funktional und es macht auch immer wieder Spaß, wenn die Entwickler das Prinzip richtig umsetzen.

Was wäre aber, wenn man alle diese Elemente einfach aus dem Open World Rollenspiel entfernen würde? Man würde nur rumlaufen, sich mit NPCs unterhalten und ab und zu eine Höhle erkunden. Wäre das noch ein gutes Spiel? In vielen Fällen wäre das Ergebnis vermutlich recht langweilig, da diese Art Spiele eben meist um die oben genannten Kernmechaniken herum entwickelt wurden.

Wenn man aber ganz neu anfängt und die ganze Geschichte, die Lore, die Spielwelt, die Quests, die Charaktere von Anfang an so designt, dass es die oben erwähnten Kämpfe und Bedrohungen überhaupt nicht benötigt, was würde dann dabei herauskommen? Die Antwort ist einfach: Eastshade

Eastshade ist ein Open World Adventure, wie ich es vorher in der Form noch nie gesehen habe. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Art Skyrim auf einer wunderschönen Insel, die von verschiedenen Tiervölkern, z. B. Bären, Eulen und Affen belebt wird. Jeder hat dort natürlich auch seine Sorgen, aber die drehen sich nicht um Dämoneninvasionen, untote Armeen oder mächtige Magier, sondern um eher alltägliche Dinge. Wer hat meine Beete verwüstet? Was ist in dieser angeblichen Wundertinktur, die der zwielichtige Händler auf dem Markt verkauft? Was sind das für Lichter nachts auf dem Leuchtturm? Und wie kriege ich diesen verdammten Tonkrug von meinem Kopf?

Die Probleme an sich klingen erstmal unspektakulär, aber durch die sympathischen und sehr gut vertonten Inselbewohner und die wirklich schön gemachten Landschaften kommt trotzdem nie Langeweile auf. Man merkt einfach, das die Entwickler hier eine Menge Herzblut investiert haben, um eine wirklich tolle Spielwelt zu erschaffen.

Als reisende Malerin oder Maler hat man selbst natürlich auch einige Ziele, das man erreichen möchte. Konkret soll man einige bestimmte Orte für die schwerkranke Mutter malen. Das Malen an sich ist dabei kaum komplizierter, als einen Screenshot zu machen, durch verschiedene Farbfilter (man bringt sich mithilfe von verschiedenen Tees, die man kaufen oder herstellen kann, in die richtige Stimmung) und die grafische Darstellung ist es aber trotzdem mehr, als einfach nur bei Steam F12 zu drücken. Als Ressourcen benötigt man Inspiration (gibt es für Quests, Erkunden und das Ausprobieren verschiedener Tees) und Leinwände (kann man kaufen oder herstellen).

Allerdings ist nicht jeder Ort auf der Insel von Anfang an zugänglich. Um weitere Bereiche erkunden zu können, benötigt man bestimmte Ausrüstungsgegenstände oder Gefallen der Inselbewohner. Manche Dinge kann man selbst herstellen, andere kann man kaufen oder bekommt sie als Questbelohnung. So ist man über die Spielzeit von ca. 20 Stunden damit beschäftigt, die wunderschönen Landschaften der Insel zu erkunden und ihre Bewohner kennenzulernen. Durch das motivierende Fortschrittssystem wird sichergestellt, dass es über die gesamte Spieldauer neue, interessante Orte zu entdecken gibt, die generell auch sehr abwechslungsreich gestaltet sind.

Die farbenfrohe Grafik, der schöne Soundtrack, das gut gemachte Voice Acting (nur englisch) und das immersive Spielgefühl sind für ein "kleines" Indiespiel auf erstaunlich hohem Niveau. Neben Disco Elysium (ebenfalls ein RPG, das neue, friedliche Wege gehen wollte und das auf sehr hohem Niveau geschafft hat) war Eastshade eines meiner Lieblingsspiele des Jahres 2019. Eastshade ist wie ein virtueller Kurzurlaub auf dem Bildschirm. Ein echtes Feel-Good-Spiel, bei dem ich mir wünschte, ich könnte es aus meinem Gedächtnis löschen, damit ich es nochmal komplett neu erleben kann.
 
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