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Gast1730761802
Gast
Mittlerweile habe ich Elden Ring durch und nach rund 120 Spielstunden hab ich mein Fazit gezogen. Ich kann wohl schon im Vorfeld sagen, dass Elden Ring meine Erwartungen erfüllt, teilweise auch sogar weit übertroffen hat.
Achtung: Hier könnte es auch zu dem ein oder anderen Spoilern kommen.
Aber worum geht es überhaupt?
Der Spieler spielt einen sogenannten Befleckten. Kurz gesagt sind das Leute, die nach der sogenannten "Zerschlagung" - einem Krieg zwischen den Halbgöttern um die Vorherrschaft über die Zwischenlande und dem Elden Ring - aus den Zwischenlanden verbannt wurden und nun wieder zurückkehren. Dabei gerät der Spieler quasi in einen Familienstreit zwischen den Halbgöttern der Zwischenlande, mit dem Ziel, die Großen Runen zurückzuerlangen und der nächste Eldenfürst zu werden.
Ein cineastisches Storytelling und eine klare Linie, der man folgt, gehören ja nun zum guten Ton im Spielebereich. From Software hat jedoch schon mit Demon's Souls damit gebrochen und bleibt auch bei Elden Ring dieser Tradition treu. Das bedeutet, dass die Story größtenteils in Schnippseln und auf kryptische Art und Weise erzählt wird. Details, wie die Zerschlagung, was die Großen Runen sind, was der Elden Ring ist etc. etc. muss sich der Spieler also selbst zusammensuchen.
Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass diese Art des Storytellings doof und ungeil sei. Das ist legitim, da nicht jedem diese kryptische Erzählweise liegt. Aber auch wenn man sich den größten Teil der Story und all die Zusammenhänge selbst zusammensuchen muss, wird die Story – zumindest im Vergleich zu den geistigen Vorgängern – recht klar erzählt. Allerdings bleiben auch nach Schluss immer noch Fragen offen, die der Spieler wohl oder übel für sich selbst beantworten muss. Raum für Interpretationen gibt es also genug. Und ich persönlich find’s klasse, da es Stoff für Diskussionen und Gespräche liefert.
Abgesehen davon, dass die eigentliche Geschichte rund um den Erdenbaum und den Elden Ring ziemlich geil ist.
Neuzugang: Die Spielwelt
Ich war schon ziemlich beeindruckt, als ich das Tutorialgebiet verließ und das Spiel mich anschließend in die (sehr große) Open World geschickt hat. Kaum hab ich den Dungeon verlassen, begrüßte mich das Spiel mit einem Blick auf den unglaublich gigantischen Erdenbaum, Schloss Sturmschleier und den Heiligen Turm von Limgrave, mitsamt zerstörter Brücke. Als würde das Spiel auf diese Weise sagen: "Das ist dein Ziel. Viel Spaß."
Da wusste ich schon: Elden Ring wird groß. Und selbst in Limgrave, dem ersten Gebiet, kann man gut und gerne um die 20 bis 30 Spielstunden verbringen, ohne auch nur einmal den ersten Legacy Dungeon oder den ersten Storyboss zu Gesicht bekommen zu haben. Die Gebiete der Spielwelt sind abwechslungsreich gestaltet und reichen von Wiesen, Wäldern, über goldene Hochlande, bis hin zu fäulnisverseuchten Ebenen. Und sie bieten jede Menge zu entdecken. Ob es nun NPCs mit Quests sind oder Geister, die den Spieler zu Schätzen führen, Dungeons oder Katakomben. Die Zwischenlande bieten genug Content, um sich vermutlich noch einige Zeit mehr zu beschäftigen, als ich es getan habe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hab ich mehr ausgelassen, als mir klar ist.
Die Open World ist allerdings nicht nur groß und abwechslungsreich. Sie ist auch so gestaltet, dass einem Orientierung nicht schwer fällt, und dass man stets motiviert ist, die Welt zu erforschen. Was auch immer man erblickt, kann man auch erreichen. Zumindest früher oder später. Du siehst einen Turm? Geh hin. Du siehst ein Lagerfeuer irgendwo? Geh einfach hin und guck nach. Und meist lohnt es sich auch, selbst unscheinbare Orte zu erforschen, denn es winken an fast jeder Ecke entweder wertvolle Items, Waffen, Beschwörungen oder einfach nur Materialien für's Crafting. Zu bedenken ist aber, dass man nicht von Beginn an überall hin kann. Entweder kriegt man aufgrund der Gegnerstärke ganz schnell einen aufs Dach oder man benötigt bestimmte Items, die man in der Welt findet. Aufpassen ist also angesagt!
Die Open World ist für sich genommen eine der besten, die man derzeit finden kann. Ein Vergleich zu Zelda: BotW bleibt wohl nicht aus, denn beide schaffen es mühelos, den Spieler zum Erkunden zu motivieren. Spätestens mit dem letzten Patch gibt es auch etliche NPCs, von denen einige mal kleinere, mal größere Questlines bieten. Da es aber keinen Questlog gibt und NPCs auch erst nach dem ersten Treffen markiert werden, kann es passieren, dass man mal ganz schnell einiges an Content verpasst. Trotzdem sind die einzelnen Questlines meist recht interessant und es lohnt sich, die Augen offen zu halten.
Zu erwähnen sind selbstverständlich auch die sogenannten Legacy-Dungeons, an deren Ende ihr schließlich jeweils einen der Runenträger trefft, den es zu besiegen gilt. Diese Legacy-Dungeons sind bedeutend größer als die optionalen Dungeons, die man in der Welt findet, und dienen vor allem dem Voranschreiten der Story. Sie bieten meist mehrere Bosse und können in ihrer Spielzeit schon mal gut und gerne einen ganzen Abend füllen…wenn man gut durchkommt.
Zu guter Letzt gibt es auch noch mehrere unterirdische Gebiete, die in der Regel mit Questreihen zusammenhängen und die man im Laufe des Spiels besuchen kann. Auch hier winken natürlich nützliche Items und der ein oder andere Boss.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Ok, ich bin schon sehr begeistert von der Spielwelt, die uns FS in Elden Ring präsentiert. Aber frei von Schwächen ist die auch nicht. Aber eins nach dem anderen.
Kernstück von Elden Ring ist nicht nur die Open World, sondern auch die Bosse. Und in großen Teilen hat sich From Software auch hier wieder jede Menge guten Stoff einfallen lassen. Allen voran die Runenträger, also die Storybosse, von denen man ein paar (etwa Malenia und Radahn) bereits im Storytrailer erlebt hat. Aber auch die rein optionalen Bosse können sich sehen lassen und das Spiel wirft einem katzenartige Steinstatuen, berittene Krieger, Assassinen, dicke Baumgeister und Drachen vor die Klinge. Teilweise sind die auch echt beeindruckend und episch in Szene gesetzt. Und sie machen Spaß.
Also alles gut? Nicht ganz. Denn etliche der Bosse wiederholen sich ganz einfach, mal mehr und mal weniger. Einige dieser sich wiederholenden Bosse stellen wohl eine Gruppe (etwa die Nachtkavallerie oder die Assassinen) innerhalb der Welt dar und meist sind sie auch in unterschiedlichen Versionen zu finden. Aber die unterscheiden sich meistens lediglich in ihrer Stärke und der Wahl ihrer Waffen/Zauber. Das Moveset bleibt dann stets das gleiche und wenn man sich nicht allzu dusselig anstellt, sind die Bosse spätestens nach dem 3. mal kaum ein Problem mehr. Außer, das Spiel klatscht einem zwei oder selten sogar drei dieser Bosse gleichzeitig ins Gesicht. Dann sind auch bekannte Bosse schnell mal eine verzwickte Angelegenheit. Besonders auffällig wird dies bei den Drachen, von denen es im Spiel jede Menge gibt. So imposant die Drachen als Bosse auch sind, bleibt wohl zu sagen: Kennt man einen, kennt man alle.
Gleiches gilt auch für die Dungeons. Zu Beginn noch klein und schnell gemacht, werden sie mit fortschreitender Spielzeit auch gern mal deutlich komplexer und schwieriger, sodass man auch mal gute ein oder zwei Stunden in ihnen verbringen kann. Oft sind sie gespickt mit Fallen, verborgenen Pfaden oder dicken Gegnern. Und manchmal findet man auch Abkürzungen zum jeweiligen Boss. Aber: Sie setzen sich im Endeffekt nur aus Katakomben, Höhlen und Minen zusammensetzen. Jedes davon in unterschiedlicher Ausprägung, mit anderen Abzweigungen etc. Aber eben auch mit den immer gleichen Texturen und meist auch mit den immer gleichen Gegnern...nur eben auch mal stärker oder schwächer.
Zwar gibt es - nach meiner Zählung - mehr als 50 Bosse im Spiel, und auch etliche Dungeons, und es liegt wohl in der Natur der Sache, dass nicht jeder Dungeon und jeder Boss absolut einzigartig sein kann. Aber möglicherweise wäre hier das Prinzip "Weniger ist mehr" sogar besser gewesen. Weniger Bosse und Dungeons, die dafür aber einzigartiger sind.
Um noch mal einen Vergleich zu Zelda: BotW anzubringen: Auch dort mangelte es vor allem hinsichtlich der Schreine etwas an Abwechslung, da die meisten sich optisch doch sehr ähnelten. Trotzdem haben sie Spaß gemacht und auch in Elden Ring soll diese Abwechslungsarmut nicht heißen, dass das Spiel ein massives Problem hat. Die Bosse sind allesamt gut verteilt und im Laufe des Spiels trifft man immer wieder mal auf komplett neue Bosse, sodass die Abwechslungsarmut zumindest scheinbar erstmal nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Abgesehen davon machen die Bosse trotzdem Spaß und bleiben herausfordernd.
Wie spielt es sich?
Elden Ring ist ein Action RPG. Euren Befleckten erstellt ihr zu beginn des Spiels in einem Charaktereditor, der umfangreich genug ist, um entweder eure Traumfrau/euren Traummann zu gestalten oder das hässlichste Ungesicht der Welt. Ihr spielt ihr in der Third Person-Perspektive, führt leichte und schwere Angriffe aus, weicht aus, blockt und lauft auch mal weg.
An den sogenannten Orten der Gnade könnt ihr euer Lager organisieren, die Tageszeit wechseln, aufleveln, Arzneimittel herstellen, Große Runen verwalten und eure Heilung verstärken. So weit so simpel. Die wichtigsten Mechaniken werden im Tutorial kurz und knackig erklärt, bevor euch das Spiel in die Welt entlässt.
Interessanter dürfte wohl die Frage sein, wie es um den Schwierigkeitsgrad steht. Hier kann man wohl eindeutig sagen, dass er definitiv herausfordernd ist und es unweigerlich passiert, dass man auch mal ganz schnell ins Gras beißt. Der ein oder andere Frustmoment bleibt daher nicht aus, da manche Bosse bockschwer sind.
An diesem Punkt folgt nun ein großes „aber“: Elden Ring ist deutlich gnädiger als seine geistigen Vorgänger. Was bedeutet das?
Zum einen sind Checkpoints bedeutend häufiger gesetzt. Ob nun die Orte der Gnade oder die sogenannten Marikas Pfähle. Letztere sind in der Welt verteilt und dienen als schlichter Respawn-Punkt (ohne die Möglichkeiten eines Ortes der Gnade), sodass man weitere Wege zu schwierigen Orten oder Bossen vermeiden kann. Sobald man stirbt, kann man auswählen, ob man am letzten Ort der Gnade oder am nächsten Marikas Pfahl wiederbelebt werden möchte. Immer wieder kehrende Momente, in denen man sich zum x-ten Mal durch Gegnertruppen metzeln muss, fallen damit größtenteils weg. Vergleichsweise selten passiert es, dass man sich wiederholt durch Feinde kämpfen muss, um den Boss zum wiederholten Mal zu probieren.
Dazu kommen noch die Fähigkeiten einiger Waffen, von denen ihr auch sehr viele in der Welt findet oder ganz simpel bei einem Händler kaufen könnt. Diese sogenannten Kriegsaschen bieten unterschiedliche Fähigkeiten, wie etwa Wirbelschläge, Arschbomben oder Magieangriffe. Klug eingesetzt, können sie den Gegner immensen Schaden zufügen oder den Spieler auch vor Schaden bewahren.
Neu sind auch Aschegeister. Das sind Beschwörungen, die ihr ebenfalls im Laufe des Spiels finden werdet. Jede dieser Geister hat unterschiedliche Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Die Beschwörung verbraucht Fokuspunkte (Mana) und selten auch mal Lebenspunkte. Jeder davon lässt sich aufwerten und kann einen Kampf massiv erleichtern, da sie den Gegner ablenken oder auch mal vergiften können. Zu beachten ist aber, dass diese Beschwörungen nicht überall funktionieren. Sobald ihr ein kleines Torsymbol am linken Bildschirmrand seht, könnt ihr die Aschegeister beschwören. Trotzdem gilt weiterhin: Augen auf, sonst gibt’s vom Boss auf die Mütze.
Alternativ könnt ihr euch auch Mitspieler oder auch NPCs beschwören, deren Schriftzeichen meist vor dem Boss liegen. Hier sei zu sagen, dass es etliche unterschiedliche Items für den Multiplayer gibt und man sich erst einmal rein fuchsen muss, was genau nun für welche Art Multiplayer gebraucht wird.
Zu guter Letzt – Grafik und Technik
Dass ich von der Open World recht angetan bin, hab ich ja schon erwähnt. Das liegt nicht nur an der Größe der Open World, sondern vor allem am Art Design des Spiels, dass wieder mal richtig gut gelungen ist. Es ist zwar ziemlich auffällig, dass einige Sounds, Animationen oder sogar ganze Modelle 1:1 von den Vorgängern übernommen wurden, aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Gibt ja immerhin auch mehr als genug neues. Das Art Design schwankt zwischen idyllisch, unheimlich und monumental. Wobei „monumental“ das Spiel wohl am besten beschreibt. Allein der riesige Erdenbaum ist dermaßen groß, dass er von beinahe jedem Punkt der Spielwelt aus gesehen werden kann. Die Legacy-Dungeons sind riesig und gewaltige Schlösser erheben sich weit über das Meer hinaus. Mount Gelmir ist eine Vulkanregion, in der die Spuren einer grausigen Schlacht immernoch zu sehen sind. Leyndell, die Hauptstadt, ist ein beeindruckendes Schauspiel aus Häusern, Straßen und einem riesigen toten Drachen.
Auch die wenigen Cutscenes können sich sehen lassen und sind hervorragend inszeniert. Und das, obwohl das Spiel technisch nicht gerade auf dem neusten Stand ist. Die Texturen sind in Ordnung, aber größtenteils recht platt. Charaktermodelle sind im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern recht polygonarm und die Beleuchtung ist auch verbesserungswürdig. Auch LoD und Schatten hätten ruhig besser ausfallen können.
Aber From Software versteht es prächtig, diesen Mangel durch das Art Design auszugleichen und der technische Aspekt der Grafik fällt irgendwann nicht mehr störend auf.
Fazit
Mittlerweile bin ich auch im NG+ angelangt, das ich gleich nach dem Ende begonnen habe. Und ich bin so motiviert, wie eh und je, da es – insbesondere nach dem letzten Patch – auch noch die ein oder andere lohnende Kleinigkeit zu entdecken gibt, die mir bisher entgangen ist. Elden Ring ist ein zweifelsohne monumentales Spiel. Ist es das beste Spiel aller Zeiten? Nein. Eine Offenbarung ist es schon gar nicht. Dafür hat es zu auffällige Mängel, die hätten vermieden werden können. Aber Elden Ring ist das beste Spiel, das From Software entwickelt hat und in dieser Hinsicht ein Meisterwerk. Ja, es hat seine Schwächen. Aber auch seine Stärken und die heben es von anderen Spielen deutlich ab. Es ist komplex, herausfordernd und stets fair. Das Art Design ist genial, die NPCs sind interessant und die Geschichte wird dieses Mal etwas klarer und verständlicher erzählt, wenn man denn gewillt ist, die Welt zu erforschen. Und abgesehen davon gibt sich Elden Ring eindeutig etwas einsteigerfreundlicher und gnädiger als seine geistigen Vorgänger. Man wird etwas mehr an die Hand genommen, etwas mehr geführt als sonst. Und das ist auch gut und nötig, angesichts des Umfangs.
Lange Rede, kurzer Sinn: Elden Ring ist geil. Würde ich eine Wertung abgeben, würde ich wohl zwischen 8/10 und 9/10 schwanken...tendierend zu letzterem, da die Stärken des Spiels die Schwächen aus meiner Sicht eindeutig wieder wett machen.
Achtung: Hier könnte es auch zu dem ein oder anderen Spoilern kommen.
Aber worum geht es überhaupt?
Der Spieler spielt einen sogenannten Befleckten. Kurz gesagt sind das Leute, die nach der sogenannten "Zerschlagung" - einem Krieg zwischen den Halbgöttern um die Vorherrschaft über die Zwischenlande und dem Elden Ring - aus den Zwischenlanden verbannt wurden und nun wieder zurückkehren. Dabei gerät der Spieler quasi in einen Familienstreit zwischen den Halbgöttern der Zwischenlande, mit dem Ziel, die Großen Runen zurückzuerlangen und der nächste Eldenfürst zu werden.
Ein cineastisches Storytelling und eine klare Linie, der man folgt, gehören ja nun zum guten Ton im Spielebereich. From Software hat jedoch schon mit Demon's Souls damit gebrochen und bleibt auch bei Elden Ring dieser Tradition treu. Das bedeutet, dass die Story größtenteils in Schnippseln und auf kryptische Art und Weise erzählt wird. Details, wie die Zerschlagung, was die Großen Runen sind, was der Elden Ring ist etc. etc. muss sich der Spieler also selbst zusammensuchen.
Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass diese Art des Storytellings doof und ungeil sei. Das ist legitim, da nicht jedem diese kryptische Erzählweise liegt. Aber auch wenn man sich den größten Teil der Story und all die Zusammenhänge selbst zusammensuchen muss, wird die Story – zumindest im Vergleich zu den geistigen Vorgängern – recht klar erzählt. Allerdings bleiben auch nach Schluss immer noch Fragen offen, die der Spieler wohl oder übel für sich selbst beantworten muss. Raum für Interpretationen gibt es also genug. Und ich persönlich find’s klasse, da es Stoff für Diskussionen und Gespräche liefert.
Abgesehen davon, dass die eigentliche Geschichte rund um den Erdenbaum und den Elden Ring ziemlich geil ist.
Neuzugang: Die Spielwelt
Ich war schon ziemlich beeindruckt, als ich das Tutorialgebiet verließ und das Spiel mich anschließend in die (sehr große) Open World geschickt hat. Kaum hab ich den Dungeon verlassen, begrüßte mich das Spiel mit einem Blick auf den unglaublich gigantischen Erdenbaum, Schloss Sturmschleier und den Heiligen Turm von Limgrave, mitsamt zerstörter Brücke. Als würde das Spiel auf diese Weise sagen: "Das ist dein Ziel. Viel Spaß."
Da wusste ich schon: Elden Ring wird groß. Und selbst in Limgrave, dem ersten Gebiet, kann man gut und gerne um die 20 bis 30 Spielstunden verbringen, ohne auch nur einmal den ersten Legacy Dungeon oder den ersten Storyboss zu Gesicht bekommen zu haben. Die Gebiete der Spielwelt sind abwechslungsreich gestaltet und reichen von Wiesen, Wäldern, über goldene Hochlande, bis hin zu fäulnisverseuchten Ebenen. Und sie bieten jede Menge zu entdecken. Ob es nun NPCs mit Quests sind oder Geister, die den Spieler zu Schätzen führen, Dungeons oder Katakomben. Die Zwischenlande bieten genug Content, um sich vermutlich noch einige Zeit mehr zu beschäftigen, als ich es getan habe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hab ich mehr ausgelassen, als mir klar ist.
Die Open World ist allerdings nicht nur groß und abwechslungsreich. Sie ist auch so gestaltet, dass einem Orientierung nicht schwer fällt, und dass man stets motiviert ist, die Welt zu erforschen. Was auch immer man erblickt, kann man auch erreichen. Zumindest früher oder später. Du siehst einen Turm? Geh hin. Du siehst ein Lagerfeuer irgendwo? Geh einfach hin und guck nach. Und meist lohnt es sich auch, selbst unscheinbare Orte zu erforschen, denn es winken an fast jeder Ecke entweder wertvolle Items, Waffen, Beschwörungen oder einfach nur Materialien für's Crafting. Zu bedenken ist aber, dass man nicht von Beginn an überall hin kann. Entweder kriegt man aufgrund der Gegnerstärke ganz schnell einen aufs Dach oder man benötigt bestimmte Items, die man in der Welt findet. Aufpassen ist also angesagt!
Die Open World ist für sich genommen eine der besten, die man derzeit finden kann. Ein Vergleich zu Zelda: BotW bleibt wohl nicht aus, denn beide schaffen es mühelos, den Spieler zum Erkunden zu motivieren. Spätestens mit dem letzten Patch gibt es auch etliche NPCs, von denen einige mal kleinere, mal größere Questlines bieten. Da es aber keinen Questlog gibt und NPCs auch erst nach dem ersten Treffen markiert werden, kann es passieren, dass man mal ganz schnell einiges an Content verpasst. Trotzdem sind die einzelnen Questlines meist recht interessant und es lohnt sich, die Augen offen zu halten.
Zu erwähnen sind selbstverständlich auch die sogenannten Legacy-Dungeons, an deren Ende ihr schließlich jeweils einen der Runenträger trefft, den es zu besiegen gilt. Diese Legacy-Dungeons sind bedeutend größer als die optionalen Dungeons, die man in der Welt findet, und dienen vor allem dem Voranschreiten der Story. Sie bieten meist mehrere Bosse und können in ihrer Spielzeit schon mal gut und gerne einen ganzen Abend füllen…wenn man gut durchkommt.
Zu guter Letzt gibt es auch noch mehrere unterirdische Gebiete, die in der Regel mit Questreihen zusammenhängen und die man im Laufe des Spiels besuchen kann. Auch hier winken natürlich nützliche Items und der ein oder andere Boss.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Ok, ich bin schon sehr begeistert von der Spielwelt, die uns FS in Elden Ring präsentiert. Aber frei von Schwächen ist die auch nicht. Aber eins nach dem anderen.
Kernstück von Elden Ring ist nicht nur die Open World, sondern auch die Bosse. Und in großen Teilen hat sich From Software auch hier wieder jede Menge guten Stoff einfallen lassen. Allen voran die Runenträger, also die Storybosse, von denen man ein paar (etwa Malenia und Radahn) bereits im Storytrailer erlebt hat. Aber auch die rein optionalen Bosse können sich sehen lassen und das Spiel wirft einem katzenartige Steinstatuen, berittene Krieger, Assassinen, dicke Baumgeister und Drachen vor die Klinge. Teilweise sind die auch echt beeindruckend und episch in Szene gesetzt. Und sie machen Spaß.
Also alles gut? Nicht ganz. Denn etliche der Bosse wiederholen sich ganz einfach, mal mehr und mal weniger. Einige dieser sich wiederholenden Bosse stellen wohl eine Gruppe (etwa die Nachtkavallerie oder die Assassinen) innerhalb der Welt dar und meist sind sie auch in unterschiedlichen Versionen zu finden. Aber die unterscheiden sich meistens lediglich in ihrer Stärke und der Wahl ihrer Waffen/Zauber. Das Moveset bleibt dann stets das gleiche und wenn man sich nicht allzu dusselig anstellt, sind die Bosse spätestens nach dem 3. mal kaum ein Problem mehr. Außer, das Spiel klatscht einem zwei oder selten sogar drei dieser Bosse gleichzeitig ins Gesicht. Dann sind auch bekannte Bosse schnell mal eine verzwickte Angelegenheit. Besonders auffällig wird dies bei den Drachen, von denen es im Spiel jede Menge gibt. So imposant die Drachen als Bosse auch sind, bleibt wohl zu sagen: Kennt man einen, kennt man alle.
Gleiches gilt auch für die Dungeons. Zu Beginn noch klein und schnell gemacht, werden sie mit fortschreitender Spielzeit auch gern mal deutlich komplexer und schwieriger, sodass man auch mal gute ein oder zwei Stunden in ihnen verbringen kann. Oft sind sie gespickt mit Fallen, verborgenen Pfaden oder dicken Gegnern. Und manchmal findet man auch Abkürzungen zum jeweiligen Boss. Aber: Sie setzen sich im Endeffekt nur aus Katakomben, Höhlen und Minen zusammensetzen. Jedes davon in unterschiedlicher Ausprägung, mit anderen Abzweigungen etc. Aber eben auch mit den immer gleichen Texturen und meist auch mit den immer gleichen Gegnern...nur eben auch mal stärker oder schwächer.
Zwar gibt es - nach meiner Zählung - mehr als 50 Bosse im Spiel, und auch etliche Dungeons, und es liegt wohl in der Natur der Sache, dass nicht jeder Dungeon und jeder Boss absolut einzigartig sein kann. Aber möglicherweise wäre hier das Prinzip "Weniger ist mehr" sogar besser gewesen. Weniger Bosse und Dungeons, die dafür aber einzigartiger sind.
Um noch mal einen Vergleich zu Zelda: BotW anzubringen: Auch dort mangelte es vor allem hinsichtlich der Schreine etwas an Abwechslung, da die meisten sich optisch doch sehr ähnelten. Trotzdem haben sie Spaß gemacht und auch in Elden Ring soll diese Abwechslungsarmut nicht heißen, dass das Spiel ein massives Problem hat. Die Bosse sind allesamt gut verteilt und im Laufe des Spiels trifft man immer wieder mal auf komplett neue Bosse, sodass die Abwechslungsarmut zumindest scheinbar erstmal nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Abgesehen davon machen die Bosse trotzdem Spaß und bleiben herausfordernd.
Wie spielt es sich?
Elden Ring ist ein Action RPG. Euren Befleckten erstellt ihr zu beginn des Spiels in einem Charaktereditor, der umfangreich genug ist, um entweder eure Traumfrau/euren Traummann zu gestalten oder das hässlichste Ungesicht der Welt. Ihr spielt ihr in der Third Person-Perspektive, führt leichte und schwere Angriffe aus, weicht aus, blockt und lauft auch mal weg.
An den sogenannten Orten der Gnade könnt ihr euer Lager organisieren, die Tageszeit wechseln, aufleveln, Arzneimittel herstellen, Große Runen verwalten und eure Heilung verstärken. So weit so simpel. Die wichtigsten Mechaniken werden im Tutorial kurz und knackig erklärt, bevor euch das Spiel in die Welt entlässt.
Interessanter dürfte wohl die Frage sein, wie es um den Schwierigkeitsgrad steht. Hier kann man wohl eindeutig sagen, dass er definitiv herausfordernd ist und es unweigerlich passiert, dass man auch mal ganz schnell ins Gras beißt. Der ein oder andere Frustmoment bleibt daher nicht aus, da manche Bosse bockschwer sind.
An diesem Punkt folgt nun ein großes „aber“: Elden Ring ist deutlich gnädiger als seine geistigen Vorgänger. Was bedeutet das?
Zum einen sind Checkpoints bedeutend häufiger gesetzt. Ob nun die Orte der Gnade oder die sogenannten Marikas Pfähle. Letztere sind in der Welt verteilt und dienen als schlichter Respawn-Punkt (ohne die Möglichkeiten eines Ortes der Gnade), sodass man weitere Wege zu schwierigen Orten oder Bossen vermeiden kann. Sobald man stirbt, kann man auswählen, ob man am letzten Ort der Gnade oder am nächsten Marikas Pfahl wiederbelebt werden möchte. Immer wieder kehrende Momente, in denen man sich zum x-ten Mal durch Gegnertruppen metzeln muss, fallen damit größtenteils weg. Vergleichsweise selten passiert es, dass man sich wiederholt durch Feinde kämpfen muss, um den Boss zum wiederholten Mal zu probieren.
Dazu kommen noch die Fähigkeiten einiger Waffen, von denen ihr auch sehr viele in der Welt findet oder ganz simpel bei einem Händler kaufen könnt. Diese sogenannten Kriegsaschen bieten unterschiedliche Fähigkeiten, wie etwa Wirbelschläge, Arschbomben oder Magieangriffe. Klug eingesetzt, können sie den Gegner immensen Schaden zufügen oder den Spieler auch vor Schaden bewahren.
Neu sind auch Aschegeister. Das sind Beschwörungen, die ihr ebenfalls im Laufe des Spiels finden werdet. Jede dieser Geister hat unterschiedliche Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Die Beschwörung verbraucht Fokuspunkte (Mana) und selten auch mal Lebenspunkte. Jeder davon lässt sich aufwerten und kann einen Kampf massiv erleichtern, da sie den Gegner ablenken oder auch mal vergiften können. Zu beachten ist aber, dass diese Beschwörungen nicht überall funktionieren. Sobald ihr ein kleines Torsymbol am linken Bildschirmrand seht, könnt ihr die Aschegeister beschwören. Trotzdem gilt weiterhin: Augen auf, sonst gibt’s vom Boss auf die Mütze.
Alternativ könnt ihr euch auch Mitspieler oder auch NPCs beschwören, deren Schriftzeichen meist vor dem Boss liegen. Hier sei zu sagen, dass es etliche unterschiedliche Items für den Multiplayer gibt und man sich erst einmal rein fuchsen muss, was genau nun für welche Art Multiplayer gebraucht wird.
Zu guter Letzt – Grafik und Technik
Dass ich von der Open World recht angetan bin, hab ich ja schon erwähnt. Das liegt nicht nur an der Größe der Open World, sondern vor allem am Art Design des Spiels, dass wieder mal richtig gut gelungen ist. Es ist zwar ziemlich auffällig, dass einige Sounds, Animationen oder sogar ganze Modelle 1:1 von den Vorgängern übernommen wurden, aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Gibt ja immerhin auch mehr als genug neues. Das Art Design schwankt zwischen idyllisch, unheimlich und monumental. Wobei „monumental“ das Spiel wohl am besten beschreibt. Allein der riesige Erdenbaum ist dermaßen groß, dass er von beinahe jedem Punkt der Spielwelt aus gesehen werden kann. Die Legacy-Dungeons sind riesig und gewaltige Schlösser erheben sich weit über das Meer hinaus. Mount Gelmir ist eine Vulkanregion, in der die Spuren einer grausigen Schlacht immernoch zu sehen sind. Leyndell, die Hauptstadt, ist ein beeindruckendes Schauspiel aus Häusern, Straßen und einem riesigen toten Drachen.
Auch die wenigen Cutscenes können sich sehen lassen und sind hervorragend inszeniert. Und das, obwohl das Spiel technisch nicht gerade auf dem neusten Stand ist. Die Texturen sind in Ordnung, aber größtenteils recht platt. Charaktermodelle sind im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern recht polygonarm und die Beleuchtung ist auch verbesserungswürdig. Auch LoD und Schatten hätten ruhig besser ausfallen können.
Aber From Software versteht es prächtig, diesen Mangel durch das Art Design auszugleichen und der technische Aspekt der Grafik fällt irgendwann nicht mehr störend auf.
Fazit
Mittlerweile bin ich auch im NG+ angelangt, das ich gleich nach dem Ende begonnen habe. Und ich bin so motiviert, wie eh und je, da es – insbesondere nach dem letzten Patch – auch noch die ein oder andere lohnende Kleinigkeit zu entdecken gibt, die mir bisher entgangen ist. Elden Ring ist ein zweifelsohne monumentales Spiel. Ist es das beste Spiel aller Zeiten? Nein. Eine Offenbarung ist es schon gar nicht. Dafür hat es zu auffällige Mängel, die hätten vermieden werden können. Aber Elden Ring ist das beste Spiel, das From Software entwickelt hat und in dieser Hinsicht ein Meisterwerk. Ja, es hat seine Schwächen. Aber auch seine Stärken und die heben es von anderen Spielen deutlich ab. Es ist komplex, herausfordernd und stets fair. Das Art Design ist genial, die NPCs sind interessant und die Geschichte wird dieses Mal etwas klarer und verständlicher erzählt, wenn man denn gewillt ist, die Welt zu erforschen. Und abgesehen davon gibt sich Elden Ring eindeutig etwas einsteigerfreundlicher und gnädiger als seine geistigen Vorgänger. Man wird etwas mehr an die Hand genommen, etwas mehr geführt als sonst. Und das ist auch gut und nötig, angesichts des Umfangs.
Lange Rede, kurzer Sinn: Elden Ring ist geil. Würde ich eine Wertung abgeben, würde ich wohl zwischen 8/10 und 9/10 schwanken...tendierend zu letzterem, da die Stärken des Spiels die Schwächen aus meiner Sicht eindeutig wieder wett machen.
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