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Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

LowriderRoxx

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Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Mich wundert, dass dazu kein Thread zu existieren scheint.

Falls es jemandem entgangen sein sollte, ein kurzes Zitat aus der SZ:
Schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche in Irland: Einem Bericht zufolge sollen Tausende Kinder in kirchlichen Einrichtungen missbraucht worden sein.

Gegen die katholische Kirche in Irland werden in einem Ermittlungsbericht schwere Missbrauchs-Vorwürfe erhoben: Tausende Kinder sind dem Bericht zufolge in kirchlichen Einrichtungen von Nonnen und Priestern missbraucht worden. Demnach waren rund 35.000 Kinder bis zum Jahr 1980 in Erziehungsanstalten, Schulen oder auch Heimen für Behinderte untergebracht.
Artikel findet man beispielsweise bei der SZ (1, 2), SPON (1, 2), FR (1) und anderen. Eine Auswahl an Hintergrundartikel findet man wie immer beim Guardian, Irish Times und Irish Independent.

Mittlerweile hat Michael O’Brien, seines Zeichens Opfer und ehemaliger Bürgermeister von Wexford, den zuständen Minister im Rahmen einer Fragerunde heftigst kritisiert. Ein Video gibt es unter anderem bei YouTube, kann ich jedem nur ans Herz legen.

Aber man kann noch einen drauf legen: 2002 hat der damalige irische Bildungsminister Michael Woods an seinem letzten Tag im Amt noch einen Deal mit den Kirchen abgeschlossen. Wenn sie 128 Millionen Euro an Entschädigungen wegen all den unmenschlichen Verbrechen zahlen, werden in Zukunft deshalb keine weiteren Forderungen gestellt. Quasi eine Begrenzung der Entschädigungszahlungen, obwohl oder wahrscheinlich eher weil bereits damals in weiten Kreisen bekannt war, welche Dimensionen davon noch an die Öffentlichkeit geraten werden. Einen Hintergrundartikel dazu findet man bei der Irish Times. Jetzt liegen Zahlungen in Milliardenhöhe an und die hauptsächlich Verantwortlichen entziehen sich bis jetzt nicht nur der Justiz, sondern auch die dahinterstehenden Organisationen müssen nur einen Bruchteil der Zahlungen selbst leisten.

Da kommt doch Freude auf, nicht wahr?

Auch bei ThinkAboutIt findet sich ein interessanter Eintrag. Wenn jemand vielleich zusätzliche Information zu der Behauptung hätte, dass als nicht-existent deklarierte Akten schliesslich im Vatikan gefunden wurden, würde ich mich freuen.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Ich glaube dazu gibt es keinen Thread, weil es nichts Ungewöhnliches/Überraschendes ist. :B ;)
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Mothman am 27.05.2009 17:36 schrieb:
Ich glaube dazu gibt es keinen Thread, weil es nichts Ungewöhnliches/Überraschendes ist. :B ;)
Natürlich ist derartiger Missbrauch nun wirklich keine Überraschung, aber Berichte von diesem Detailgrad erblicken nur selten das Licht der Öffentlichkeit. Wenn man dann noch ein wenig Hintergrundinformationen über die Beteiligung der Regierung bekommt, wirds meines Erachtens nach wirklich interessant.

Edit: Generell ist unsereins natürlich schon etwas abgestumpft, das solche Belange angeht. Daher nochmals meine dringende Empfehlung: schaut euch das Video an, Mittlerweile gibts sogar Untertitel, falls man mit dem irischen Akzent Probleme hat. Der Herr sagt sehr emotional, wie die Dinge wirklich stehen. Artikel, seien sie noch sie detailliert, sind immer abstrakt. Die Rede von O'Brien lässt es real werden.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Natürlich finde ich das furchtbar und würde mir wünschen sowas würde nicht passieren.
Aber viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Sowas ist eben schon oft passiert und wird bestimmt auch nicht zum letzten Mal passiert sein.
Ich glaube einfach, dass sich sowas ergeben kann, wenn Menschen die volle Macht über andere bekommen und niemand kontrolliert. Hat sich ja immer wieder gezeigt. So sind die Menschen ... wenn sie sich unbeobachtet fühlen, werden sie zu Tieren. Da schützt auch kein Katholizismus.
Darum ist - denke ich - die einzige Möglichkeit (solange solche Einrichtungen nötig sind) die entsprechenden Aufsichtspersonen durch ein unabhängiges (staatliches) Organ kontrollieren zu lassen.
Anders wird es sowas wohl immer mal wieder geben und nur ein Bruchteil kommt überhaupt an die Öffentlichkeit.
Isolation + Macht resultiert eben all zu häufig in Missbrauch.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Mothman am 27.05.2009 17:52 schrieb:
Natürlich finde ich das furchtbar und würde mir wünschen sowas würde nicht passieren.
Aber viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen.
Sowas ist eben schon oft passiert und wird bestimmt auch nicht zum letzten Mal passiert sein.
und es ist sicher nicht nur in kirchlichen einrichtungen passiert.

es war "früher" ohnehin so, dass "man" kinder mit gewalt züchtigte, und in vielen regionen der welt isses immer noch so. da die kirche in christlichen ländern nunmal typischerweise soziale aufgaben wie schulen, heime usw. übernahm, die heutzutage eher der staat übernimmt, sind logischerweise viele kirchl. einrichtungen als "täter" zu finden.

natürlich entschuldigt das nichts, vor alem schwere fälle von mißbrauch, aber man muss sich immer vor augen halten, dass es noch vor grad mal 50-60 jahren auch hier in D völlig normal war, wenn ein vater seiner tochter prügel androhte und auch durchführte, wenn sie einen freund hat, der dem vater nicht passt. oder wenn der kleine sohn nicht aufs wort gehorcht, dann gab es eben eine "tracht prügel". aus damaliger sicht wären einige dinge sogar von der breiten öffentlichkeit als "o.k" bezeichnet worden...
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Herbboy am 27.05.2009 17:58 schrieb:
natürlich entschuldigt das nichts, vor alem schwere fälle von mißbrauch, aber man muss sich immer vor augen halten, dass es noch vor grad mal 50-60 jahren auch hier in D völlig normal war, wenn ein vater seiner tochter prügel androhte und auch durchführte, wenn sie einen freund hat, der dem vater nicht passt. oder wenn der kleine sohn nicht aufs wort gehorcht, dann gab es eben eine "tracht prügel". aus damaliger sicht wären einige dinge sogar von der breiten öffentlichkeit als "o.k" bezeichnet worden...

Stimmt. Es gibt ähnliche Berichte auch aus damaligen deutschen oder skandinavischen Kinderheimen (dort wohl besonders schlimm). Aber für damals war es normal.

Wenn man heute über sowas stolpert, also dass sowas jetzt noch so gehandhabt wird, dann sollte man freilich etwas unternehmen. Aber in der Vergangenheit war das und auch Schlimmeres völlig normal. Wir dürfen eben nie vergessen, dass wir uns mal aus dem Mittelalter fortentwickelt haben und viele moderne Freiheiten erst seit wenigen Jahrzehnten genießen - für viele haben noch die '68er streiten müssen.

Aber das wird immer so schnell vergessen, weil heutzutage viele meinen, es gäbe zu viel gesellschaftliche Freiheiten.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Herbboy am 27.05.2009 17:58 schrieb:
es war "früher" ohnehin so, dass "man" kinder mit gewalt züchtigte, und in vielen regionen der welt isses immer noch so. da die kirche in christlichen ländern nunmal typischerweise soziale aufgaben wie schulen, heime usw. übernahm, die heutzutage eher der staat übernimmt, sind logischerweise viele kirchl. einrichtungen als "täter" zu finden.
Die Vorgänge in Irland gingen jedoch über die bekannte "Erziehung" mit Stock und Gürtel weit hinaus.

Ich zitiere mal Conor O'Clery:
Violence in almost all Irish schools was once the norm. (De La Salle Brothers in the high school I attended in the 1950s used a hammer handle and straps to administer punishment.) But even by the standards of the time, the treatment meted out to the nation’s most defenseless children was vicious and inhumane.

The report of the commission, chaired by Judge Sean Ryan, undermines any defense that ill-treatment of children was the exception, or that the industrial schools were essentially benign institutions. It detailed abuse, much of it sexual, some of it physical, in 216 institutions and implicated 800 brothers, nuns and lay people.

In a typical victim testimony, a boy recounted how “one brother kept watch while the other abused me (sexually) … then they changed over." He added, "Every time it ended with a beating. When I told the priest about it in confession, he called me a liar.”

Oder von der Frontseite des Irish Examiner im Rahmen eines Artikels names "Shattered Lives" (nicht online verfügbar):
- I was beaten and hospitalized by the Head Brother and not allowed to go to my father's funeral, incase my bruises were seen.
- I was beaten until knocked out and my head split. Having my finger placed in boiling water until all feeling was lost.
- When I told nuns about being molested by ambulance driver, I was stripped and whipped to “get the devil out of you”.
- I can take any abuse, but the worst thing was having no one. I was lied to: told that my parents were dead. I only found out in my 50s that they were alive.

Die Irish Times hat auch online eine ganze Liste von Aussagen.

Missbrauch ist nichts Neues, aber in diesem Ausmaß, mit Deckung der katholischen Kirche und der irischen Regierung ... und bis dato ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Edit: Und nicht zu vergessen: selbst dieser Bericht von 2600+ Seiten kratzt nur an der Oberfläche, unter anderem da die "Christian Brothers" bis heute noch effektiv dagegen vorgehen. Deshalb hat die Untersuchung ja auch solange gedauert und wäre gar fast komplett fallen gelassen. Auch können noch immer die meisten der Opfer nicht über das sprechen, was wirklich dort geschehen ist.
Eine Sprecherin sagte zu den Meldungen: "They're shocking, they're unimaginable, yet they're miniscule. Most of us who went and have survived institutionable abuse, we haven't told it all. You couldn't possibly tell it all. Because in doing so, I don't think I would ever recover."
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

aph am 27.05.2009 18:19 schrieb:
Stimmt. Es gibt ähnliche Berichte auch aus damaligen deutschen oder skandinavischen Kinderheimen (dort wohl besonders schlimm). Aber für damals war es normal.
Ich glaube wenn die Öffentlichkeit die Umstände in den Heimen gekannt hätte, wäre das sich auch früher nicht als normal abgetan worden. Man darf ja nicht vergessen das viele Opfer nicht über das was ihnen dort angetan wurde geredet haben oder sich einfach das Leben genommen haben.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Als Katholik kann ich mich nur schämen ob dieser Verbrechen durch Angehörige der Kirche, die jetzt en détail ans Licht gekommen sind. Die Oberen der Kirche in Irland (und auch staatliche Behördenmitarbeiter) haben anscheinend jahrzehntelang Untersuchungen behindert und so das Leid der Opfer dieser Heime und Einrichtungen quasi verlängert! Ganz zu schweigen vom Schaden, den sie damit der Kirche zugefügt haben. Und es geht noch weiter: Die kircheninterne Untersuchungskomission wird ihre Ergebnisse auch bald vorstellen- in ein besseres Licht werden diese die Situation in vielen Kinderheimen wohl nicht rücken.
Dieser Skandal bedarf umfassender Aufklärung. Die Schuldigen müssen ermittelt und hart bestraft werden (so sie noch leben), gleich, welches Amt sie ausüb(t)en, und ich hoffe, dass die Bischöfe Irlands jetzt endlich dazu übergehen, uneingeschränkt mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

PiusQuintus am 27.05.2009 18:44 schrieb:
Als Katholik kann ich mich nur schämen ob dieser Verbrechen durch Angehörige der Kirche, die jetzt en détail ans Licht gekommen sind. Die Oberen der Kirche in Irland (und auch staatliche Behördenmitarbeiter) haben anscheinend jahrzehntelang Untersuchungen behindert und so das Leid der Opfer dieser Heime und Einrichtungen quasi verlängert! Ganz zu schweigen vom Schaden, den sie damit der Kirche zugefügt haben. Und es geht noch weiter: Die kircheninterne Untersuchungskomission wird ihre Ergebnisse auch bald vorstellen- in ein besseres Licht werden diese die Situation in vielen Kinderheimen wohl nicht rücken.
Dieser Skandal bedarf umfassender Aufklärung. Die Schuldigen müssen ermittelt und hart bestraft werden (so sie noch leben), gleich, welches Amt sie ausüb(t)en, und ich hoffe, dass die Bischöfe Irlands jetzt endlich dazu übergehen, uneingeschränkt mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren.
Ähnliches ist doch auch hier in Deutschland passiert. Nur im Gegensatz zu Irland hat man das hier bereits aufgearbeitet und abgeschlossen
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Auch wenn die kirchlichen Institutionen hier den Hauptteil der Verantwortung zu tragen haben, so ist doch die Beteiligung der Regierung ein noch größerer Dorn in meinem Auge. Die Richter haben Kinder und Babys in die Heime gesteckt und wofür? Betteln, Armut, Streunen und was sie sich noch ausdenken konnten, nur damit diese Gulags immer gut gefüllt waren, denn schliesslich gab es ja eine pro Kopf-Pauschale. In Irland waren zeitweise bei ~3 Millionen Einwohnern mehr Kinder eingekerzert als im Rest von GB bei ~50 Millionen Einwohnern.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die "normalen" Leute, denn die Heime existierten ja nicht in einer Paralleldimension. Jahrzehntelanges Wegschauen ... unverzeihlich.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Irland hatte ja auch immer etwas mit "Finanzproblemen" zu kämpfen, soweit ich weiß (kann mich aber auch irren, bin da nicht so belesen^^).
MMn gab es da schon immer ziemlich viel Armut (oder verwechsel ich das mit N.Irland?)
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Mothman am 27.05.2009 19:18 schrieb:
Irland hatte ja auch immer etwas mit "Finanzproblemen" zu kämpfen, soweit ich weiß (kann mich aber auch irren, bin da nicht so belesen^^).
MMn gab es da schon immer ziemlich viel Armut (oder verwechsel ich das mit N.Irland?)
Es wurde auch oft als Entschuldigung angeführt, dass diese Heime unterfinanziert waren. Dieses Argument hat der Report jedoch in kleine Stückchen gerissen. Die Finanzierung war mehr als ausreichend und gerade die genannten "Christian Brothers", aber auch andere zuständige Kongregationen haben davon nicht schlecht gelebt. Selbst in Zeiten geringer Staatsaushaushalte wurde dafür immer genug Geld bereitgestellt.

Kleines Fallbeispiel: Heim in Artane. Küche für 700-800 Jungen mit einem einzigen älteren Bruder besetzt, dazu Zwangsdienst von Jungen. Küche für die 24 Brüder hatte zwei professionelle, angestellte Köche, mehrere angestellte Bedienungen und wieder Zwangsdienst von Jungen.

Viel von dem Geld wurde für die Kongregationen abgezweigt, wodurch die noch weiter aufgeblasen wurden.
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

gulags waren straflager in der udssr mit einer todesrate zwischen 3 und 30% und dienten anfangs als gefängnis, später als verbannungsort für jeden quersteher.
vergleichbar mit einem kz (und an dieser stelle: kz != vernichtungslager).

mM nach ist der begriff hier fehl am platz.

aber das nur am rande....
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Ein großes Guinness bitte :finger: aber schnell wenn ich bitten darf ,ich hab durst......
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

speziell im falle von irland glaube ich, dass auch SEHR brutale "züchtigung" einfach "normal" damals war. die iren gelten heute ja noch als "harte burschen". grad irland hatte oft sehr harte zeiten hinter sich, u.a. deswegen sind ja damals so viele iren in die USA ausgewandert, da alles leichter und besser war, als in irland zu überleben. da ging es schon immer sehr sehr hart zu, und selbst für die offiziellen vertreter der religionen dort ist/war gewalt ein mittel, das akzeptiert ist (der immer noch anhaltende konflikt zwischen katholiken und protestanten).

ich behaupte mal, dass die misshandlungen nichts mit der tatsache zu tun haben, dass es kirchliche einrichtungen waren, sondern dass damals insbesondere im krisengeschüttelten irland, wo man lange zeit nur mit viel härte überhaupt überleben konnte, einfach jeder mit autorität gegenüber schwächeren eine brutalität als probates mittel angewendet hat.

man könnte zwar monieren, dass an sich GERADE die kirche wegen "nächstenliebe" usw. anders hätte handeln müssen. dabei vergißt man heute aber, dass "damals" sünde und sühne (also leiden für seine sünden) weitaus höher angesiedelt wurden als pazifistische nächstenliebe.

eben WEIL katholische internate/schulen historsich als besonders streng bekannt sind, schicken eltern ihre kinder ja gerne dahin. bzw. schickten, denn unsere gesellschaft entwickelt sich rein von ihren zielen und der moral immer mehr zum "losen zügel"... langsam geht der trend aber wieder ins strengere, da das anti-autoritäre ja scheinbar in zu vielen fällen versagt (absolute respektlosigkeit bei einem teil der kinder/jugendlichen/jungen erwachsenen)





ps: den begriff "gulag" hab ich btw noch nie gehört...
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Fraggerick am 27.05.2009 20:40 schrieb:
gulags waren straflager in der udssr mit einer todesrate zwischen 3 und 30% und dienten anfangs als gefängnis, später als verbannungsort für jeden quersteher.
vergleichbar mit einem kz (und an dieser stelle: kz != vernichtungslager).

mM nach ist der begriff hier fehl am platz.

aber das nur am rande....

naaajaa
also die Überlebensrate im KZ war aber auch
nicht
wirklich prall

Einigen wir uns auf Internierungslager?
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Mothman am 27.05.2009 19:18 schrieb:
Irland hatte ja auch immer etwas mit "Finanzproblemen" zu kämpfen, soweit ich weiß (kann mich aber auch irren, bin da nicht so belesen^^).
MMn gab es da schon immer ziemlich viel Armut (oder verwechsel ich das mit N.Irland?)

Na ja, da ist england nicht so unschuldig daran glaub ich, aber das ist ja nix neues, oder liege ich da falsch :confused:
 
AW: Die Gulag-ähnlichen Heime in Irland

Fraggerick am 27.05.2009 20:40 schrieb:
gulags waren straflager in der udssr mit einer todesrate zwischen 3 und 30% und dienten anfangs als gefängnis, später als verbannungsort für jeden quersteher.
vergleichbar mit einem kz (und an dieser stelle: kz != vernichtungslager).

mM nach ist der begriff hier fehl am platz.

aber das nur am rande....
Es ist zwar fast 10 Jahre her, dass ich Solzhenitsyns Gulag Archipelago gelesen habe, aber angesichts dessen, was ich in dem Bericht zu den Heimen und in darauf aufbauenden Artikeln gelesen habe, ergibt sich der Vergleich geradezu zwangsläufig. Sexueller, physischer und psychischer Missbrauch, 24 Stunden am Tag, 364 Tage im Jahr (Weihnacht waren die Brüder meist zu besoffen für Vergewaltigungen), Verleihung der Kinder als Zwangsarbeiter, Babys unerkenntlich schlagen, Kinder nur Hasenkot zu Essen geben oder gleich verhungern lassen ... und das soll sogar nur die Spitze vom Eisberg sein. Niemand weiss, wieviele Kinder diese Heime nie wieder lebendig verlassen haben oder sich im Anschluss daran das Leben nahmen. Kindern ausserhalb der Institutionen wurde angedroht, sie würden in eben jene gesteckt werden, falls sie nicht gehorchen.

Ich war weder in einem Gulag noch in einem dieser Heime, aber die Berichte aus erster und zweiter Hand geben mir genug Anlass, sie als Gulag-ähnlich zu bezeichnen.

Der Bericht ist hier einsehbar: The Commission to Inquire into Child Abuse

Herbboy am 27.05.2009 23:15 schrieb:
ps: den begriff "gulag" hab ich btw noch nie gehört...
Bildungslücke ;)
The Gulag Archipelago, "musste" ich Ende der '90er im Englisch-LK lesen und hab es leider nicht entsprechend zu schätzen gewusst.

speziell im falle von irland glaube ich, dass auch SEHR brutale "züchtigung" einfach "normal" damals war.
Vergewaltigung, Nahrungsmittelentzug und Zwangsarbeit gehen sogar nach Aussagen der Iren weit über das hinaus, was allgemein geduldet wurde. Natürlich wurde in Irland geschlagen, was das Zeug hält, auch mit Segen des Bildungsministeriums, aber Ausmaß und Intensität waren wie gesagt selbst für irische Verhältnisse jenseits des Vorstellbaren.

ich behaupte mal, dass die misshandlungen nichts mit der tatsache zu tun haben, dass es kirchliche einrichtungen waren, sondern dass damals insbesondere im krisengeschüttelten irland, wo man lange zeit nur mit viel härte überhaupt überleben konnte, einfach jeder mit autorität gegenüber schwächeren eine brutalität als probates mittel angewendet hat.
Allerdings bezweifle ich, dass eine nicht-kirchliche Organisation in der Lage gewesen wäre, es derart lange unter der Decke zu halten und intensivst gegen jedwede Enthüllungsbemühungen anzugehen. Ich erinnere nur an Sean Fortune, das pädophile Schwein, dass in Irland bis '95 vom zuständigen Bischof und anderen gedeckt wurde.

Rein juristisch betrachtet sind sogar einzig die Kirchen für die Vorgänge in den "industrial schools" verantwortlich, da deren Verwaltung der Kirche obliegt, wie von separaten Entscheidungen des irischen High Courts festgelegt wurde.
Dass sich der Staat jedoch nicht so einfach aus der Schlinge ziehen kann, dürfte jedem klar sein. Die Kinder wurden von Richtern dort hineingesteckt und die Institutionen jährlich von einem Inspektor aufgesucht, der, laut Opferberichten, die Zustände zwar verschönert dargestellt bekommen hat, sich aber der trotzdem eklatanten Vergehen bewusst gewesen sein musste. Selbiges für Personal in den Krankenhäusern, in die Kinder gebracht wurden, wenn die Prügelei mal wieder etwas over-the-top ging oder der Hund aus Versehen ein zu großes Stück Fleisch aus einem Kind gerissen hat.

Interessanterweise betreiben die Christian Brothers und weitere der im Report aufgelisteten 16 Kongregationen auch heute noch Schulen, im Falle der erstgenannten sogar über 100 Schulen für Jungen. Liest man dann den Bericht, liest man was sie getan haben, wie sie vertuscht und Ermittlungen behindert haben, wie sie bis zuletzt vehement gegen den Bericht vorgegangen sind ... das ist nicht nur in der Vergangenheit passiert, nicht nur in den "dunklen" 50ern, sondern es ist die jetzige Einstellungen und das jetzige Verhalten dieser Gemeinschaften. Und dennoch überlässt man ihnen voll und ganz die Verantwortung für die Erziehung und Sicherheit der Kinder. Wie gesagt, über 100 Schulen deren Verwaltung von den Christian Brothers eingesetzt wird, während bei nahezu jeder staatlichen Grundschule das Management vom jeweiligen Patron aka Bischof eingesetzt wird.

Das hat einen Beigeschmack, einen sehr bitteren sogar. Als nächstes dürfte der Bericht über die Vergehen im Erzbistum Dublin rauskommen, der auch nicht von schlechten Eltern sein soll. Da müssen sich jetzt die Iren die Frage gefallen lassen, warum das Pack noch immer die Herrschaft über die Erziehung der Kinder hat? Warum schiebt der Staat weiterhin diese Verantwortung von sich? Angesichts solcher Berichte ist es für nicht wenige untragbar, dass der Staat keinerlei Verantwortung für das Wohlsein der Kinder in den privaten und pseudo-nationalen Schulen hat. Weder das Bildungsministerium noch sonstwer im Staatsapparat kann den Einfluss des Patrons auf die Schule aushebeln, egal wie inkompetent oder desinteressiert er auch ist.

Spannend wird die Entwicklung um die Entschädigungsbegrenzung, die ich bereits vorher angesprochen hab. Wenn die 127 Millionen Euro Grenze gekippt wird, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Verjährungsstatuten für die begangenen Vergehen ausgesetzt werden, wie sie es bereits 1999 schon einmal getan haben. Was dann an Ansprüchen seitens der Opfer an die Kongregationen gestellt werden kann und wird, dürfte ihnen finanziell und juristisch das Genick brechen. 165.000+ Kinder sind allein durch diese Institutionen gewandert, in denen der Bericht exzessiven Missbrauch nachgewiesen hat, ganz zu schweigen von den "normalen" Züchtigungen früherer Generationen, die oft weit über das Maß hinausgingen, was vom Bildungsministerium abgesegnet wurde. Hunderttausende Fälle und da die Gerichte ja die Verantwortung komplett den religiösen Gemeinschaften oder den Bischöfen zugeschoben hat, bliebe auch alles an denen hängen.

Gute Verhandlungsbasis für den Staat, um diese 127er Marke weit nach oben zu drücken.
 
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