GarthEnnis
Stille/r Leser/in
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- 11.06.2007
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Meine Kritik:
Hopkins vs. Gosling
Gregory Hoblit, Regisseur des überaus spannenden (kammerspielartigen) Thrillers „Zwielicht“ („Primal Fear“) mit Richard Gere und Edward Norton, versucht mit dem Streifen „Das perfekte Verbrechen“ („Fracture“) erneut ein interessantes Psychoduell zwischen zwei höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten auf Zelluloid zu bannen und an den Erfolg seines (ähnlich gestrickten) Erstlingswerks anzuschließen.
Es bleibt nicht nur bei dem Versuch.
Unterstützt von Sir Anthony Hopkins und Ryan Gosling, vollbringt Hoblit das Kunstwerk den Spannungspegel seines Starvehikels „Das perfekte Verbrechen“ ohne vordergründige Action, über die Dauer von 112 Minuten, konstant auf einem ungewöhnlich hohen Niveau zu halten und versteht es weiters meisterhaft die knisternde (An-)Spannung zwischen den beiden Hauptcharakteren von Szene zu Szene zu steigern und dem Psychoduell eine ungeahnte Tiefe zu verleihen. Hierbei verlässt er sich augenscheinlich auf die unglaubliche Chemie und das überzeugende Schauspiel seiner beiden Hauptcharaktere, die dafür sorgen, dass der Funke ohne Probleme auf das Publikum überspringen kann.
Das wiederum ist auch notwendig, denn (abgesehen von der höchst innovativen Idee) bewegt sich der Thriller inhaltlich auf eher konventionellen (schon etwas ausgetretenen) Pfaden:
Ted Crawford (Anthony Hopkins) findet heraus, dass seine Ehefrau Jennifer ihn betrügt, lauert ihr nach einem dieser Schäferstündchen, in ihrem gemeinsamen Haus, auf und erschießt sie kaltblütig. Nach der Bluttat benachrichtigt er selbst die Polizei, lässt sich seelenruhig verhaften, verzichtet auf eine Verteidigung und unterschreibt ein Geständnis. Für den ehrgeizigen Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) soll Crawfords Fall der Letzte vor der Anstellung in einem großen privaten Konzern sein und dementsprechend schnell über die Bühne gehen. Doch schon bei ihren ersten beiden Aufeinandertreffen im Gerichtssaal und kurz darauf in einem Verhörzimmer der Polizei merkt Beachum, dass der alte Mann irgendetwas im Schilde führt und ihm immer zumindest einen Schritt voraus ist.
Ein atemloses Duell, das an vielen Stellen an eine Schachpartie erinnert, beginnt.
Sir Philip Anthony Hopkins, bekannt für sein intensives Spiel und seine überwältigende Ausdrucksfähigkeit, hauchte schon so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Dr. Abraham Van Helsing („Dracula“), Burt Munro („The worlds fastest Indian“) und Richard M. Nixon („Nixon“) Leben ein und sollte spätestens seit seiner oscarprämierten Rolle des Kannibalen Dr. Hannibal Lecter, in Jonathan Demmes Romanverfilmung „Das Schweigen der Lämmer“, jedem Filmfan ein Begriff sein.
Als seinen Kontrahenten bestimmte Regisseur Hoblit den „Shootingstar“ Ryan Gosling, der (mich persönlich) schon mit seiner überragenden Leistung in Marc Forsters „Stay“ begeistert hat und mit der Oscarnominierung für seine Rolle in dem Drama „Half Nelson“ seinen Ruf als ernstzunehmender Charakterdarsteller weiter festigen konnte.
Hier geht Gregory Hoblit einen ähnlichen Weg wie schon bei seinem Debüt „Zwielicht“, als er den Newcomer Edward Norton als Gegenpart von Richard Gere besetzte und zu schauspielerischen Höchstleistungen antrieb.
Diese beiden Mimen tragen den Film über weite Strecken allein und sorgen mit ihren eloquenten Rededuellen für so manchen cineastischen Höhepunkt.
Die beiden Darsteller harmonisieren so gut, dass man dem Film Längen und Ungereimtheiten (die durchaus vorhanden sind) sofort verzeiht beziehungsweise auf Grund der Geschwindigkeit der Wortgefechte oft gar nicht erst zur Kenntnis nimmt. Dies würde mit einer anderen (respektive schlechteren) Besetzung sicherlich nicht funktionieren und den Film somit zu einem durchschnittlichen Thriller degradieren.
Doch ich will die inszenatorische Qualität von „Das perfekte Verbrechen“ keinesfalls schlechter machen, als sie tatsächlich ist, denn auch in Sequenzen, in denen nur einer (oder auch keiner) der beiden Hauptdarsteller präsent ist, kann der Film durchaus überzeugen.
Die Suche nach der Tatwaffe und die schleppende Jagd nach der Wahrheit entpuppen sich als ebenso schweißtreibend und spannend wie die zahllosen kleinen Wendungen und Finten, die das Skript parat hält und die (glaubhafte) Entwicklung Beachums, vom arroganten und sich für unbezwingbar haltenden Aufsteiger zum „echten“ Anwalt mit Herz.
Zwei Mankos gibt es trotz allem Lob auch in diesem Film.
Erstens lässt es sich Gregory Hoblit nicht nehmen eine in weiten Teilen überflüssige Liebesgeschichte einzubauen, die nur in einigen wenigen Momenten (Zum Beispiel in der letzten gemeinsamen Szene von Ryan Gosling und seinem Love Object Rosamund Pike) wirklich überzeugen kann und zweitens präsentiert er die Auflösung seines Rätsels/Films eine Spur zu unmotiviert und offensichtlich.
Fazit.
„Das perfekte Verbrechen“ ist, mit einem Einspielergebnis von knapp 70 Millionen, ein guter Beweis dafür, dass heutzutage ein Film auch ohne Splatter, Geister und Fäkalhumor ein voller Erfolg werden kann.
Auch wenn das Ende etwas vorhersehbar daherkommt und nicht ganz mit dem Rest des Films mithalten kann und die Rahmenhandlung nicht gerade die Innovativitätsskala sprengt, hat mich der Film doch schwer beeindruckt und ist ohne Zweifel einen Kino- bzw. DVD-Abend wert.
Der, bis in die Nebenrollen perfekt besetzte, spannende Thriller trumpft nämlich mit einer hochwertigen Inszenierung, innovativen Ideen, einer soliden Umsetzung und vielen geschliffenen Dialogen auf.
Somit steht dem gepflegten Filmabend nichts mehr im Weg.
Nachsatz:
Die schönen perpetomobileähnlichen Objekte, mit den rollenden Glasmurmeln, wurden übrigens von dem Niederländischen Künstler Mark Bischof erdacht und stellen (passend zum Film) einen möglichst komplizierten, verwinkelten und aufwendigen Weg zu einem einfachen Ergebnis dar. Sozusagen ein Zeitvertreib, der einer umfangreichen Planung bedarf, aber außer ästhetisch auszusehen (und den Betrachter abzulenken) keinen wirklichen Zweck erfüllt.
Hopkins vs. Gosling
Gregory Hoblit, Regisseur des überaus spannenden (kammerspielartigen) Thrillers „Zwielicht“ („Primal Fear“) mit Richard Gere und Edward Norton, versucht mit dem Streifen „Das perfekte Verbrechen“ („Fracture“) erneut ein interessantes Psychoduell zwischen zwei höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten auf Zelluloid zu bannen und an den Erfolg seines (ähnlich gestrickten) Erstlingswerks anzuschließen.
Es bleibt nicht nur bei dem Versuch.
Unterstützt von Sir Anthony Hopkins und Ryan Gosling, vollbringt Hoblit das Kunstwerk den Spannungspegel seines Starvehikels „Das perfekte Verbrechen“ ohne vordergründige Action, über die Dauer von 112 Minuten, konstant auf einem ungewöhnlich hohen Niveau zu halten und versteht es weiters meisterhaft die knisternde (An-)Spannung zwischen den beiden Hauptcharakteren von Szene zu Szene zu steigern und dem Psychoduell eine ungeahnte Tiefe zu verleihen. Hierbei verlässt er sich augenscheinlich auf die unglaubliche Chemie und das überzeugende Schauspiel seiner beiden Hauptcharaktere, die dafür sorgen, dass der Funke ohne Probleme auf das Publikum überspringen kann.
Das wiederum ist auch notwendig, denn (abgesehen von der höchst innovativen Idee) bewegt sich der Thriller inhaltlich auf eher konventionellen (schon etwas ausgetretenen) Pfaden:
Ted Crawford (Anthony Hopkins) findet heraus, dass seine Ehefrau Jennifer ihn betrügt, lauert ihr nach einem dieser Schäferstündchen, in ihrem gemeinsamen Haus, auf und erschießt sie kaltblütig. Nach der Bluttat benachrichtigt er selbst die Polizei, lässt sich seelenruhig verhaften, verzichtet auf eine Verteidigung und unterschreibt ein Geständnis. Für den ehrgeizigen Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) soll Crawfords Fall der Letzte vor der Anstellung in einem großen privaten Konzern sein und dementsprechend schnell über die Bühne gehen. Doch schon bei ihren ersten beiden Aufeinandertreffen im Gerichtssaal und kurz darauf in einem Verhörzimmer der Polizei merkt Beachum, dass der alte Mann irgendetwas im Schilde führt und ihm immer zumindest einen Schritt voraus ist.
Ein atemloses Duell, das an vielen Stellen an eine Schachpartie erinnert, beginnt.
Sir Philip Anthony Hopkins, bekannt für sein intensives Spiel und seine überwältigende Ausdrucksfähigkeit, hauchte schon so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Dr. Abraham Van Helsing („Dracula“), Burt Munro („The worlds fastest Indian“) und Richard M. Nixon („Nixon“) Leben ein und sollte spätestens seit seiner oscarprämierten Rolle des Kannibalen Dr. Hannibal Lecter, in Jonathan Demmes Romanverfilmung „Das Schweigen der Lämmer“, jedem Filmfan ein Begriff sein.
Als seinen Kontrahenten bestimmte Regisseur Hoblit den „Shootingstar“ Ryan Gosling, der (mich persönlich) schon mit seiner überragenden Leistung in Marc Forsters „Stay“ begeistert hat und mit der Oscarnominierung für seine Rolle in dem Drama „Half Nelson“ seinen Ruf als ernstzunehmender Charakterdarsteller weiter festigen konnte.
Hier geht Gregory Hoblit einen ähnlichen Weg wie schon bei seinem Debüt „Zwielicht“, als er den Newcomer Edward Norton als Gegenpart von Richard Gere besetzte und zu schauspielerischen Höchstleistungen antrieb.
Diese beiden Mimen tragen den Film über weite Strecken allein und sorgen mit ihren eloquenten Rededuellen für so manchen cineastischen Höhepunkt.
Die beiden Darsteller harmonisieren so gut, dass man dem Film Längen und Ungereimtheiten (die durchaus vorhanden sind) sofort verzeiht beziehungsweise auf Grund der Geschwindigkeit der Wortgefechte oft gar nicht erst zur Kenntnis nimmt. Dies würde mit einer anderen (respektive schlechteren) Besetzung sicherlich nicht funktionieren und den Film somit zu einem durchschnittlichen Thriller degradieren.
Doch ich will die inszenatorische Qualität von „Das perfekte Verbrechen“ keinesfalls schlechter machen, als sie tatsächlich ist, denn auch in Sequenzen, in denen nur einer (oder auch keiner) der beiden Hauptdarsteller präsent ist, kann der Film durchaus überzeugen.
Die Suche nach der Tatwaffe und die schleppende Jagd nach der Wahrheit entpuppen sich als ebenso schweißtreibend und spannend wie die zahllosen kleinen Wendungen und Finten, die das Skript parat hält und die (glaubhafte) Entwicklung Beachums, vom arroganten und sich für unbezwingbar haltenden Aufsteiger zum „echten“ Anwalt mit Herz.
Zwei Mankos gibt es trotz allem Lob auch in diesem Film.
Erstens lässt es sich Gregory Hoblit nicht nehmen eine in weiten Teilen überflüssige Liebesgeschichte einzubauen, die nur in einigen wenigen Momenten (Zum Beispiel in der letzten gemeinsamen Szene von Ryan Gosling und seinem Love Object Rosamund Pike) wirklich überzeugen kann und zweitens präsentiert er die Auflösung seines Rätsels/Films eine Spur zu unmotiviert und offensichtlich.
Fazit.
„Das perfekte Verbrechen“ ist, mit einem Einspielergebnis von knapp 70 Millionen, ein guter Beweis dafür, dass heutzutage ein Film auch ohne Splatter, Geister und Fäkalhumor ein voller Erfolg werden kann.
Auch wenn das Ende etwas vorhersehbar daherkommt und nicht ganz mit dem Rest des Films mithalten kann und die Rahmenhandlung nicht gerade die Innovativitätsskala sprengt, hat mich der Film doch schwer beeindruckt und ist ohne Zweifel einen Kino- bzw. DVD-Abend wert.
Der, bis in die Nebenrollen perfekt besetzte, spannende Thriller trumpft nämlich mit einer hochwertigen Inszenierung, innovativen Ideen, einer soliden Umsetzung und vielen geschliffenen Dialogen auf.
Somit steht dem gepflegten Filmabend nichts mehr im Weg.
Nachsatz:
Die schönen perpetomobileähnlichen Objekte, mit den rollenden Glasmurmeln, wurden übrigens von dem Niederländischen Künstler Mark Bischof erdacht und stellen (passend zum Film) einen möglichst komplizierten, verwinkelten und aufwendigen Weg zu einem einfachen Ergebnis dar. Sozusagen ein Zeitvertreib, der einer umfangreichen Planung bedarf, aber außer ästhetisch auszusehen (und den Betrachter abzulenken) keinen wirklichen Zweck erfüllt.