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Alternative zum Referendariat?

Fiffi1984

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Servus allerseits.

Aus diversen anderen Diskussionen glaube ich mich erinnern zu können, dass einige von euch Lehrer sind bzw. es werden wollen. Ich habe (rein inhaltlich) zwar überhaupt nichts mit dem Thema zu tun, aber meine Freundin ist Referendarin an einer Förderschule.


Sie (bzw. wir) haben folgendes Problem: Sie macht es jetzt ein knappes Jahr und weiß nicht ob das was auf Dauer für sie ist. Die Noten stimmen zwar (meistens zwischen 1 und 2, einmal ne 3), Kollegen und die Rektorin halten auch viel von ihr, aber sie ist sich einfach nicht sicher. Sie will immer unbedingt 1a Unterricht machen, bekommt das aber zeitlich nicht hin, da sie gleichzeitig im Studienseminar so viel machen muss. Es ist echt heftig, sie hat teilweise eine 7-Tage-Woche mit jeweils 10 Stunden Arbeit oder mehr. Sie hockt jeden Tag nach der Schule am Schreibtisch, bereitet Unterricht vor, schreibt Förderpläne oder arbeitet an Unterrichtsbesuchen.

Dass das alles auf die Psyche und die Stimmung schlägt ist ja auch klar. Sie will den Schülern was Gutes tun, macht sich aber dabei kaputt und hat noch das Gefühl dass sie nicht genug macht.

Daher hab ich zwei Fragen an euch und würde mich über Ratschläge sehr freuen.

1. Ist zu erwarten dass der Druck nach dem Ref etwas sinkt, so dass man sich voll auf die Arbeit mit den Schülern konzentrieren kann? ich glaub die Arbeit an sich macht ihr Spaß, aber der ständige Druck von außen ist nichts für sie. Sie will ja auch was tun für ihren Job, aber eine 60-70 Stundenwoche ist einfach zu viel.

2. Falls das nicht so ist, was kann man mit einem L5-Studium und Deutsch als Fach sonst so machen? Habt ihr da Erfahrungen? Sie könnte sich auch vorstellen im erzieherischen Bereich oder in sozialen (Bildungs-) Einrichtungen zu arbeiten. Könnte man mit diesem Studiengang (Noten sind gut) in diesen Bereich reinkommen, oder braucht man einr reines sozialwissenschaftliches Studium?


Vielen Dank schonmal für eure Meinungen...

Tobi
 
Ich kenne zwar selbst niemanden persönlich, der im Referendariat ist, aber von Lehrern, die ja wohl alle mal Referendar waren, habe ich bisher auch immer gehört, dass das Referendariat die schlimmste Zeit während der Ausbildung zum Lehrer ist, eben wegen der ganzen Planung etc.

Mir wurde auch gesagt, dass der Druck dann dementsprechend nach der Referendariatszeit abfallen wird.
 
HateCrewDeathtroll am 18.06.2009 13:50 schrieb:
Ich kenne zwar selbst niemanden persönlich, der im Referendariat ist, aber von Lehrern, die ja wohl alle mal Referendar waren, habe ich bisher auch immer gehört, dass das Referendariat die schlimmste Zeit während der Ausbildung zum Lehrer ist, eben wegen der ganzen Planung etc.

Mir wurde auch gesagt, dass der Druck dann dementsprechend nach der Referendariatszeit abfallen wird.


Ich hab leider auch schon Gegenteiliges gehört, obwohl es ja schön wäre...
 
den einsatz deiner freundkin finde ich großartig. aber wenn sie nicht auf sich aufpasst dann hat sie auf absehbare zeit ein burnout-syndrom...und davon hat dann niemand mehr etwas...

sie sollte sich definitiv auszeiten gönnen...
 
Fiffi1984 am 18.06.2009 08:40 schrieb:
Daher hab ich zwei Fragen an euch und würde mich über Ratschläge sehr freuen.

1. Ist zu erwarten dass der Druck nach dem Ref etwas sinkt, so dass man sich voll auf die Arbeit mit den Schülern konzentrieren kann? ich glaub die Arbeit an sich macht ihr Spaß, aber der ständige Druck von außen ist nichts für sie. Sie will ja auch was tun für ihren Job, aber eine 60-70 Stundenwoche ist einfach zu viel.


Vielen Dank schonmal für eure Meinungen...

Tobi


Tag,

ich befinde mich gerade im Referendariat, hab aber noch nicht soviele eigenen Erfahrungen machen können.

Klar ist, der lehrerberuf hat viel Freiheit, was positiv, für einige aber auch negativ sein kann.

Auch nach dem Referendariat ist die Belastung natürlich nicht klein, aber anders als beispielsweise bei einem Schichtbetrieb hört man nicht auf, wenn die Ablösung kommt.
Man muss sich selbst Grenzen setzen, sich selbst (in hohem maß!) organisieren.

Um nach dem Referendariat derart tollen Unterricht zu machen, wie es sich die Ministerien, Ausbilder, Unis etc das vorstellen, reicht die Zeit schlicht nicht aus.

Da muss man dann hier und da Abstriche machen. Eine 60 -80 Stunden Woche ist in dem Job nicht machbar, nicht auf lange zeit.

Wer sich selbst keine grenzen setzen kann braucht denke ich Hilfe, beispielsweise von dir.
 
bigbaddaboom am 19.06.2009 11:28 schrieb:
den einsatz deiner freundkin finde ich großartig. aber wenn sie nicht auf sich aufpasst dann hat sie auf absehbare zeit ein burnout-syndrom...und davon hat dann niemand mehr etwas...

sie sollte sich definitiv auszeiten gönnen...


Genau, wirklich genau das sage ich ihr auch immer. Aber sie sagt dann dass es ihr so schwer fällt, weil das ja behinderte Kinder sind, und man die fördern müsste...Womit sie ja Recht hat, aber die Kinder haben ja, wie du richtig sagst, auch nix davon wenn sie in ein paar Jahren total fertig mit der Welt ist.

Deswegen ist jetzt für sie (und somit auch für mich) die entscheidende Frage ob sich das nach dem Referendariat bessert oder eben nicht. Falls nicht brauch sie einen anderen Job, befürchte ich.
 
Boesor am 19.06.2009 11:39 schrieb:
Fiffi1984 am 18.06.2009 08:40 schrieb:
Daher hab ich zwei Fragen an euch und würde mich über Ratschläge sehr freuen.

1. Ist zu erwarten dass der Druck nach dem Ref etwas sinkt, so dass man sich voll auf die Arbeit mit den Schülern konzentrieren kann? ich glaub die Arbeit an sich macht ihr Spaß, aber der ständige Druck von außen ist nichts für sie. Sie will ja auch was tun für ihren Job, aber eine 60-70 Stundenwoche ist einfach zu viel.


Vielen Dank schonmal für eure Meinungen...

Tobi


Tag,

ich befinde mich gerade im Referendariat, hab aber noch nicht soviele eigenen Erfahrungen machen können.

Klar ist, der lehrerberuf hat viel Freiheit, was positiv, für einige aber auch negativ sein kann.

Auch nach dem Referendariat ist die Belastung natürlich nicht klein, aber anders als beispielsweise bei einem Schichtbetrieb hört man nicht auf, wenn die Ablösung kommt.
Man muss sich selbst Grenzen setzen, sich selbst (in hohem maß!) organisieren.

Um nach dem Referendariat derart tollen Unterricht zu machen, wie es sich die Ministerien, Ausbilder, Unis etc das vorstellen, reicht die Zeit schlicht nicht aus.

Da muss man dann hier und da Abstriche machen. Eine 60 -80 Stunden Woche ist in dem Job nicht machbar, nicht auf lange zeit.

Wer sich selbst keine grenzen setzen kann braucht denke ich Hilfe, beispielsweise von dir.


Du hast in allen Punkten vollkommen recht! Wie oft komm ich abends, meistens so gegen 20:00, zu ihr an den Schreibtisch und frag wie's aussieht, ob sie nicht schluss machen will für heute und wir uns ne DVD einlegen oder irgendeinen Unsinn im TV gucken. Aber dann sagt sie mir "Warte, bin noch nicht fertig." und bleibt sitzen. Wenn ich dann energischer werde bekomme ich zu hören dass sie ja "morgen nicht so schlecht vorbereitet in den Unterricht gehen kann."

Du merkst, es ist nicht einfach... :)
 
dieses problem kenne ich aus eigener erfahrung nur zu gut. das referendariat ist der pure stress, das lässt sich leider nicht ändern. eine 70stunden-woche war auch bei mir völlig normal. ich denke, dass beinahe jeder ernsthaft mit dem gedanken spielt, den ganzen quatsch während des referendariats hinzuwerfen und etwas neues zu erlernen.

ich bin jetzt seit zwei jahren fertig aussgebildetet lehrerin und muss sagen, dass es mir inzwischen viel leichter fällt auch mal abzuschalten. natürlich ist das ein anstrengender beruf und man braucht auch sehr viel selbstdisziplin, um sich nicht von dem beruf auffressen zu lassen - aber es gibt auch immer wieder schöne erlebnisse, die mich darin bestätigen, den richtigen beruf ergriffen zu haben.

den einzigst sinnvollen tipp, den ich damals von meinem mentor bekommen habe, war, nicht nur für die schule zu leben. inzwischen schaffe ich es auch, völlig unvorbereitet (ich weiß dann nur, welches thema ich unterrichten möchte) in die klasse zu gehen. und das tolle ist: es merkt keiner! die stunden laufen teilweise besser, als die exakt durchgeplanten. denn kein schüler sieht nachher, wie lange man das arbeitsblatt erstellt, oder sich um diese oder jene fragenstellung den kopf zerbrochen hat.

fazit: es kann weniger stressig nach dem referendariat werden, wenn man sich das selbst zum ziel setzt und bereit ist, an sich zu arbeiten - sonst droht schnell der burn-out.
 
MnO2 am 21.06.2009 17:29 schrieb:
dieses problem kenne ich aus eigener erfahrung nur zu gut. das referendariat ist der pure stress, das lässt sich leider nicht ändern. eine 70stunden-woche war auch bei mir völlig normal. ich denke, dass beinahe jeder ernsthaft mit dem gedanken spielt, den ganzen quatsch während des referendariats hinzuwerfen und etwas neues zu erlernen.

ich bin jetzt seit zwei jahren fertig aussgebildetet lehrerin und muss sagen, dass es mir inzwischen viel leichter fällt auch mal abzuschalten. natürlich ist das ein anstrengender beruf und man braucht auch sehr viel selbstdisziplin, um sich nicht von dem beruf auffressen zu lassen - aber es gibt auch immer wieder schöne erlebnisse, die mich darin bestätigen, den richtigen beruf ergriffen zu haben.

den einzigst sinnvollen tipp, den ich damals von meinem mentor bekommen habe, war, nicht nur für die schule zu leben. inzwischen schaffe ich es auch, völlig unvorbereitet (ich weiß dann nur, welches thema ich unterrichten möchte) in die klasse zu gehen. und das tolle ist: es merkt keiner! die stunden laufen teilweise besser, als die exakt durchgeplanten. denn kein schüler sieht nachher, wie lange man das arbeitsblatt erstellt, oder sich um diese oder jene fragenstellung den kopf zerbrochen hat.

fazit: es kann weniger stressig nach dem referendariat werden, wenn man sich das selbst zum ziel setzt und bereit ist, an sich zu arbeiten - sonst droht schnell der burn-out.


Ja, so ähnlich hat ihre Mentorin es auch gesagt. Man soll sich nicht so verückt machen und auch noch für andere Dinge leben - aber das sagt sich so einfach. :) Man will ja, zumindest im Ref, nicht komplett "nackt" in den Unterricht gehen. Später, in der stärkeren Position als ausgebildeter Lehrer ist das schon eher drin, denk ich.

Sie hat jetzt auch endlich eine Idee für ihren UB nächste Woche und ist seitdem auch wieder etwas optimistischer. Grfällt mir wesentlich besser so. :)

Dein Ansatz des "spontanen" Unterrichts klingt gut. :) Also würdest du tendenziell sagen dass der Stress und vor allem der Leistungsdruck danach schon abnimmt?
 
ja, der stress und der leistungsdruck nehmen auf jeden fall ab! bei mir war der einsteig nach dem referendariat nochmal stressig (neue schule, neue schüler), aber nach 2 monaten weiß man in etwa wie es läuft und dann hat man das schlimmste garantiert hinter sich. insgesamt ist es wirklich ein schöner beruf.

noch ein tipp: auch im ref mal unvorbereitet in den unterricht zu gehen ist eine tolle erfahrung, da man lernt auf sich selbst und seine spontanität bzw. flexibilität zu vertrauen. einfach mal mit der mentorin darüber sprechen, die sind für so was im normalfall doch sehr offen. meine referendarin (die ich zur zeit ausbilde), hat das auch ausprobiert und ist begeistert davon, was sie alles kann...
 
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