Früher hießen alle Erweiterungen (ob nun groß oder klein) einfach Addon. Den Begriff DLC gab es in den 90er Jahren noch gar nicht. Egal ob es ein großes neues Gebiet war oder nur eine neue Klasse oder gar nur 1-2 neue Waffen. Der Begriff Addon sagt absolut nichts über die Größe der Erweiterung aus.
Aber die Vergangenheit erscheint einem irgendwie besser und "verklärt". Aber schon damals in den tiefsten 90er Jahren gab es auch schon diverse Firmen und schwarze Schafe, die einem Schrott und Kleinzeug als sogenanntes "Addon" angedreht haben. Das ganze war zwar nicht so verbreitet wie es heute der Fall ist (aber damals gab es auch nicht so eine unüberschaubare Flut an neuen Spielen) aber es gab damals schon beides (Hot oder Schrott um mal auf Hartz IV-TV-Level zu sprechen). Der Begriff Addon ist absolut kein Qualitätssiegel was den Umfang und die Qualität betrifft. Sie hießen Addon weil es diese nur irgendwie in physischer Form (halt auf Datenträgern) gab. Nicht als digitalen Download. Und es war halt Marketingsprech für eine Erweiterung. Wie groß und gehaltvoll sagt das absolut nicht aus.
Entweder befanden sich die Addons auf irgendwelchen Kauf-CD/Disc oder sie gab es als Boni auf diversen Zeitschriften-CDs mit drauf (wie damals auch die Patches, wo man auf Bugfixing teils deutlich länger warten mußte weil die Zeitschriften nur monatlich erschienen sind).
Heute nennt man Addon halt DLC weil 80-90% des Vertriebs der Spiele und Erweiterungen digital erfolgt und daher nur die Bezeichnung aus dem Grund geändert wurde. Das was damit bezeichnet wird ist das gleiche. Den Inhalt und Umfang der Erweiterung bestimmen Publisher und Entwickler. Die Bezeichnung DLC ist schlichtweg nur eine Anpassung an die modernen, rein digitalen Vertriebswege und ebenfalls kein Qualitätssiegel zu Umfang und Qualität.
Das ganze hat keinerlei Aussagekraft zu Umfang & Qualität der Daten die man nun eben auf digitalem Weg erhält. Z.B. gab es in Borderlands 1 insgesamt 4 große DLC von ordentlicher "Addon-Qualität" um bei Deiner Sprechweise zu bleiben, daß Addons ausschließlich größere Erweiterungen sind (was aber nicht pauschal stimmt). Bei Borderlands 2 gab/gibt es neben größeren DLC aber auch eine massige Zahl an Kleinst-DLC (Stichwort Skins) die man auf neudeutsch heute als Micros bezeichnet. Oder einfach eine neue Klasse die irgendwo auf einer Zwischenstufe zwischen Micro und DLC/Addon steht und je nachdem wieviel Geld gefordert wird das Geld wert ist oder eben auch nicht.
Ich würde persönlich pauschal nur zwischen Micros (Skins, Waffen, neue Klassen etc.) und "richtigen" DLC/Addons unterscheiden. Obwohl DLC/Addon auch erstere eigentlich mit beinhalten. Aber ich würde nicht zwischen den Begriffen DLC und Addon trennen, weil diese beide exakt das gleiche bezeichnen. Nämlich alle Erweiterungen für ein Spiel von Micros angefangen bis zur größten Erweiterung. Und auch bei "richtigen" DLC und Addons gibt es große Unterschiede vom Umfang und der Qualität her.
Wo hört z.B. bei Deiner Sprechweise ein DLC auf und fängt ein Addon an ? Bei 1 h zusätzlicher Spieldauer ? Bei 5, 10, 20 h ? Wieviele Quests muß eine Erweiterung umfassen um für Dich als Addon zu gelten ? Wie wertest Du die Qualität ? Abgesehen mal was Bugs betrifft ? Dem einen gefällt das neue Gebiet absolut nicht, der andere findet es mit Spocks Worten "faszinierend". Dem einen nerven die neuen Quests, der andere findet diese super. Was ist mit reinen MP-Erweiterungen wie z.B. GTA Online ? Der eine freut sich riesig darauf. Dem anderen stinken diese Addons an und er hätte lieber endlich eine SP-Storyerweiterung (ich z.B.). Aber darauf kann ich bei GTA V vergeblich warten.
Ich entscheide schlußendlich vom Gesamtpaket her ob mir die angebotenen Erweiterungen die Summe X wert sind. Das einzige was mich stört ist, wenn Firmen bewußt und auffällig Inhalte aus einem Spiel herausschneiden um diese dann später als zusätzliche Kaufinhalte nachzureichen. Bestes Beispiel Deus Ex Human Revolution. Oder wo Inhalte nur für die Super-Duper-Mega-CE-Edition erhältlich sind (AC 2). Oder man diverse DLC nachkaufen kann, bereits 50% davon aber bereits besitzt, aber trotzdem den Vollpreis für diese Erweiterung bezahlen muß so wie der der von dem DLC noch gar nichts besessen hat. (teilweise war das bei diversen AC-Teilen der Fall). Wo Ubisoft die DLC-Überschnitte so clever gestaltet hatte.
Der Begriff DLC hat bei den Gamern nur einen faden Beigeschmack bekommen, weil einige auch bekannte Firmen auf diesem Weg massiv Kleinsterweiterungen (die früher vergleichbar teils mit Patches gratis nachgereicht wurden) nun exzessiv zur Monetarisierung verkauft/vertrieben wurden. Insbesondere seit dem Börsengang der großen Publisher und dem Fokus auf die Aktionäre und deren Dividenden statt der Gamer ist diese Methodik stark im Anstieg begriffen.
Das wird aber dem Gesamtbild unter dem Strich nicht gerecht. Und die Kritiker vergessen schlichtweg, daß früher auch nicht alles Gold war was sich Addon geschimpft hat.
Es gibt aber eben heute auch einige Extrembeispiele für die Monetarisierungswut durch Erweiterungen. Wenn z.B. jetzt einige Spiele (war das z.B. Mortal Combat ? bin mir da nicht sicher) einen preislichen Umfang an DLC bieten der einfach bezüglich der Gesamtsumme einfach nur abartig hoch ist (irgendwo eine 4-stellige Summe für die ein Hardcoregamer vielleicht gerade mal einen gesamten PC kauft!) dann greife ich mir einfach an den Kopf. Aber auch ein Spiel wie der Trainsimulator+Jahreszahl hat eine so große Zahl an DLC/Addons und damit einen Gesamtpreis an Addons die einfach der Wahnsinn ist. Auch The Sims hat eine so große Zahl an (sich teils auch untereinander bedingenden Addons) daß es schlichtweg nicht mehr feierlich ist. Zumal mit jedem neuen Sims früher regulär im Hauptspiel vorhandene Features in zu bezahlende Addons ausgelagert wurden (Kleinkinder etc.). Aber es wird ja auch keiner gezwungen die ganzen DLC auch zu kaufen. Deswegen läuft das Spiel auch weiterhin. Verzicht zu üben ist häufig eben auch ein Weg.
Bei CDP bin ich mir sicher, daß die für Cyberpunk irgendwann einmal kommenden Erweiterungen auch eine entsprechende Größe und Qualität haben werden. Das haben sie bereits bei TW 3 eindrucksvoll bewiesen. Und ich sehe im Gegensatz zu anderen Firmen bei CDP momentan keine Gründe und Anzeichen, daß es bei Cyberpunk 2077 anders sein wird.
Und bei Cyberpunk bin ich auch bereit mir das Spiel auch mehrfach zu kaufen. Die Steamversion habe ich mir bereits vorbestellt. Aber ich greife auch zur Retail wenn es dann soweit ist. Und wenn ich (mit etwas Glück) noch irgendwie die CE-Retail zu einem vernünftigen Preis erwische (Mediamarkt, Saturn wo auch immer) hole ich mir diese Version. Denn so eine Firma wie CDP unterstütze ich gern.