Lieber Peter,
ich finde es gut, wenn Du (und auch andere Redakteure) auch mal eure subjektive Meinung durchblitzen lasst und so wie in diesem Fall auch eine Lanze für ein Spiel brecht.
Seltsam finde ich aber, dass Du eingangs sagst, dass der Vergleich zwischen Witcher und Elex unfair ist (unterschiedliche Manpower, finanzielle Möglichkeiten etc.) am Ende aber sagst, dass man handwerkliche Mängel durchaus ansprechen kann. Ich "darf" also keinen Vergleich mit Witcher anstrengen, aber dennoch Sachen kritisieren (die teilweise/größtenteils) in Witcher (3) besser gemacht werden? Beinhaltet das nicht auch irgendwo einen Vergleich?
Ich würde (nur für mich persönlich) das Pferd andersrum aufzäumen: Alle Jahre wieder erscheinen in einem Genre Spiele, die die Messlatte in einem oder vielen Bereichen so hoch legen, dass andere Spiele, die man danach spielt, immer "alt aussehen". So ist es bei mir und dem Witcher: Das Spiel hat für mich so viel richtig und wegweisend gemacht, dass es mir (leider) ein Stück Weit den Spaß an anderen Spielen dieses Genres geschmälert hat. Ich muss mir aber vor Augen führen, dass andere Spiele dadurch nicht schlecht werden. Auch Elex kann (mit allen Mängeln) ein gutes Spiel werden. Aber kann es diesen Grad an Rundheit von The Witcher erreichen? Für mich persönlich wohl nicht.
Dabei ist es erstmal egal, was die Ursachen hierfür sind. Unfair ist es, wenn ich nach dem Witcher erwarte, dass alle Spiele so sind...denn dieses Spiel ist herausragend, auch auf die nächste Zeit gesehen. Natürlich kann ich dabei auch vergleichen und handwerkliche Mängel ansprechen...die ich aber vielleicht gar nicht als solche gesehen hätte ohne den Witcher. Ob ich dann dabei berücksichtigen muss, warum Elex ist wie es ist könnte mir als reiner Konsument doch erstmal egal sein. Ich zahle einen Preis (der sicherlich ähnlich dem von The Witcher bei Release sein dürfte) und erhalte dafür ein Spiel, das wahrscheinlich in einigen Belangen hinter dem Referenzprodukt zurück ist.
Als Konsument, der sich ein paar Gedanken macht, werde ich jedoch auch erkennen, warum dies so ist und vielleicht auch gar nicht anders sein kann, weil die Grundvoraussetzungen andere sind. Unfair wäre es, wenn ich trotz dieser Kenntnis erwarten würde, dass beide gleichwertig wären...trotzdem würde ich Dir widersprechen und sogar sagen: Für denjenigen, der in einem Genre eine Referenz (vielleicht auch für verschiedene Facetten eines Spiels hat) ist der Vergleich mit dieser Referenz nicht unfair, sondern absolut geboten und zwar unabhängig davon, was die Ausgangslagen hinter beiden Spielen sind. Und für diejenigen, die nicht nur ihre Referenz in einem Genre spielen, wird auch ein nicht daran heranreichendes Spiel Spaß machen können.
Unfair würde ich es nur finden, wenn jeder erwarten würde, dass nach einem Genre Meilenstein alle Spiele danach auch so sein müssen.