Ich weiß nicht, ich stehe bei solchen Geschichten immer auf Seiten der Entwickler -- vielleicht auch, weil ich selbst einer bin. Ich kenne auch ein paar Leute, die sich mal in der Spieleindustrie probiert haben, und die Geschichten, die ich höre, sind immer die gleichen: Hoher Erwartungs- und Termindruck, 40-Stunden-Woche kann man vergessen, am besten gleich Iso-Matte mit ins Büro bringen, die Bezahlung der Devs ist häufig mies, dann kommen gerne mal die Löhne zu spät, weil die Chefs keinen Plan von Unternehmensleitung haben und -- vielleicht sogar, ohne das zu wollen -- eine Art von Manchester-Kapitalismus betreiben. Vielleicht sollte man tatsächlich mal eine Gewerkschaft für die IT-Branche anregen, denn die jungen Leute werden da zum Teil wirklich ausgebeutet. Eigentlich kann man das überhaupt nur als junger Mensch über sich ergehen lassen, wenn man keine Familie hat, für die Sache brennt und eine 60-Stunden-Woche absolut im Rahmen liegt.
Ich kann mich noch an den ersten Teil von "Red Dead Redemption" erinnern. Da standen irgendwann die Freundinnen und Ehefrauen vorm Firmengebäude und haben rebelliert, weil sie ihre Männer überhaupt nicht mehr sehen. Das hat mich beeindruckt. Ich hätte deshalb Verständnis für jede Verschiebung von "RDR 2". Auch der beste Entwickler macht nach 40 Wochenstunden, wenn die Konzentration nachläßt, mehr Fehler, als er noch Gutes bewirkt.