In einer historischen Simulation müßte man den Sklavenhandel berücksichtigen, da die Europäer in der Zeit vor PR die einheimische Bevölkerung in der Karibik so gut wie ausgerottet hatten und Europäer in dem Klima ungeeignete Arbeitskräfte waren wegen Malaria, Hitze, Sonne, etc. Ohne Afrikaner würde es auf den Inseln kaum Plantagen und für die Händler wenig Waren zu transportieren geben.
In einem Spiel kann man heutzutage schlecht den Sklavenhandel einbauen, wobei es nicht ausgeschlossen ist.
Ich finde nicht, dass man es "schlecht" einbauen kann. Man darf es dann nur nicht positiv darstellen bzw. sehr schmackhaft machen, z.B. indem Sklaven nur 1/10 dessen kosten, was normale Arbeiter kosten.
Solange es auch vermittelt wird, dass das nicht "schön" war, wäre es doch völlig okay, das WAR ja nun mal damals so. zb als Freibeuter Schiffe ausrauben war ja auch nicht schön und oft unmenschlich, wird aber eingebaut
Oder in einem Game, das in den 50er Jahren in D spielt, wäre es sogar völliger Käse, wenn die Männer sich NICHT so benehmen würden, dass man es heute als "frauenfeindlich" bezeichnen würde. Bis Ende der 50er durfte der Mann in D ja sogar noch entscheiden, ob die Frau arbeitet, und wenn er wollte, konnte er ihren Job einfach kündigen. Eigene Konten eröffnen durften Frauen ohne Genehmigung des Mannes erst seit Anfang der 60er. usw. Man sollte sich nur bemühen, dass dies dann eben als "das war ein Fehler" kommuniziert und nicht im Spiel als "super duper" dargestellt wird - egal ob es nun um Frauenrechte oder Sklaven oder sonstige Dinge geht, bei denen die Mehrheit der Gesellschaft heute der Meinung ist, dass es früher absolut scheiße war
Optimal wäre es, wenn man Sklaven so einbaut, dass sie billig sind, es aber auch die Unzufriedenheit steigert, es zu zB Aufständen oder Seuchenausbrüchen kommen kann, so dass Dinge zerstört und teuer wieder aufgebaut werden müssen und/oder man eine Weile lang so wenig Arbeitskraft hat, dass man finanziellen Schaden erleidet. Man könnte dem Spieler also klarmachen, dass es billig ist, aber auch Nachteile hat inklusive dem Faktor Unmenschlichkeit. ODER man kann auch dem Spieler optional gestatten, dass es zwar Sklaven sind, diese aber so gut wie normale Arbeiter behandelt werden. Sie bekommen dann immer noch weniger Lohn, dafür kosten aber die Unterkünfte und die Nahrung den Spieler einen gewissen Betrag, und die Sklaven arbeiten nicht so effektiv wie ausgebildete Arbeiter.
Bei Anno 1800 wurde btw in einigen Reviews genau FEHLEN von Sklaven bzw. das Nicht-Thematisieren der Sklaverei kritisiert. Denn damals waren Sklaven ja auch noch in vielen Bereichen gang und gäbe, ich glaub England und Portugal waren noch um die Jahrhundertwende 1800 herum ganz groß "im Geschäft" mit aus Afrika verschleppten Sklaven. Ich vermute, man fand die Sklaven dann nicht in den Städten des Festlandes (wobei die Arbeiter in den Fabriken teils auch nicht viel besser als Sklaven dastanden), sondern eher in den Kolonien. In Anno 1800 sind aber alles durch die Bank weg liebe und zufriedene einheimische Arbeiter - das wurde in einigen Reviews kritisiert. Ich finde da auch, dass man es zumindest hätte thematisieren können, aber zum "Guten" hin. zB indem man eine kleine Gesprächssequenz hat, bei der die Einwohner in den Kolonien beim ersten Kontakt zuerst Angst haben, dass auch sie versklavt werden oder man Sklaven als Arbeitskräfte mitbringt, aber der Spieler erklärt dann, dass er davon nichts hält, sondern die Würde aller Menschen respektiert und deswegen Arbeiter frei und fair einstellen will.