Zu technischen Problemen kann ich wenig sagen, ich selbst hatte ausser vielleicht 1-2 crashes in 25 Stunden keine, das scheint mir ok zu sein und liegt etwas im Durchschnitt anderer Spiele auch, aber das ist natuerlich System abhaengig. Ladezeiten sind fuer mich eigentlich auch nicht das grosse Problem als das es angepriesen wurde. Ich spiele auch erst seit dem Day1 Patch und von einer SSD, aber in dem Fall beschraenkt sich die initiale Ladezeit bei einer Mission auf ca. 40 Sekunden und alle anderen auf vielleicht um die 5 Sekunden. Ich finde es auch schade, dass es keine komplett zusammenhaengende Welt gibt (ahhh, EA und Frostbite, anderes Thema
), aber wirklich stoerend fand ich die Ladezeiten jetzt nicht.
Ich habe eher ein Problem mit einem sehr grundsaetzlichen Design Aspekt des Spiels, naemlich der extrem strickten Trennung zwischen den gameplay und der Erzaehlung, die sogar so weit geht, dass sich die Perspektive zwischen der Aussenwelt und Fort Tarsis aendert. Dies fuehrt dazu, dass ich fast denke ich spiele hier zwei Spiele nebeneinander her. Und ich spiele immerhin alleine. Ich kann mir nur vorstellen, wie uebel das sein muss, wenn man das ganze im koop mit Freunden koordinieren muss und so. Da hat BW mMn versucht etwas zusammen zu mischen, was nicht wirklich zusammen passt.
Und selbst als Einzelspieler wirkt Fort Tarsis echt merkwuerdig. Auf den ersten Blick erinnert es natuerlich an die Normandy oder Skyhold, allerdings hatten diese Orte viel mehr Bezug zur Spielwelt. Mit den Leuten auf der Normandy bin ich dann auch losgezogen auf Missionen. So habe ich viel mehr Bindung zu den Charakteren gehabt (mal abgesehen davon, dass ein Dialogsystem, dass den Namen auch verdient hat natuerlich auch hilft). Ich stimme hier mit dem Test ueberein, zumindest ein paar Dialoge, die dann zu Nebenquests fuehren waeren hilfreich gewesen. Hier fuehlt es sich an als schaute ich mir zwischen den Missionen ein Theaterstueck an, und zwar kein besonders gutes. Ich gehe naemlich nicht mit dem Test ueberein. Ich finde die Hauptstory eigentlich ganz gut, aber die Nebencharaktere (wie zum Beispiel den Typen mit seinem bescheuerten Safety Rules und die anderen die angesprochen werden) sind furchtbar. Hier scheint das (mMn schlechtere) neue BioWare durch, bei dem alle Charaktere hipp sein muessen und ihr eines Steckenpferd bekommen auf dem sie dann auf Teufel komm raus rumreiten, bis man vor lauter knrischen bald keine Zaehne mehr hat.
Das ist schade denn die Welt an sich ist wirklich toll. Diese Art von Technik-Fantasy hab ich so noch nirgends gesehen und - wie man erfaehrt, wenn man den Codex liest - sie ist in sich wieder sehr stimmig. Alles passt zusammen. Es gibt gute Erklaerungen warum die Dinge dort so sind wie sie sind und warum Sachen komplett anders funktionieren als bei uns. Zum Beispiel der im Test genannte leicht paradox anmutende Zustand mit den High Tech Anzuegen aber den alten Backstein Mauern und mittelalterlich anmutenden Maerkten. Das passt perfekt in diese Welt denn die "Technologie" hier ist eigentlich keine sondern eben die Magie der Anthem, welche die Leute handwerklich zu verwenden wissen um wunderliche Dinge wie die Javelins zu konstruieren. Computer zum Beispiel gibt es nicht aber dafuer teils telepathische super-intelligente Menschen, die eben auch durch die Magie veraendert wurden und jetzt fast wie menschliche Computer mit "telepatischem wifi" fungieren (was natuerlich auch wieder soziale Probleme mit sich bringt und und und). Das ist wirklich toll ausgedacht und hier scheint das alte BioWare durch, wie wir es aus Mass Effect 1 oder DA: Origins kennen und welches world building echt drauf hat.
Schade, dass dies durch diese Fragmentierung des Spiels und recht viele einfach echt seichte und bloede Charaktere ein bisschen unterminiert wird.
Das gameplay selbst ist mMn tatsaechlich ueber jeden Zweifel erhaben. Die Kombination aus Mobilitaet, Schusswaffen und Faehigkeiten, sowie die 4 echt unterschiedlichen Javelins bietet extrem viel Vielfaslt im Gameplay. Nach 25 Stunden und mit 3 Javelins bisher habe ich jetzt schon das Gefuehl, da kann man noch Stunden um Stunden experimentieren und Kombinationen testen bevor das langweilig wird. Mit dem Anzug in eine Gruppe Gegner zu fliegen, ein paar Nahkampfangriffe austeieln, dann nix wie weg, ein paar Faehigkeiten und Kombos ausloesen, neu positionieren, ein bisschen schiessen und so wieter, das macht einfach Freude. Und gameplay ist fuer so ein langfristig angelegtes Spiel ja eigentlich schon mal das wichtigste.
Die Welt selbst ist wie im Text geschrieben wirklich wunderschoen gestaltet und perfekt auf das fliegen ausgelegt, mit seiner vertikalen Struktur. Ich persoenlich mag auch das Erkunden nach Story Schnipseln, klar, ist jetzt nicht super spannend aber ich finde schonmal sehr schoen, dass man diese Sachen auch wirklich durch das eigene Erkunden findet. Endlich mal ist die Karte nicht mehr mit Fragezeichen zugepflastert sondern ich finde Dinge einfach in der Welt. Dafuer alleine gibt es von mir schonmal ein dickes Dankeschoen
, auch wenn man zugeben muss, dass man da ein bisschen coolere Sachen zum finden haette einbauen koennen. Dass man keine Wegpunkte setzen kann ist natuerlich echt bescheuert, aber ich hoffe mal, das wird bald nachgepatcht.
Zum Endgame kann ich nichts sagen, soweit bin ich noch nicht (und ist mir persoenlich auch nicht soooo wichtig). Ich finde aber ehrlich gesagt, wenn ich ca. 30 Stunden mit der Kampagne verbringen kann (klar geht's auch schneller, aber auch ein Mass Effect kann ich in 10 Stunden durch rushen wenn ich will, bringt's nur nicht), dann ist das doch eigentlich erst mal ein recht ordentlicher Umfang. Und dass das Endgame von diesen GaaS Looter Shootern erst mit der Zeit kommt ist ja irgendwie praktisch schon Genre Standard (gibt es denn einen einzigen LS, der das von Anfang an hatte). Klar, sowas ist einfach nur eine Ausrede, aber da muessen sich die Kunden, die das Zeug dann trotzdem kaufen nicht wundern, wenn sich sowas dann auch einbuergert.
Die Benutzerfuehrung ist echt ganz grosser Mist. Die Menues sind schlimmer als bei Andromeda (das muss man erstmal schaffen) und der Artikel hat recht, die Beschreibungen der Items sind manchmal schon sehr konfus. Da muss noch was passieren.
Mittel- bis Langfristig muss man sehen, wie BioWare sich schlaegt, wie die Content Updates aussehen und wie gut auf technischer und quality-of-life Seite gepatcht wird. Der Grundstein ist mMn aber gelegt und hat viel Potential und auch der Content der bisher drin ist ist mMn eigentlich ziemlich gut und auf jeden Fall besser, als das was ich im Vorfeld und nach der Demo erwartet hatte.