Tesla ist zurückgerudert. Es gibt noch kein selbst fahrendes Auto. Auch nicht von Tesla. Nach 2 (bislang bekannten) Unfällen mit Toten (Lkw übersehen und fahren in den Gegenverkehr) hat Tesla selbst gesagt es ist nur ein "Assist" der verbaut ist und kein "ich laß mich mal eben ohne auf die Straße/Verkehr zu achten durch die Gegend kutschieren". Einer der tödlich verunglückten Tesla-"Fahrer" hatte ja beim Unfall bequem auf der Rückbank gelümmelt und Zeitung gelesen. Auch Apple ist beim Überlegen, ob sie den Plan eines eigenen Autos ad acta legen.
Ich halte das vollautomatische Fahren momentan für eine der größten kommenden Gefahren im Straßenverkehr überhaupt. Weil sich die Leute wie bereits jetzt schon bei den verbauten Assistenzsystemen und Navis zu sehr auf diese Systeme verlassen. Und dann wenn es soweit ist gibt es eine imho extrem brisante Mischung aus einem großen Anteil 100% pilotiertem Fahrern und einem ebenso großem Anteil von konventionellen Pkw von anderen Verkehrsteilnehmern mit unterschiedlichem Ausstattungsgraden an Assistenzsystemen (von ohne bis hin zu 100% allen passiven Assistenzsystemen oder teilpilotierten Ausstattungsgraden (Spurhalteassi, Autobahnassi u.s.w.). Abgesehen mal davon, daß einige diese auch (teil-)deaktivieren. Weil die Systeme das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer im Gegensatz zu Menschen nicht einschätzen können.
Und was ist mit dem Fahren überhaupt ? Die Systeme stützen sich ja auf Navidaten. Und wie genau und korrekt die sind weiß wohl jeder der ein Navi besitzt und viel fährt. Die Verläßlichkeit ist eben da nicht wirklich gegeben. Selbst bei einem regelmäßigen Kartenupdate werden stellenweise Fehler in der Streckenführung jahrelang mit übertragen (Beispiel aus einer Kreuzung wurde ein Kreisverkehr aber das Navi zeigt weiterhin immer nur die Kreuzung an. Oder es gibt eine Umgehungsstraße die für das Navi einfach nicht existent ist, obwohl es diese Strecke schon seit 1-2 Jahren gibt, dann (viel gefährlicher) Änderungen von Vorfahrtsregeln oder Änderungen von regulären Straßen in Einbahnstraßen oder nach Straßenumbau die Drehung einer Einbahnstraße in die Gegenrichtung. u.s.w.u.s.f.
Z.B. auf der Autobahn kann ich anhand des vor mir fahrenden Verkehrsteilnehmers nach einigen km schon dessen Reaktionen vorab in sehr vielen Fällen erahnen (Trefferquote würde ich auf rund 95% setzen). Ein automatisches System kann das eben nicht. Es kann nur anhand von ki-Routinen diverse Regularien einberechnen. Aber nicht das "unberechenbare" von einigen Verkehrsteilnehmern (Stichwort: Spurwechsel ohne zu Blinken, unmotivierte Überholmanöver u.s.w.
Was ist dann im späteren Verlauf im Alter mit solchen Systemen (Pkw 10 oder 15 Jahre alt), wenn diese z.B. mit einem Schlag versagen und man bequem auf der Rücksitzbank pennt wie der eine Tesla-Fahrer bei einem der beiden tödlichen Unfälle ? Bei Flugzeugen gibt es mindestens 2 oder 3 Backupsysteme je nach Dringlichkeit/Gewichtung für die Sicherheit. Außerdem haben Flugzeuge mit Dingen wie A, B, C und D-Checks tiefgreifendere "Inspektionen" als es eine Autowerkstatt bei einem Pkw jemals macht. Wie schwer müßte dann der Pkw werden wenn die wichtigen Verkehrsassistenten 2 bis 3 mal verbaut sind ? Dann sind wir wieder bei dem Thema Effizenz. Dann wiegt der Bock statt leichter zu werden wieder 100 oder 200 kg mehr.
Hier wird imho viel zu schnell versucht die Verantwortlichkeit des Fahrers auf irgendwelche automatischen Systeme abzuwälzen, die der Lage nach meiner Meinung bei weitem noch nicht gewachsen sind und wo imho auch nicht klar ist ob und wenn ja wann hier eine wirklich 100%ige Verläßlichkeit solcher Assistenten gegeben sein wird.
Das ist genauso wie Navi, Spurhalteassistenten, ToteWinkel-Assistenten u.s.w. Viele Autofahrer verlassen sich blind auf deren Anweisungen (insbesondere auch ältere) und dann kommt es zu gefährlichen, teils tödlichen Verkehrssituationen. Stichwort beim Navi: Bitte sofort wenden! Und der Fahrer setzt das ohne Nachzudenken in dem Moment um, egal ob Verkehr, Streckenführung etc. pp mit diesem Befehl überhaupt Konform gehen.
Das fängt doch schon bei einigen Autofahrern an die unfähig sind, den Sinn und die Lage einzuschätzen, wann man denn die Nebelschlußleuchte nutzen sollte. Manche fahren damit bei besten Sichtverhältnissen eingeschaltet herum. Ganz zu schweigen von der Nutzung der Scheinwerfenhöhenregulierung oder der Scheinwerfereinstellung überhaupt. Da sehe ich bezüglich dem automatischen Fahren echt dunkelschwarz.
Imho ist ein System als zusätzliche Informationsquelle (Beispiel Totwinkelassistent oder Verkehrszeichenassistent) durchaus gut. Aber niemals als alleiniger Beherrscher. Das wäre viel zu gefährlich in meinen Augen. Die Entscheidung sollte immer beim Fahrer bleiben.
Das nächste ist ja das Ethikproblem: Was tut das System wenn ein Unfall nach dessen Einschätzung "unvermeidlich" ist ? Fährt es mit dem Autofahrer mal als plakatives Beispiel gegen den Baum oder fährt es lieber in eine Menschengruppe oder Familie mit Kind rein ? Oder wäre ein Autofahrer vielleicht selbst doch noch in der Lage eine andere Lösung zu finden um beides zu vermeiden ? Weil er eine komplett unorthodoxe Lösung findet, die das System nicht einberechnet (weil ein Computer halt schlichtweg nur ein Computer ist) ? Denn z.B. schon der Verkehrszeichenassistent hat diverse"Aussetzer". Zeigt teilweise zu hohe Tempi an, teilweise zu niedrige. Dann richtet sich das vollautomatische System danach und ich bekomme ein Knöllchen. Obwohl ich den Wagen nicht aktiv gesteuert habe.
Und wenn es dann irgendwann vielleicht mit diesen Systemen doch funktionieren sollte (was ich bezüglich einer 100%igen Verläßlichkeit immer noch bezweifle) und alle VT automatisch fahren: Woher kommen dann die Einnahmen für die Bußgeldstellen ? Der nächste Punkt.
Dann werden Tempoblitzer, Rotlichtblitzer, Falschparker etc. pp. schlichtweg der Vergangenheit angehören. Und die Kommunen die mit diesen Einnahmen fest im Haushaltsbudget planen haben noch größere Geldnöte als jetzt schon (wobei ich in den letzten Jahren nur 1 x dazu beigetragen habe. 20 EUR für 12 km/h zu viel auf der Autobahn)
Hersteller von Blitzgeräten gehen pleite (würde mich nicht stören, aber wäre für den Arbeitsmarkt negativ). Abgesehen auch einmal davon, daß den Werkstätten Gelder aus den Unfallreparaturen entgehen würden (im Idealfall eines 100%ig automatischen und verläßlichen Verkehrs). Und diese sind eine lukrative Einnahmequelle.
Und was ist dann mit dem Thema Versicherungen für das Fahrzeug (Haftpflicht/Kasko) ? Wer bezahlt schlußendlich wenn es zu einem Unfall kommt weil eines der Systeme versagt hat (bei einem Auto ohne Möglichkeit eines manuellen Eingriffs durch den Passagier; Fahrer ist man dann ja nicht mehr) ? Haftet dann der Hersteller dafür ? Denn der Pkw-Fahrer hat denn Unfall selbst ja nicht verursacht und konnte ihn ja nicht vermeiden ? Das wäre für mich zumindestens die logische und faire Konsequenz bei dem technischen Stand. Und was ist wenn ich mich z.B. mit 2 Promille intus von meinem Auto nach Hause pilotieren lasse ? Führerschein und Bußgeld könnten die mir da ja nicht aufbrummen. Ich fahre nicht sondern lasse mich fahren.
Oder wenn das vollautomatische Fahren angeblich zu 100% sicher ist: Braucht man überhaupt selbst noch eine Versicherung für sein Auto ? Abgesehen mal von einer Teilkasko wegen Diebstahl ? Eventuell maximal eine Grunddeckung in der Haftpflicht, falls die Kiste geparkt abfackeln sollte und es zu Folgeschäden an Fremdeigentum (Beispiel Garage oder daneben geparktes, fremdes Fahrzeug) kommt ?
Wobei wir da wieder bei dem vorangegangenen Punkt sind: Müßte da nicht auch eher der Hersteller oder die Servicewerkstatt die die Inspektionen durchgeführt hat haften, sofern man als Besitzer selbst an der Elektronik nichts manipuliert/modifiziert hat ?
Diese kommenden Szenarien werfen für meinen Geschmack immer noch zu viele große Unsicherheiten und Fragen auf.