Meinetwegen ist es ja vielleicht normal oder nachvollziehbar, wenn ein Publisher die Reißleine zieht. Trotzdem bleibt der Nachgeschmack mehr als fade und so ein Debakel ist natürlich nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Geschäftsmodelle aus den 90ern heute so nicht mehr funktionieren.
Niemand von uns weiss, ob das Gezanke der "Kreativen" im Hintergrund vielleicht dazu geführt hat, dass es seit dem Teaser kaum Fortschritte gab und der Code möglicherweise ein einziger Haufen Müll ist, den man mit vertretbarem Aufwand niemals zu einem Million-Seller hätte fertig entwickeln können. Dann ist das Ende mit Schrecken sicher der einzig sinnvolle Weg, wenn man nicht in ein paar Monaten, immer noch mit nichts Verwertbarem in der Hand, zahlungsunfähig werden will.
Noch schlimmer als das Projekt per hartem Schnitt zu beenden wäre es für Konami wahrscheinlich geworden, ein vorab mega-gehyptes Spiel auf den Markt zu werfen, das kompletter Schrott ist - schlimmstenfalls noch mit unendlicher Verspätung.
So nachvollziehbar die Einstellung also aus kaufmännischer Sicht sein mag, so peinlich ist das Licht, das dabei auf Konamis (offenbar völlig fehlendes) Projektmanagement geworfen wird. Wenn man so ein drastisches Mittel wählen muss, um seine bevorstehende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, ist das auch automatisch eine Entscheidung für ein Sterben auf Raten.
Denn offenbar gehört Konami damit in die Riege der Publisher, die sich Experimente nicht mehr leisten können, bei denen aber das vorhandene Portfolio wohl auch nicht mehr ausreicht, um ohne mutige Veränderungen überleben zu können - PES allein zieht die Karre ohne ordentliche Lizenzen niemals aus dem Dreck, die Zukunft von MGS ist ungewiss und der Rest des Line-ups sind entweder "Nischenprodukte" oder befinden sich ebenfalls schon auf dem Abstellgleis.
Und damit wird klar, dass wir uns in Zukunft noch von weiteren "großen" Namen der Softwareindustrie verabschieden dürfen, wenn die "Marktbereinigung" so weiter geht wie zuletzt. Schade einerseits - andererseits tut sich im Schatten der letzten verbleibenden Dinosaurier, die sich schon aus Prinzip keine Risiken leisten und nur noch Neuaufgüsse verscherbeln, auch Platz für neue Chancen auf, für neue Entwickler und neue "Ökosysteme".
So geht nun mal Evolution in einer sich verändernden Welt.