Ich hänge mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, daß ein WoW-, oder Warcraft-Film mit Sam Raimi gar nicht gut werden KANN!
Warum? Schauen wir uns doch zuerst mal die Filmographie des Künstlers an, wobei ich hier nur Filme wiedergebe, die ich auch selber kenne):
-TdT 1 (darf man wahrscheinlich gar nicht ausschreiben, den bösen Film, den): Für einen "Amateur" ein Achtungserfolg, objektiv betrachtet jedoch reptitiv, wenig originell mit einer unausgegorenen Geschichte und trotz teilw. derbem Splatter irgendwie langweilig
-TdT 2 = Remake von Teil 1 mit höherem Budget. Einzig und allein Bruce Campell rettet den Film vor der völligen Sinnlosigkeit
-Darkman: Muß man dazu wirklich noch Worte verlieren? Wer dieses Machwerk bisher nicht gesehen hat, soll bitte auch weiterhin die Hände davon lassen.
-Armee der Finsternis: Ok, der statistische Ausrutscher. Guter, spaßiger Film, der mir aber oft schon zu albern ist.
-Schneller als der Tod: Ebenfalls kein schlechter Film, der aber an einigen Plotlöchern krankt und dem man zudem schmerzlich anmerkt, daß da wesentlich mehr drinnen gewesen wäre.
-The Gift: Gott! Der zigtausendste Aufguß des selben Themas. Langweilig, vorhersehbar, unnötig.
-Spider-Man 1: Nach der guten ersten halben Stunde hat Raimi nichts unversucht gelassen, um die Comic-Fans zu vergraulen, und auch die Nicht-Fans mit einer vor Pathos tropfenden, banalen und schlecht durchdachten Handlung auf Bodenniveau unruhig in den Sitzen rutschen zu lassen. Der Humor war unterstes Kaliber und sogar nachweislich talentierte Schauspieler wie Tobey Maguire (übrigens in allen drei Filmen) und Willem Dafoe haben die Ausstrahlung eines Holzklotzes. Diesem Film kann man nur zu Gute halten, daß er sich relativ nahe an den Comics (wenn auch Ultimate) orientiert.
-Spider-Man 2: Um Gottes Willen! Ich hatte ja gehofft, daß es besser wird, aber das Gegenteil war der Fall! Gähnende Langeweile, von einem Plot kann man vor lauter Löchern ja schon gar nicht mehr reden, haarsträubende Einfälle (wie z.B. die offene Kernfusion im Loft!!!), kurz: in jeder Beziehung schlecht.
-Spider-Man 3: Da habe ich zugegbenermaßen nur die letzte halbe Stunde gesehen. Außer einem völlig übertriebenen Effektgewitter gelten da aber die selben Kritikpunkte, wie für die ersten beiden.
-M.A.N.T.I.S.: Kennt die Serie überhaupt jemand? Wahrscheinlich nicht, weil sie mittlerweile zu Recht in den Giftschränken der Sendeanstalten unter Verschluß ist. Habe damals ziemlich schnell das Handtuch geworfen. Ich frage mich ernsthaft, wie man solch ein Konzept greenlighten kann. Das muß man doch sehen, daß das Müll ist. Absoluter Mist!
-Hercules, Xena, Cleopatra 2525, Legend of the Seeker: Davon habe ich jeweils nur ein paar Folgen gesehen. Und das hat genügt. Wenn das die Vorstellung Raimis von Fantasy ist, na dann gute Nacht. Seeker ist ja sogar so schlecht, daß Terry Goodkind und der Verlag darauf gedrängt haben, jede Verbindung zum "Schwert der Wahrheit" zu entfernen. Denn die Serie ist ja eigentlich eine Verfilmung der Romanreihe.
-American Gothic: Hatte ich als ganz gut in Erinnnerung. Habe es aber neulich nach 14 Jahren wieder mal geschaut und mußte meine Meinung revidieren. Wirre Geschichten, die ohne Sinn vor sich hin mäandrieren und die einzig und allein Gary Cole vor einem totalen Ausfall rettet.
Ich möcht damit nicht sagen, daß er keine erfolgreichen Filme machen kann. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum: Kann Sam Raimi einen guten WoW/Warcraft-Film machen? Ich sage nein. Die Gründe habe ich oben bereits angegeben. Wie viele Regisseure wird auch er sich einen Dreck darum scheren, was die offizielle Geschichte ist und sich selber massiv einbringen um es zu verbessern, für das Kino aufzubereiten und auch Leuten zugänglich zu machen, die von Warcraft keine Ahnung haben, oder sonst einen Blödsinn, der die Tatsache bemänteln soll, daß er alles über den Haufen schmeißt und das macht, was er toll findet (s. Spider-Man, Hercules, Seeker). Und wer jetzt kommt und sagt, er schreibt ja gar nicht das Drehbuch, dem halte ich entgegen: Raimi hat bisher als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent gewirkt und wird sich mit Sicherheit auch für dieses Projekt wieder einen Prouzentenplatz gesichert haben. Mit dieser Doppelbesetzung hat er ganz entscheiden Einfluß auf jeden Aspekt des Films. Weiterhin habe ich eine enorme Angst, infantilen Humor im Film wiederzufinden, da der Film ja höchstwahrscheinlich maximal PG-13 werden wird. Man kann natürlich argumentieren, daß sich Blizzard in dieser Hinsicht ja schon selber ins Bein geschossen hat, aber muß man denn ausgerechnet die schlechten Aspekte auf der Leinwand aufblasen? Bei Raimi gehe ich davon aus. Ein weiterer Knackpunkt wird die Geschichte sein. Was wollen sie machen? Den ersten Ork-Krieg verfilmen? Oder gleich Warcraft I-III um dann im Sequel direkt in WoW einsteigen zu können? Ich befürchte, daß man sich zu viel an Geschichte vornehmen wird. Andererseits ist ein zu wenig auch langweilig. Wer will schon nach 20 Jahren endlich einen Warcraft-Film sehen und es geht nur um eine Familie, die im Wald und eher zufällig in Azeroth lebt, wo man außer ein paar Namen nichts aus den Spielen wiederfindet. Das wird ein schwieriger Balanceakt. Und auch das traue ich Raimi nicht zu.
Als letztes möchte ich noch auf einen weiteren wichtigen Punkt hinweisen, der allen, die sich auf den Film freuen, Schauer über den Rücken jagen sollte: Blizzard! Blizzard hat in der Vergangenheit bewiesen, daß es ihnen sch...egal ist, was mit ihren Marken außerhalb des Spielesektors passiert. Ich habe mal vor Jahren ein Interview mit, ich glaube, Bill Roper gelesen, in dem es über die kommenden Romane ging. Er sagte da etwas von enger Zusammenarbeit mit den Autoren und strenger Qualitätskontrolle und wahrscheinlich noch ein paar andere Sachen. Was dabei herausgekommen ist, kann ja jeder sehen. Es ist schon traurig, wenn sich die Übersetzer bei Dino/Panini hinsetzen, und erstmal die inhaltlichen Fehler aus dem US-Roman korrigieren müssen. Wie das bei den neueren Romanen ist, weiß ich nicht, habe ich noch nicht gelesen. Ich denke mal, daß Blizzard auch beim Kinofilm lediglich die Hand aufhält. Solange die ihren Schnitt machen, ist alles in Ordnung. Ist natürlich vom marktwirtschaftlichen her richtig, aber kurzfristig gedacht. Ein schlechter Film wirft ein schlechtes Licht auf's Spiel und bedeutet kein Sequel = entgangene Einnahmen. Aber das führt jetzt zu weit.
Zusammengefaßt halte ich nicht viel Raimis Arbeit und schlage als Regisseur daher Zack Snyder vor. Er hat bereits bewiesen, daß er traumhafte Adaptionen hinbekommt und sich daher wohl auch hier an die bekannte Geschichte halten wird. Die Filme waren außerdem stilsicher und auch kommerziell erfolgreich (bei Watchmen war der Gewinn im Kino zwar nicht soo groß, aber man muß bedenken, daß der Film "R" war!). Am Besten in Zusammenarbeit mit dem Blizzard Cinematics-Team. Ich denke nämlich, daß es die bessere Entscheidung ist, den Film am Computer zu realisieren, und nicht als Realfilm, obwohl mir das, wenn das Ergebnis gut ist, eigentlich relativ egal ist.
Das Thema Spielverfilmung ist eben immer noch ein sehr heikles, da es, und hier möchte ich versuchen den Streit zwischen Enisra und kirk1h zu schlichten, zwar ein paar gute Filme ZU Spielen gibt, aber eben bisher nur eine gute VERfilmung. Da haben beide Recht, reden aber vielleicht aneinander vorbei. Ich mag die RE-Filme sehr, soagr 3 und 4, sie haben aber mit der Geschichte der Spiele nur äußert peripher zu tun. Und so etwas möchte ich eben in Zukunft möglichst nicht mehr.