lol - nicht schlecht, was Kollege Burtchen da loslässt, aber es gibt auch andere Tagesabläufe:
09:00 Nachdem die Kinder in Schule und Kindergarten verbracht, die Frau im Aufzug geküsst wurde (praktisch, wenn die Gattin ebenfalls im Verlag arbeitet) und die erste Tasse Kaffee in der Hand liegt (schwarz, ohne Milch und Zucker), geht's an den PC. - Outlook starten, Excel starten - das von Burtchen "gefürchtete" Artikelfahrplandokument aktualisieren.
09:37 Kollege Burtchen (der mir gegenüber sitzt) bringt im Sekundentakt interessante, teils abgefahrene ("und wenn wir bei C&C3 mit einer 3-achsigen-Diagramm-Phalanx, die sich als Koeffizient, usw." - ja so ist er, unser Burchen) Ideen an den Tag. Mir bleibt nur die Flucht in die Kopfhörerabschottung - denn Dirk G. möchte pronto den aktuellen Stand der Heftproduktion haben.
09:39 Trainee Felix H. erscheint, mit Notizblock und Kugelschreiber in der Hand, neben mir, sieht, dass ich den Kopfhörer aufhabe, bleibt brav stehen und wartet. Ok, also Dirks Anfrage erst mal liegen lassen und Felix versorgen, sonst steht der Gute noch bis Mittag da.
10:00 Erneut versuche ich, Dirks Anliegen sowie die zirka über Nacht eingetrudelten 250 Mails abzuarbeiten, als mir Kollege Haake, der mir schräg gegenüber sitzt, erst mal vom gestrigen Fußballspiel "B'ussia gegen München" erzählen muss. Ok, also Dirks Anfrage erst mal liegen lassen und Oliver zuhören.
10:15 Gut, schon 20 Mails abgearbeitet, der Kaffee steht inzwischen abgekühlt und verloren neben mir. Das Telefon klingelt - Layouter Phil ist dran: "Sche-tefan, ich hab mal mit dem Poster für die Extended angefangen, da passt aber was nicht, kannst du mal kurz rüberkommen?" "Klar, komme gleich." Beim Aufstehen erscheint Trainee Daniel "Du Stefan, wegen des Tipps-Artikels bräuchte ich noch ein paar Infos." - "Warte kurz, bin im Layout", sage ich.
11:30 Phil und Daniel sind versorgt, Dirks Anfrage erledigt, der Artikelfahrplan aktualisiert und die Kollegen, die ihre Eintragungen vergessen haben, gescholten. Endlich kann ich mich meinem eigenen Artikel, einer zweiseitigen Vorschau zu Ancient Wars: Sparta widmen, als "Hey Stefan, ich brauch dich mal dringend für eine kurze Besprechung" Dirk mich ins Chefredbüro zitiert.
12:00 Besprechung vorbei, geschwind ins Gamelab gespurtet, um Sparta zu spielen - verdammt, alle Rechner sind schon belegt - ok na gut, dann eben erst mal die inzwischen neu eingetroffenen 80 Mails anschauen.
13:00 Die meisten Kollegen sind in der Mittagspause, das ist die Gelegenheit, sich schnell ins Gamelab zu hocken. "Stefan, ich brauch dich mal, bei meinem Excel stimmt irgendwas nicht", tönt es ais dem Lektorats-Büro. Ok, vergessen wir erst mal Sparta.
Den Bereich von 13:00 bis 18:30 überspringen wir einfach, denn er ist ähnlich gemünzt. Nachdem mich U-Bahn und Bus nach Hause verfrachtet haben, die Kinder ins Bettt gebracht sind, setze ich mich kurz nach den Abendnachrichten ins Heim-Office, installiere Sparta und spiele in aller Ruhe vor mich hin. Sogar den Text bekomme ich in der Rohform schon gut hin.
Als ich ins Bett gehe, zeigt der Wecker 01:10 - "Mist, noch sechs Stunden, dann ist die Nacht schon wieder vorbei."
Noch Fragen?
Fest steht: Es ist und bleibt für mich der geilste Beruf der Welt! Ich muss es wissen, denn ich bin seit 1995 als freier Mitarbeiter, seit 2000 als fest Angestellter dabei. Habe zwar inzwischen fast alle Haupthaare verloren und poltere des Öfteren lautstark durch den Verlag, weil ich mich wieder über etwas aufgeregt habe - aber, und das ist das Wichtigste. In diesem Verlag zu arbeiten, ist etwas ganz Eigenes und immer wieder Motivierendes.
In diesem Sinne eine gute Nacht wünscht
Stefan W.