Wenn man teilweise die Gespräche von echten MMORPG-Freaks belauscht, dann frage ich mich eher ob die eine oder andere Figur nicht komplett in ihrer "fremden Welt" versunken ist, und das biologisch noch halbwegs lebende, bärtige, sich kaum um die Körperhygiene kümmernde Individuum der kümmerliche Rest einer schlimmen und langjährigen Drogenkarriere ist. Angefixt und abgestempelt fühlt sich Person ABC a.k.a "Gildorf The Furious Knight" nur noch in der Gesellschaft von skurillen Zwergen, Zauberern, Paladinen oder Gentechzombies wohl. Statt Leben und Liebe dominieren nur die Faktoren "Farmen" und "Leveln" große Teile der Existenz. Ich rede hier nicht vom WoW-Normalo, der vielleicht pro Tag 2 Stunden WoW konsumiert, sondern eher vom fast schon fanatischen Freak, vom Klischee der spielerischen Subkultur.
Diese Figuren, besonders wenn man selbst welche kennt, sind lebende Warnschilder für jeden Menschen, der ebenfalls gerne mal in die Welt von WoW und Co eintauchen möchte. Ich stehe Konzepten wie WoW, Second Life und Co eher kritisch gegenüber, weil mir absolut der Identifikationsfaktor mit Figuren, Umgebungen und Spielinhalten fehlt. Ich kein toller Ritter, kein Legolas-Verschnitt, kein Futureheld der in einer düsteren Zukunftskulisse gegen entstellte Gegner kämpft und seinen Lebensunterhalt zusammenfarmt. Auch bin ich kein Jünger der Inhalte des Second Lifes. Ich brauche keine virtuellen Schuhe von Adidas, für die ich tatsächlich echtes Geld zahlen muss, ich brauche keine virtuelle Lebensabschnittsgefährtin, die sich vornehmlich als Hase mit Lederjacke durch die Welten begibt. Die Faszination der Spiele wird mir einfach nicht klar. Mein Ausflug, mit krankhaften Zügen, in die kleine, sehr limitierte Welt von Guild Wars war zwar unterhaltsam, aber nicht so fantastisch, dass ich dafür zum kompletten "Freak" mutieren, und mich tatsächlich im RL über "Mobs" und "Combos" unterhalten würde.
Meine Meinung ist daher auch: Ich mag keine Online-Rollenspiele(r). Sie geben mir kein Identifikationspotential, keine spielerisch sinnvolle Basis, und sie können den Nerd-Faktor einer Person manchmal recht frappierend steigern.
Solange es nur Konzepte wie die heutigen gibt, werde ich nicht schwach werden können. Höchstens neuer Kram wie "Star Trek Online" könnte mich faszinieren, aber Zwerge, Krieger, und holde Ork-Jungfrauen sprechen mich ungefähr so an, wie ein buntes Bild einen Farbenblinden.
Regards, eX!