Vohaul42 am 18.01.2007 11:24 schrieb:
Lieber ein Dutzend solcher Spiele als ein Postal³, das ja anscheinend in der Branche selbst als Schandfleck gilt.
Die Kernidee beider Entwickler scheint hier zu sein, gesellschaftliche Themen irgendwie anzusprechen und nicht ganz "sauber" an den Spieler zu bringen. Postal 2 karikiert die amerikanische Haltung zu Waffen, Sex, Gewalt, Terrorismus und die Fadenscheinigkeit bzw. die Doppelmoral der Menschen. Auf der einen Seite demonstriert man friedlich gegen Krieg, auf der anderen Seite hingegen stürmen bewaffnete Demonstranten das virtuelle Entwicklerstudio im Spiel. Ein Sinnbild für den Wahn der teilweise in den Staaten zu herrschen scheint. Es gab da schließlich hinreichend bekannte Klagefälle gegen Spielehersteller, wo die Bevölkerung auch teilweise sehr rabiate Meinungen und Vorgehensweisen hatte.
Von diesem Columbine RPG halte ich generell überhaupt nichts. Kritische und relevante Themen, die auch tatsächlich auf wahren Begebenheiten basieren, sollte man nicht in Form eines Spiels behandeln, oder versuchen Menschen so "aufzuklären". Das Medium "Spiel" eignet sich imho nicht dazu, dem Betrachter glaubhaft und vor allem
würdig zu vermitteln, was an dem Ort im Jahre 1999 passiert ist. Dieser Comic-Stil verniedlicht imho sogar noch das Geschehene, und kleine Pixelmännlein können wohl kaum ernsthaft das Grauen der Tat oder die Trauer der Angehörigen ausdrücken. Gerade in einer Zeit, wo wieder diese Killerspieldiskussion künstlich aufgebaut wird, sind solche Spiele pures Gift für die Gamer und die ganze Branche. Wenn Außenstehende bereits nicht verstehen können, was an CS taktisch sein soll, oder dass das Spiel "Final Fantasy" herzlich wenig mit Gewaltverherrlichung zu tun hat, wie soll man denen dann erst klarmachen, dass dieses Columbine-Game eine ernst gemeinte soziale Auseinandersetzung mit dem Amoklauf sein soll? Spiele sollen meiner Meinung nach nicht solche schwerverdaulichen Themen behandeln. Besonders weil der Aspekt der Interaktivität hier ganz besonders fatal gewertet werden kann. Spielt man die Figuren nur die Tat zu rekonstruieren, oder spielt man die Figuren nur damit der Spieler vll. den Hass und den Zorn auf die Mitschüler verstehen kann? Spiele haben immer einen gewissen Identifikationsfaktor, sobald man sich aber mit einer Figur identifizieren kann, die tatsächlich reale Morde begangen hat, dann ist der Punkt gekommen wo man solche Programme und Spiele wirklich kritisch beäugen, oder gar komplett verbieten sollte. Kunst ist dieses Spiel in meinen Augen definitiv nicht. Eher ein einfaches Machmerk um zu polarisieren, bzw. die berühmten "15 Minutes of Fame" einzufahren.
Die Gesellschaft ist noch nicht so weit Spiele zu akzeptieren, die tatsächlich authentische Themen behandeln.
Regards, eX!