Da ich gerade pikierende Aussagen seitens der Blue Byte-Produzenten in dem Interview vorfand, möchte ich meinen Senf abgeben. Dazu zitiere ich den relevanten Teil. Es geht um Free2Play-Spiele.
Schmitz: "Onlinespiele müssen ja nicht zwangsläufig Multiplayer-Spiele sein. Es können auch Solospiele sein, die irgendeinen Vorteil bieten, weil du online bist, und seien es auch nur Cloud-Speicherstände. Oder du kaufst ein Singleplayer-Spiel nicht, sondern zahlst nur für die Spielzeit. Das fände ich sehr fair."
Das halte ich nicht für fair, sobald man über den ursprünglichen Kaufpreis hinauskommt. Was ist denn da für eine Gegenleistung, wenn es nicht weiter entwickelt wird? Soll ich dafür bezahlen, dass die mich auf ihrer Plattform kontrollieren können? Zudem wäre ich von dieser Plattform abhängig. Die wird mit Werbung verseucht sein und mich binden. Wenn die Spielstände hops gehen, werden sie nicht haften und wie bei Steam werden mir jegliche Eigentumsrechte abgesprochen werden. Was oft vergessen wird, ist, dass die Spieler unter Umständen auch eine Menge Arbeit aufwenden, wenn sie sich mit dem Produkt beschäftigen, nur dass diese nicht geldlich entlohnt oder anerkannt wird. Außerdem werden Spiele oft künstlich gestreckt, buggen oder dauern einfach länger, so dass die Spielzeit kein verlässliches Maß darstellt.
Ein Abonnement mit Mikrotransaktionen ist schlecht absehbar, Kontonummern müssen hinterlegt werden, Rechtliches geklärt. Und dass die Gesetzesgrundlage mit dem technischen Fortschritt Schritt hält, ist ja nicht gerade der Fall.
PC Games: "Wie viele Spieler zahlen für Free2Play?"
Schmitz: "Es ist nur ein ganz kleiner Prozentsatz, so etwa im unteren zweistelligen Bereich. Das ist aber bei traditionellen Retail-Spielen genauso, wegen der Raubkopierer. Diese Spieler zahlen dann aber teilweise mehr, als sie für ein normales Spiel ausgeben würden."
Den "Raubkopierern" (Kampfwort, es ist kein Raub, es gibt weder Nötigung noch Gewalt noch Wegnahme) allein ist es sicherlich nicht geschuldet. Den Boxen liegen auch immer weniger Inhalte bei, die eine Materialisierung rechtfertigen. Dann sind die Preise gestiegen und vor allen Dingen würde ich sagen, dass viele Spiele heutzutage einfach dermaßen untereinander austauschbar sind, dass alles schnelllebig ist und keinen Wert mehr hat, was dann wieder Kopierer auf den Plan ruft.
Free2Play ist irgendwie so Soziogaming. Die, die zu viel Geld haben, blasen rein, womöglich über ihre Eltern, da es sich hier um ein Spiel handelt. Dafür bekommen sie gerade im Multiplayer Prestige und Vorteile. Die Teilung der Gesellschaft bleibt bestehen. Keiner weiß, ob die Entwickler nun gerechtfertigt verdienen. Zumindest werden die Spiele unter dem Zwang der Ausrichtung verstümmelt und für den Großteil der Benutzer entwertet.
PC Games: "Die Spielkonzepte sind ja auch darauf ausgelegt, den Spieler zum Zahlen zu bringen."
Schmitz: [...]
Wendzinski: "Es ist wichtig, den Spieler durch sogenannte Retainment-Mechaniken immer wieder zurück ins Spiel zu holen, weil irgendetwas passiert oder eine vorher angefangene Aktion erfolgreich beendet ist. Das ist von Anfang an im Design enthalten. Die Spiele sind so angelegt, dass man sie nicht in einem Rutsch durchspielt."
Die Aussage erscheint besonders erschreckend. Hier wird also angemerkt, dass man mit Absicht kein vollständiges Produkt bietet, sondern den Kunden anfixt und dann mit willkürlichen Ergänzungen dazu treibt, es zu komplettieren. Erinnert mich an diese Modellbauhefte und an Activision, die nur Franchises wollen, die sie immer und immer wieder ausbeuten können, bis sie keiner mehr kauft.