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Gast1669461003
Gast
Das war nämlich tatsächlich meine Hoffnung, daß hier mal eine konstruktive Diskussion ohne Geflame in Gang kommen könnte. ?
Schwierig, da du dein Wort zum Sonntag in meinen Augen mit einem arg unnötigen Vergleich garniert hast. Über Kriegsspiele kann und darf man sich streiten, natürlich. Was hat der Islam damit zu tun? Der Islam ist erstmal nur eine Religion, nicht mehr und nicht weniger. Weder positiv noch negativ. Genauso wie alle anderen Religionen. Das schlechte daran sind wie immer die radikalen Fundamentalisten und der ganze Rattenschwanz bis zum Krieg, der dranhängt. Also das, was der Mensch aus der Religion macht und wie er sie nutzt. Auf der guten Seite stehen die religiösen Werte und der Glaube, der friedlichen Menschen Halt und Hoffnung verschafft. Das kann der Islam sicher, genau wie alle anderen Religionen. Das pauschal zu verurteilen ist schon mal sehr undifferenziert, aber wohl eben deine Meinung. Kannste ja mit machen, was du willst - musst aber damit rechnen, dass es kein Fundament ist, eine konstruktive Diskussion anzuregen, besonders, wenn es um ein anderes Thema und nicht Religionen an sich geht. Wenn du gezielt Islamisten meintest, die sich radikalisieren, musst du dich präziser ausdrücken.
Zum Thema Kriegsspiele: Krieg ist scheiße. Punkt. Weiß jeder mit gesundem Menschenverstand und eben diese Leute sollten maßgeblich dafür sein, wie über sowas diskutiert werden sollte, finde ich. Ich zum Beispiel sehe Battlefield 1 wie folgt: Ein technisch hochwertiges Produkt (nativ 21:9, yay!) samt vergleichsweise für's Genre mitreißender Handlung und einem kompetitiv spaßigen Multiplayer-Modus. Battlefield spielt man schließlich wegen dem Online-Modus, nicht wegen der Kampagne. Der sportliche Aspekt, wie stawacz schon sagte, ist also für die meisten Spieler das ausschlaggebende und auch für mich.
Dann zur Kampagne: Gleichzeitig ist jedes Kriegsspiel auch erstmal ein individuelles Produkt. Da gibt es die boderline-verherrlichenden Kriegs-Shooter mit diesem Realität verfälschenden US-Patriotismus, die sind weniger schön, und dann gibt es so Spiele wie Spec Ops: The Line, wo man im Subtext viel Lehrreiches mitnehmen kann, wenn man denn möchte. Folgen des Krieges auf die Psyche und so. Wichtig ist dabei auch die Inszenierung und da gibt sich Battlefield 1 zumindest Mühe, schon im Vorspann deutlich zu sagen, wie bescheuert dieser Krieg war, wie chaotisch und sinnlos. Das ist also eine ganz andere Nummer wie eine virtuelle US Army-Schießbude, aber immer noch ein Kriegsspiel. Warum will man das also spielen?
Eine Art morbide Faszination zum Beispiel. Das ist ja an und für sich auch erstmal nichts Schlimmes. Kommt natürlich darauf an, wie man diese Faszination stillt. Im Internet reale Kriegsvideos gucken und sich dabei einen abwedeln ist sicherlich nicht die richtige Art. Bei einem (guten) Kriegs-Videospiel kann man hingegen ein Stück Geschichte und Emotionen mitnehmen, die im Kopf des Spielers Respekt vor dem Krieg schaffen. Ich finde es schlichtweg interessant, sich in dieses Chaos wirklich hineinzuversetzen zu können. Nicht, weil ich es geil finde und es gern erleben würde, sondern weil ich es einfach besser verstehen möchte. Battlefield 1 ist da jetzt kein Paradebeispiel, nicht falsch verstehen. Ist ja nicht so, als wäre es wirklich realistisch und könnte wirklich das gleiche Gefühl vermitteln. Das würde auch niemand wollen, so viele Therapeuten gibt es auf der Welt auch gar nicht.
Aber mal ein Beispiel für das, was ich meine: Auf Reddit habe ich letztens einen Thread gefunden, in dem es um den Film Saving Private Ryan ging als er damals im Kino anlief. Viele Leute habe berichtet, wie Sie damals mit ihren Großvätern im Kino waren und diese im ersten Akt den Saal verlassen mussten, weil er zu realistisch war. Da kamen solche Sprüche wie "das habe ich schon gesehen - live." Ist nicht schön, aber das hat bei einigen etwas getriggert: Die jüngeren Generationen, die die Reaktionen ihrer Großväter gesehen haben, hatten plötzlich wesentlich mehr Respekt vor dem Krieg und einige der Veteranen haben zum ersten Mal begonnen, über ihre Erfahrungen zu reden und diese dann auch wirklich zu verarbeiten, trotz ihres Alters und auch wenn einige schon innerlich damit abgeschlossen hatten. Es ist nichtsdestotrotz interessant, was es ausgelöst hat. Battlefield 1 schafft das natürlich nicht, zumal die Veteranen des WW1 eh alle tot sind und es kein cineastisches Meisterwerk ist wie der Film, sondern eben nur ein Spiel mit anderen Schwerpunkten. Also nicht denken, ich würde Battlefield 1 einen Oscar verleihen und es auf den Lehrplan im Geschichtsunterricht setzen. Im Ansatz kann man da aber ähnliche Dinge mitnehmen. Aber...
...da kommt es auf denjenigen an, der es spielt und wie man dazu steht. Die wenigsten Leute spielen Kriegsspiele oder schauen Kriegsfilme, weil sie es "geil" finden und es abfeiern. Das mag für Leute wie dich so scheinen, weil du dich mit solcher "Unterhaltung" nicht befasst wie es Leute wie ich tun. Und das ist Okay. Und Natürlich gibt es die, dies es "geil" finden, aber in deren moralisch bedenklichen Köpfen ist sicherlich nicht die Existenz solcher Spiele das Problem. Ein normaler Mensch hingegen kann sich emotional von sowas insoweit distanzieren, dass er immer noch den Krieg verurteilen, an einem Spiel wie Battlefield 1 aber etwas Positives finden kann. Ob das nun der sportliche Multiplayer-Aspekt ist, das Stillen geschichtlicher Neugierde durch virtuell visualisierte Schauplätze und dadurch angeregte Diskussionen, so wie auch diese hier. Sicherlich wird so mancher sich jetzt auf Wikipedia über den ersten Weltkrieg informieren und sich ein wenig bilden. Könnte man auch so tun, klar. Manchmal braucht's aber auch einen Anstoß und bei jüngeren Generationen sind das meist eben Videospiele.
Man darf Kriegsspiele scheiße finden oder eben nicht. Beide Meinungen sollte man tolerieren. Was man nicht tolerieren sollte, da sind sich sicherlich alle einig, wenn jemand ein Kriegsspiel produziert, um gezielt zu schocken, Propaganda zu betreiben oder es spielt, weil er gern in die Rolle der Nazis schlüpft und es der Welt mal so richtig zeigen will. Aber zeig mir so jemanden - zumindest hier in diesem Forum. Die gibt es, aber um die geht es nicht und die sind nicht die Zielgruppe solcher Spiele und das ist auch gut so. Für solche Leute gibt es Spiele wie IS Defense. Die sollte es meiner Meinung nach auch nicht geben. Allein schon aus Pietät denen gegenüber, die aus dem Krieg flüchten und dann hier, in den Nachrichten, bei neu gewonnenen Freunden oder sonstwo, damit konfrontiert werden, während sie eigentlich davor fliehen wollte. In meinen Augen ist da Zeit ein wichtiger Faktor. Besonders dann, wenn man keine Substanz bietet, die so ein Spiel rechtfertigt.