Die Sätze "Denn nur sechs Gigabyte RAM für eine derart starke Grafikkarte halten wir für zu wenig." und "Den Preis der RTX 2060 halten wir ... für absolut gerechtfertigt." passen nicht wirklich gut zusammen, findet ihr nicht auch?
Nein, der Preis ist aus unserer Sicht deswegen gerechtfertigt, da sie nunmal eine zum Preisaufschlag genau passende Mehrleistung bringt. Aber trotzdem habe ich den Punkt mit dem RAM ganz klar als Kritikpunkt gekennzeichnet. Das heißt aber ja nicht, dass sie plötzlich ihr Geld überhaupt nicht mehr wert ist.
Es stellt sich dabei sowieso die Frage, ob in absehbarer Zeit ein Spiel auf den Markt kommt, bei dem unter Full-HD oder WQHD, wofür die Karte ja gedacht ist, die Leistung nennenswert schlechter wäre, nur weil die 2060 zwei GB "zu wenig" RAM hat. Wen jetzt die GTX 1070 oder 1070 Ti nachweisbar bei einigen Games doch schneller wäre als die RTX 2060 und man dies auf das RAM zurückführen könnte, würde es ein bisschen anderes aussehen.
Inbesondere mit einem Blick auf die aktuelle Leistung in Spielen ist die 2060 nun mal "trotz" ihrer 6GB RAM bei der Leistung sehr stark, liegt relativ nahe an einer GTX 1080 / RTX 2070, und der Preis geht aus diesem Grund daher völlig in Ordnung mit einem Abzug bei der B-Note wegen des RAMs. Da es ja sein KÖNNTE, dass in 1-2 Jahren die RTX 2060 ein Game mal wirklich bei nur 6GB einen Detailmodus nicht mehr gut darstellen kann, kritisieren wir ja auch die RAM-Menge. Allerdings ist selbst dann die Frage, ob die RTX 2060, wenn sie 8GB hätte, die Detailstufe, die mehr als 6GB VRAM verlangt, packen würde.
Nehmen wir ein ausgeachtes Beispiel: es kann gut sein, dass DER Detailmodus des Spiels, der 8GB verlangt, von der RXT 2060 sowieso nur mit 30-40 FPS dargestellt werden kann, selbst wenn sie 16GB hätte. Dann wird diesen Modus eh niemand spielen, sondern eine Stufe runtergehen, wo wiederm die 6GB-RAM dann kein Nachteil mehr sind. Es könnte aber auch sein, dass ein Spiel schon bei mittleren Details mit 8GB zb 20% schneller läuft als mit 6GB - das kann man aber aktuell noch nicht wissen bzw. so einen Fall gibt es bisher noch nicht,
Wer nicht gerade zum allerbilligsten der verfügbaren Modelle greift - und dafür gibt es meist gute Gründe - ist mit runden 400 Euro dabei (und es geht auch noch deutlich teurer). 8 GB braucht die Karte damit nicht nur, damit der Speicher mit den restlichen Performancedaten mithalten kann, sondern auch deshalb, um den fetten Aufpreis gegenüber der 1060 zu rechtfertigen.
Das finde ich nicht, dass eine Karte nur weil sie teurer ist
unbedingt mehr RAM braucht und direkt nicht mehr als "ist ihr Geld wert" eingeordet werden darf, wenn sie das RAM nicht bietet. Die 2060 ist aktuell 60% schneller, kostet 60% mehr als die GTX 1060 - der Preisaufschlag entspricht also genau dem, was man als Vorteil bekommt. Falls in der Zukunft ein Spiel wirklich bei nur 6GB nachweisbar langsamer läuft als mit einer normalerweise gleichstarken Karte, die aber 8GB nutzt, würde das ja zudem auch für die GTX 1060 gelten, d.h. der Leistungsvorteil bleibt auch dann auf Niveau des Preisaufschlags.
Worüber man eher reden könnte wäre der Vergleich zu einer GTX 1070, bei der aber die Frage ist, wie lange es sie noch im Handel gibt.
Der Speed des RAMs kann übrigens auch viel ausgleichen, was man bei den ersten Karten mit HBM bei AMD gesehen hat, die trotz nur 4GB keine Probleme bei Games in den Detailstufen hatten, die eigentlich mehr als 4GB forderten. Auch deswegen kann es gut sein, dass die RTX 2060 ihren Vorsprung zur GTX1070 hält, selbst wenn ein Spiel
eigentlich mehr als 6GB empfiehlt.
Würde diese Karte entweder über 8 GB Speicher verfügen oder nicht mehr als 300 Euro kosten, könnte man in der Tat von einem "absolut gerechtfertigten" Preis sprechen, aber auch nur genau dann.
Das ist aber ein ganz schöner Anspruch. 60% Mehrleistung als eine GTX 1060, ca. 50% mehr als eine RX 590 mit 8GB - und dann soll die keine 300 Euro kosten? 2GB RAM mehr oder weniger machen doch keine 150€ aus...
So, wie die Dinge tatsächlich liegen, ist die Karte schlicht unausgewogen, zu teuer und über einen Zeitraum von mehr als 12 Monaten wenig zukunftstauglich. Da reicht schon ein Blick auf die jüngst bekannt gewordenen Systemanforderungen des neuen Metro-Titels, um das klar vor Augen geführt zu bekommen ...
Das wird sich noch zeigen, ob man mit der Karte dann wirklich nur wegen des RAMs Abstriche in Kauf nehmen muss. Denn die Anforderungen sind oft ein Mix aus Eckdaten, die man empfiehlt. Es kann sein, dass DANN 8GB für hohe Details Pflcht sind, wenn man noch eine Pascal-Karte hat, eine Turing-Karte aber auch mit 6GB keinerlei Probleme haben wird.
Die Angaben der Publisher sind nämlich eben oft vage - für Metro Exodus wird ja eine RTX 2060 für hohe Details empfohlen, aber im gleiche Zuge 8GB VRAM - das wäre ein Widerspruch, FALLS die wirklich meinen "8GB Minimum, Basta!" - aber die Angaben sprechen eher dafür, dass es nicht 8GB sein MÜSSEN, sondern es soll ein Anhaltspunkt sein, falls man eine Grafikkarte hat, die nicht erwähnt wurde. Für maximale Details könnten 8GB wirklich ein Muss sein - aber das würde die RTX 2060 eben selbst mit doppelt so viel RAM nicht mehr packen, weil dafür sowieso mind eine RTX 2070 nötig ist.
Aber alles in allem finde ich es super, wenn man sich seine eigene "Wertung" überegt und nicht blind nur ein Kurzfazit als Kaufanleitung nimmt - daher versuche ich auch, alle Aspekte mit reinzuschreiben, so dass man sich auch ein eigenes Bild machen kann. Denn vielleicht ist für DICH die RTX 2060 halt wirklich aus Deiner Sicht ein absoluter Fehlkauf, weil Du sicher bist, dass du noch während der Nutzungszeit der Karte zwingend mehr als 6GB brauchst. Dann ist das auch völlig ok so.
Übrigens: AKTUELL wäre eine GTX 1070 Ti übrigens noch eine bessere Wahl, solange die noch zu haben ist, da es 2-3 Modelle grad auch unter 400€ gibt - zum Redaktionschluss kostete die aber über 400€, das konnte also nicht in den Artikel mit eingehen.