Da muss ich dir wiedersprechen! Es braucht keinen Facharzt um das eigene Suchtverhalten zu erkennen. Die verschiedenen Suchtformen sind natürlich unterschiedlich aber das suchtverhalten selbst ist immer das selbe! Egal ob Stofflich oder nicht. Ein Facharzt stellt ledeglich die Diagnose um eine entsprechende Therapie bestimmen und durchführen zu können. Warum das bei Videospiel Sucht aber etwas komlizierter ist beschreibe ich weiter unten.
Das sicherlich nicht, aber es braucht immer einen Therapeuten/Psychologen, um das als Sucht zu verifizieren. Ohne diese Diagnose kann einem nicht geholfen werden! Sonst würde sich ja selber klassifizieren und würde das ganze System ad absurdum führen.
Richtig, die Videospielsucht ist von der WHO tatsächlich noch nicht klassifiziert worden. Das liegt aber zum einen daran das es diese form der Sucht erst seit ca. 15-20 Jahren vermehrt auftritt. Denn erst vor 20 Jahren sind Videospiele wirklich massentauglich geworden. Zum anderren ist es bei Videospielen auch gar nicht so leicht. Ist man schon süchtig wenn man täglich 5, 8, 16 Stunden oder noch mehr mit Spielen verbringt oder wenn man hunderte von Euros für MTs ausgegeben hat. Und was ist wenn lezterres zutrifft aber nur wenige Stunden pro Tag gespielt werden.
Das sind Fragen die eine Klassifizierung und auch eine spezialisierte Behandlung schwirig machen. Nur weil etwas noch nicht klassifiziert ist bedeutet das aber nicht das es das nicht gibt.
15-20 Jahre sind eine lange Zeit, nur wurde noch nicht genug bzw. intensiv auf dem Gebiet geforscht. Gaming als Massenphänomen sind erst seit rund 7-10 Jahre verbreitet. Als Beispiel nimm Posttraumatische Belastungsstörung, die gibt es erst in der Form seit 1980! Früher wurde das unter anderen Namen bezeichnet und öfter auch gerne mal als Schwäche ausgelegt. Die Krankheit hatte im Laufe von Jahrhunderten viele Namen, nur wusste niemand was genau es ist, wie es wirkt und wie es entsteht. Und ohne wissenschaftliche Studien wird "Gaming"-Sucht nicht klassifiziert werden können. Das ist aber Grundlage jeder weiteren Entscheidung/Klassifizierung.
Was der normale Mensch daraus macht, darüber denkt oder empfindet, hat dafür keinerlei Relevanz. Nur wissenschaftliche anerkannte Ergebnisse sind wichtig. Sonst würde ja jede "Analyse" in Klatschblättern Relevanz haben und das tun diese nun wirklich nicht.
Über tägliche Spielzeit und Zusammenhang zu Sucht sind auch noch keine relevanten Studien veröffentlicht.
Und was sind bitte MTs? Der Begriff sagt mir gerade nichts.
Und du kannst mir da schon glauben schenken, ich bin nämlich nicht nur selbst betroffen (allerdings mit der etwas allgemeinerren Computer Sucht) sondern habe auch schon Erfahrung in Stationären Kliniken mit Suchtspezialisierung machen können. Allerdings nicht Spiel- oder Computersucht sondern wegen einer Essstörung (geht zwar keinen was an aber nicht das hier einer noch auf die Idee kommt ich hätte Heroin oder so was genommen). MTs und Lootboxen sind glücklicherweise nicht (mehr) mein Problem.
Das tut mir leid und wünsche dir gute Besserung. Süchte gibt es viele, dir unterstellt wohl keiner gleiche eine Drogensucht. Im heutigen Zeitalter sind Süchte weit verbreitet und hat viele Formen, da wird sich wohl kein vernünftiger Mensch sich anmaßen, was du genau hast.
Und weil du selbst erkennst, dass du ein Problem(!) hast, ist ein wichtiger erster Schritt gemacht. Die Diagnose, was genau jemand hat, fällt immer noch ein anerkannter Therapeut/Psychologe und nicht man selbst.
Officiell hast du recht. Lootboxen sind noch nicht als Glücksspiel anerkannt. Die mechanik von Lootboxen ist dem glücksspiel aber zu ähnlich. Sicher, du bekommst garantiert etwas zurück. Die warscheinlichkeit etwas wirklich wertvolles heraus zu bekommen liegt aber unterhalb von 1%. In Star Trek Online zum Beispiel wurde ein Wert von 0,5% ausgerechnet. Du kannst also "Glück" haben und mit der ersten gekauften Box was richtig geiles bekommen oder erst nach mehr als 1000 geöffneten Boxen. Mit dieser Aussage gehe ich noch davon aus das nur ein Zufallsgenerator benuzt wird. Es ist aber auch möglich das die "Gewinnchance" mit der Anzahl der gekaufen Lootboxen des entsprechenden Spielers erst bis zu diesem Wert X ansteigt.
Sind Lootboxen Glücksspiel? Per Definition bisher nicht und auch hier dient in der Regel wissenschaftliche Arbeit dazu, um das zu definieren. CSGO kommt dem Glücksspiel noch am nächsten, erfüllt aber bisher auch nicht alle Kriterien.
Sollte sich wirklich jemand mit Lootboxen um Haus und Hof bringen, dann hat derjenige ein ganz anderes Problem, als die Lootboxen selbst.
Wissenschaftliche Studien zu Auswirkungen von solchen Lootbox-Mechaniken auf das menschliche Gehirn existieren nicht und ohne konkrete wissenschaftliche Ergebnisse kann man nicht einfach eine Entscheidung so erzwingen.
Man kann es proaktiv regulieren, aber verbieten dürfte schwer werden, da man sonst gegen diverse grundlegende Gesetze verstoßen würde.
Man kann es drehen und wenden wie man will, Lootboxen zielen auf suchtbildende Verhaltenseisen des Menschen ab. Einige können dem eben besser wiederstehen als anderre.
Und auch hier gilt das selbe wie bei der Videospielsucht. Nur weil es noch nicht annerkannt und reglementiert ist bedeutet das nicht das es falsch ist. Grade bei der Frage ob Lootboxen den Glücksspiel entsprechen oder nicht darf man auch nicht vergessen das bei dem Thema auch Interessengruppen aktiv werden (können) die eine Einordnung als Glücksspiel verhindern wollen.
Tut mir leid, aber das tun sie nicht. Sie sprechen den menschlichen Jagd- und Sammeltrieb an. Das Belohnungszentrum wird sicherlich auch stimuliert, aber bei weitem nicht so stark wie Drogen, Glücksspiel usw.
Und ohne diese Stimulation fehlt schlicht und ergreifend eine Voraussetzung, um es als klassische Sucht zu definieren.
Videospielsucht gibt es auch meines Erachtens nach, man kann ja auch schon diesbezüglich "behandelt" werden, allerdings hat das einige juristische Grauzonen/Probleme.
Das würde jetzt aber zu sehr ins Detail gehen.
Sicher wollen Publisher das Ganze nicht als Glücksspiel definiert sehen, aber die Lobby in Deutschland dürfte da nicht sonderlich stark sein, da nicht unbedingt viele Publisher hier vor Ort aktiv sind im größeren/relevanten Rahmen.
Zur Regulierung wird es wohl in ein paar Jahren kommen, aber Schnellschüsse würde ich nicht erwarten.
Es kommt aber auch darauf an ob die Spielmechanik so ausgerichtet ist das man Lootboxen für einen halbwegs vernünftigen vortschritt braucht oder ob sie nur beiwerk sind aus denen man mal was nettes heraus bekommt.
Das ist ja auch der Grund warum EA grade do derbe auf die finger bekommt. Das ganze System in SWBF2 ist so gestaltet das man entweder so viel Zeit Investieren muss das die schon an Suchtverhalten grenzt oder man Zahlt für die Lootboxen. Und das bei einem Vollpreis Titel!
Ich kenne kein anderren Vollpreis Titel (als AAA kann man die meisten nicht mehr bezeichnen) in denen Lootboxen so viel gewicht haben wie bei SWBF2. Die F2P Titel mal ausgenommen.
Obwohl ich dazu sagen muss das mich diese 08/15 MP-Shooter nicht die bohne interessieren weshalb ich seit längerrem nur noch wenig Kontackt mit MTs oder Lootboxen habe.
Das ist eine Entscheidung der Publisher ggf. der Entwickler. Und das kann man denen schlicht und ergreifend nicht verbieten, es geht nicht. Kein Gesetz dazu würde einer juristischen Prüfung standhalten, geschweige denn vor Gericht.
Das EA deswegen von den Fans auf die Finger bekommt, ist auch völlig verdient. Erst dadurch taucht das Thema ja zum ersten mal bei Politikern&Co auf.
Es liegt am Ende immer noch am Kunden selbst, ober er das System unterstützt. Immerhin hat man es bei anderen Spielen lange genug toleriert und auch gefördert. Mit den Auswirkungen müssen wir halt umgehen.
Das EA jetzt den Vogel abgeschossen hat, war durchaus zu erwarten. Jetzt nicht explizit von EA, aber irgendwann hätte ein Publisher sicher die Grenze überschritten und das hat EA diesmal geschafft.
Und jetzt sind die Publisher hellhörig geworden und beobachten das weitere Vorgehen und den verlauf ganz genau. Man will den Fehler ja so nicht wiederholen.