
- 15.05.2018, 09:42 #1
Umgang mit Depressiven
Ich habe einen Kumpel, der depressiv ist. Wir reden auch des Öfteren darüber und ich habe immer ein offenes Ohr.
Nun weiß ich ja, daß Antriebslosigkeit, Desinteresse und völlig abwesende Gedanken zum Krankheitsbild dazu gehören - aber folgendes hätte ich dann doch nicht erwartet:
Er geht bei mir auf die Toilette, bevor er nach Hause gehen will. Und meldet sich plötzlich, weil der Boden naß ist.
Nun gut, er wollte ja sowieso gerade gehen, also schicke ich ihn seines Weges und mache dann sauber.
- Einen Defekt an der Toilette kann ich nicht finden.
- Er hatte mir noch gesagt, daß er das Licht nicht angemacht hatte. (Es war bereits dunkel, der Lichtschalter funktioniert einwandfrei)
- Ich habe Scheißespuren an dem vorderen(!) inneren Rand der Klobrille gefunden
Daraus ergibt sich für mich jetzt folgender Verlauf: Er macht kein Licht, sieht daher nicht genau, wo er sich hinsetzt und setzt sich dann quasi mit den Klöten auf den vorderen Brillenrand und pißt einfach auf den Boden.
Aber was mich dann wirklich komplett angefressen hat: Das er trotz deutlich sichtbarer (wenn man das Licht anmacht) Aufnehmer danach das Handtuch nimmt, damit den Boden aufwischt, und dann den vollkommen nassen, vollgesifften Dreckslappen wieder an den Handtuchhalter hängt, als ob nichts damit wäre!
Nun meine konkrete Frage:
Wie gehe ich damit um?
Bisher habe ich noch nichts zu ihm darüber gesagt, aber am liebsten würde ich ihn mal lautstark fragen, ob er eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat und wie das denn jetzt in Zukunft aussehen soll: Muß ich jetzt immer mit ihm aufs Klo gehen, um sicher zu stellen, daß er keine Scheiße baut? Bzw nur an der dafür vorgesehenen Stelle?
Kann doch eigentlich nicht angehen, daß man einen erwachsenen 40jährigen erklären muß, wie ein Badezimmer funktioniert, was ja inzwischen schon meine 4jährige Nichte weiß.
Auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage: kann es sein, daß er gerade gedanklich gerade so weit weg war, daß er wirklich nicht gemerkt hat, daß er falsch auf dem Klo sitzt!?
Ich werde ihm auf jeden Fall erklären, was meines Erachtens passiert ist, aber wie?
Zum einen wird es ihm ja (hoffentlich) peinlich genug sein und eine zu lautes und zu deutliches Zureden wird in womöglich noch depressiver machen, weil ihm dadurch seine eigene Unzulänglichkeit bewußt wird - aber zum anderen muß ich auch klar stellen, daß ich sowas in meiner Wohnung nicht nochmal erleben möchte und daß er sich verdammt nochmal an die Grundregeln der Badezimmernutzung erinnern soll.
..."es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, [...] Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."
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- 15.05.2018, 09:48 #2
Ich vermute er wollte dein Reaktion testen? Depressiv hat ja nun nichts mit "ich weiß nicht mehr wie man richtig auf Toilette geht!" zutun.
Also ich würde ihn darauf ansprechen, aber eben in einem normalen Ton, dass du ja weißt das er im Moment eine schwierige Zeit durchmacht und du auch immer für ihn da bist, allerdings ändert das aber nichts an gesellschaftlichen Standards, an die man sich halten muss.
Ein Kumpel von mir war auch depressiv, aus für mich unerfindlichen Gründen, was dann in einem Burn-out und einem anschließenden Klinikaufenthalt geendet hat, begleitende Therapie und mittlerweile geht es ihm richtig gut. "Neue" Freundin, eine süße Tochter, gefestigt im Job.
Vllt. wäre das auch noch ein Anreiz für das Gespräch, ohne zu Wissen ob er bereits Hilfe in Anspruch nimmt: die ersten Gänge gemeinsam erledigen und alles in die Wege leiten, dass er prof. Hilfe bekommt.¯\_(ツ)_/¯
- 15.05.2018, 09:58 #3
Wenn er "meine Reaktion testen" will, indem er mir ins Badezimmer pisst, dann wäre eine Reaktion im Stil des Ausbilders von Full Metal Jacket angebracht.
Also ich würde ihn darauf ansprechen, aber eben in einem normalen Ton, dass du ja weißt das er im Moment eine schwierige Zeit durchmacht
Was jetzt akut ist: Er hatte die Auswirkungen mit massivem Saufen bekämpft und auch eine Entgiftung gemacht. Trinkt jetzt aber trotzdem Wodka zum Einschlafen ...
Vllt. wäre das auch noch ein Anreiz für das Gespräch, ohne zu Wissen ob er bereits Hilfe in Anspruch nimmt: die ersten Gänge gemeinsam erledigen und alles in die Wege leiten, dass er prof. Hilfe bekommt."es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, [...] Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."
- 15.05.2018, 10:04 #4
Ja, ich bin kein Psychiater, hatte aber jahrelang zur Studentenzeit einen Mitbewohner mit ärztlich festgestellter und jahrelang behandelter Depression.
Auch aus meiner Erfahrung ist das mit deiner Toilette kein Vorgang, der von der Depression herrührt.
Ich würde Rabowkes Empfehlung daher zustimmen, und dazu sagen: Das Internet fragen ist hier tatsächlich schwierig. Jeder Depressive könnte anders reagieren, bei mir war es so, dass sachliches Ansprechen von Störendem und sozial inadäquatem Verhalten von ihm ausdrücklich erwünscht war. Bei ihm handelte es sich aber wie gesagt keinesfalls um solche Dinge, sondern darum, wie mit dem Freundeskreis umgegangen wurde u.ä. Also suche das Gespräch, und bereitet dich eventuell darauf vor, dass ihm auf den ersten Schritten zu professioneller Hilde zur Seite stehst. Aber sprich ihn auch darauf an, dass sein Verhalten auf der Toilette nicht geht...Das Leben ist höchst gesundheitsschädlich und endet meist mit dem Tode...
- 15.05.2018, 10:18 #5
a) Je mehr Meinungen, umso besser. Womöglich gibt es ja eben auch Leute, die ähnliche Situationen erlebt haben oder Aspekte benennen, die man gar nicht berücksichtigt hat.
b) Die meisten Bekannten wüßten direkt, um wen es geht Und das ist ja nicht gerade eine Geschichte, die man mit identifizierbarer Person herumposaunen will."es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, [...] Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."
- 15.05.2018, 10:24 #6
- 15.05.2018, 10:40 #7
Okok, schon klar.
Nach deinem zweiten Post würde ich jedenfalls aus meiner persönlichen Erfahrung mit einem Erkrankten her meinen, dass das Vollpissen deiner Toilette eher auf die Suchtkrankheit zurückzuführen ist als auf eine Depression.
Wie dem auch sei, du hast selbst schon erkannt, dass du mit ihm reden musst. Kannst du ihn vielleicht im ruhigen Moment fragen, was seiner Meinung nach passiert ist? Bevor du ihm deine Sicht der Dinge darlegst meine ich...Das Leben ist höchst gesundheitsschädlich und endet meist mit dem Tode...
- 15.05.2018, 11:16 #8
Aus eigener Erfahrung gebe ich Dir den Rat:
Kontakt abbrechen, mit dem höflichen Verweis, sich doch bitte entsprechende, professionelle Hilfe zu suchen. Mit gut gemeinter Hilfe und Unterstützung kommt man da nicht weiter, sondern wird, im Gegenteil, zumeist selbst nicht ohne Schaden aus der Geschichte rausgehen.
In meinem Fall war's ein Junkie, der mich jahrelang nur Geld, Kraft und Nerven gekostet hat. Wenn man da keine professionelle Distanz wahren kann, macht es einen auf Dauer nur selbst kaputt."Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben."
Alexander von Humboldt
- 15.05.2018, 11:16 #9
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Nur mal so am Rande - Depressionen und Alkohol sind eine ganz üble Mischung, denn Alkokol löste Depressionen aus oder verstärkt sie.
Und es ist ganz schlecht, soetwas zu tollerieren, also nicht "deutlich" zur Sprache zu bringen. Nichts tun oder in einer angemessenen Art und Weise zu reagieren bestärkt ihn nur.
Also:: Er kann wiederkommen, wenn er deine Toilette nicht mehr verschmutzt und sich in Behandlung begeben hat. Punkt. Das ist der einzige Weg um ihm zu helfen. Wie gesagt - nichts tun bestärkt ihn und ich vermute, dass dir das nicht gefällt und gut ist es auch nicht für ihn. Ich kenne mich damit gut aus - näher möchte darauf aber hier nicht eingehen.
- 15.05.2018, 11:54 #10
"Nichts tun" kommt ja gar nicht in die Tüte. Die Frage, wie das denn jetzt in Zukunft laufen soll, wenn er bei mir aufs Klo will, bekommt er 100% zu hören - ebenso wie meine Vermutung der Ereignisabfolge.
Die Frage ist bloß, mit wie viel potentiellem Verständnis und Konfliktbereitschaft ich in das Gespräch reingehe."es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, [...] Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."
- 15.05.2018, 13:28 #11
Stand er denn bei dem Vorfall unter Alkohol? Wenn ja könnte es daran wohl eher gelegen haben.
- 15.05.2018, 13:47 #12
- 15.05.2018, 14:33 #13
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Ich halte eher eine Mischung aus Alkohol und Depressionen für die Ursache. Man gibt sich da schnell selbst auf und es ist einem egal, was anderen von einem halten. Und das wird nicht von selbst besser.
Deshalb ist es so wichtig, etwas zu tun, eine Grenze zu ziehen und diese zu kommunizieren. Man kann dabei unterstützen, Tipps geben, aber helfen können da nur Fachleute - aber nur, wenn er selbst will. Wenn man aber signalisiert, dass das ja nicht soo schlimm ist, es vielleicht toleriert, ändert sich nichts - es fehlt dann der nötig Leidensdruck.
- 17.05.2018, 14:03 #14
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Die Depressiven wollen selber nicht wieder normales Leben führen, deren ist viel einfacher einfach so leben wie es gerade geht und natürlich dazu jammern dass das Leben Scheisse ist. Aber was haben die gemacht um es besser zu leben? Nichts, die gehn zum Arzt lassen sich die Tabletten schreiben und weiter nichts... die machen nicht nur Ihr eigenes Leben kapput sondern auch das Leben von den anderen, die noch in Umgebung gibt. Und zu diesem Fall, hätte ich Ihn angerufen oder beim nästenmal geragr ob er noch wirklich alle Tassen im Schrank hat. Bekloppt ist er ja schon genug.
- 17.05.2018, 14:22 #15
- 17.05.2018, 14:23 #16"es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, [...] Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."
- 17.05.2018, 14:29 #17
Ich glaub das ist ein spambot.
"Das ist keine Meinung, sondern Wissenschaft. Und Wissenschaft ist ein kaltherziges Biest mit einem Stahldildo zum Umschnallen" Vincent Masuka
- 17.05.2018, 14:33 #18
- 17.05.2018, 14:41 #19
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[QUOTE=Worrel;10160264]Was ist das denn jetzt? Wieso gehst du denn bitte davon aus, daß Depressive depressiv sein wollen? Hast du da irgendeine sinnvolle Begründung, geschweige denn eine Quelle für oder ist das nach 5-Sekündiger gründlicher Betrachtung des Themas als Erleuchtung über dich gekommen ...?
[/Habe in meiner Umgebung auch ein Paar Depressiven und bei denen sehe ich dass es sogar denen gefällt depressiv zu sein. Bin der Meinung ausser sich selbts hilft dir niemand, die tabletten und Ärzte ist nur Hilfe für kurze Zeit. Man soll auch den Willen dazu haben um sich aus dem Zustand rauszuholen. Und natürlich es gibt auch verschiedene Arten von Depressionen und die Depression hat auch kein Gesicht, dass kenne ich auch. Aber immer hin der Mensch bringt sich selber zu diesem Zustand und nur er selber kann sich ausdem Zustand rausholen.
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- 17.05.2018, 14:43 #20
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Natürlich werden die meisten hier sich empören aber mir ist es egal, denn es ist nur meine Meinung.
Geändert von Cape93 (17.05.2018 um 14:55 Uhr)
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